Feiern in Gemeinschaft
'Heiligabend nicht allein'
Weihnachten ist das Fest der Liebe untereinander, und das feiert man am liebsten im Kreise seiner Familie. Doch was, wenn keine Familie da ist, wenn man zerstritten ist, die Kinder aus dem Haus und in der ganzen Welt verstreut leben? Was macht man, wenn geliebte Menschen nicht mehr da sind, was macht man am Fest der Liebe, wenn kein Geld für eine Feier vorhanden ist oder keine Wohnung? All jenen Menschen bietet der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) Jahr für Jahr am 24. Dezember für einige Stunden eine Herberge - seit über 80 Jahren.
Die Menschen, die den 24. Dezember in Gesellschaft verbringen wollen, werden von Jahr zu Jahr mehr. In den Anfängen fand der Abend noch im CVJM-Haus statt. „Die Kapazität der Räume reichte allerdings von Jahr zu Jahr weniger“, sagte Britta Lauenstein vom CVJM im halloherne-Gespräch. „Im Jahr 2000 waren rund 120 Menschen in den Räumen und die Enge war für alle bedrückend.“ Ab dem Jahr 2001 findet die Feier nun im Gemeindehaus an der Schulstraße 14 – dem Ludwig-Steil-Haus – statt. Seitdem können und werden rund 200 Gäste bewirtet. Es sind bedürftige Erwachsene, es sind muslimische Menschen, Alleinerziehende und Eltern mit Kindern. Sie alle sind dem Team willkommen, hier wird nicht unterschieden.
„Wir wollen allen Gästen, die mehr wollen als eine warme Mahlzeit, einen festlichen Abend bereiten“ sagte Margret Springkämper, die die Organisations-Fäden in ihren Händen hält. „Wir wollen sie bewirten, beschenken und mit ihnen zu singen, so dass sie für einen Abend ihre Sorgen vergessen.“ Damit das klappt, braucht es im Vorfeld und am Tag selber viele Helfer. Braucht es Sponsoren, die Lebensmittel, Hygieneartikel, Süßigkeiten und Geld spenden.
Braucht es am Morgen des 24. viele helfende Hände, damit die Gäste am Abend an festlich geschmückten Tischen Platz nehmen können und alles bereit ist. Ein erstes Team von rund 50 Helfern rückte dazu ab 10 Uhr an. Gemeinsam rückten sie Tische und Stühle, drapierten Tischdecken und schmückten Tische, deckten ein, schnitten 400 Brötchen, schmierten und belegten sie, verteilten Kuchen auf Platten, entfalteten und befüllten 200 Weihnachtstüten. Gut 2 Stunden später 'blitzte die Bude weihnachtlich'.
Einlass der Gäste am Abend war um 18.30 Uhr, die aber zum Teil schon seit 17 Uhr vor der Tür standen. Um 19 Uhr begrüßte Simone Weiß, die Vorsitzende des CVJM, die Gäste, die anschließend mit Heißgetränken, Brötchen und Kuchen bewirtet wurden. Die Atmosphäre war entspannt, die Tische feierlich gedeckt und der Tannenbaum leuchtete dazu. Rund 20 Helfer standen für die Gäste bereit: bedienten sie, kamen mit ihnen ins Gespräch oder übernahmen den schweißtreibenden Küchendienst.
Bevor der Posaunenchor des CVJM zum Mitsingen einlud, hielt der Pfarrer der Kreuzkirchen-Gemeinde, Kornelius Heering, eine kurze Andacht, alle Kinder im Saal erhielten ein Geschenk und es wurde der Film Mr. Bean - Fröhliche Weihnachten gezeigt. Traditionsgemäß bildete das warme Essen - Gulasch, Rotkohl und Nudeln - das seit Jahren vom Partyservice Heermann gespendet wird und von vielen helfenden Händen am Tisch serviert wurde, den Abschluss der Feier. Die Freude über den Abend spiegelte sich in vielen Gesichtern der Gäste wider, die sich mit einem herzlichen Applaus für den Abend bedankten. Bevor die Gäste den Heimweg antraten, erhielt jeder noch eine prall gefüllte Weihnachtstüte.
Ein Gespräch, das die halloherne-Redakteurin am Ende des Abend mitbekam: „Gut, dass es diese Feier gibt. Zuhause wäre mir die Decke auf den Kopf gefallen!“ Die Antwort des Tischnachbarns darauf, ließ sie noch mehr schlucken: „Sei doch froh, du hast wenigstens ein Zuhause.“
