
"...das schlägt Wellen"
Genähte Solidarität Teil 2
In Zeiten wie diesen...sind Mundschutze knapp. Vor einer Woche berichtete halloherne, dass die nähbegeisterte Livia Leichner in die Mundschutz-Produktion eingestiegen ist. Sie näht nicht für sich, sondern für Menschen, die sich mit einem selbstgenähten Mundschutz sicherer fühlen. Dass dieser Schutz nicht der Norm des Robert-Koch-Instituts (RKI) entspricht, das ist ihr und den Menschen, die ihn tragen klar. Aber mittlerweile haben sich auch Experten auf diesem Gebiet in Fernsehsendungen dazu geäußert: „Jeder Schutz ist besser als gar keiner. Die selbst genähten Mundschutze schützen im Idealfall den Gegenüber, also nicht den Träger.“
Viele helfen jetzt mit

Livia Leichner ist nun in die größere Produktion eingestiegen, hat ein neues Modell ausprobiert, das besser abdichtet und sagt: „Oh, oh....das schlägt Wellen. Ich versorge mittlerweile Hebammen, Pfleger/innen, COPD Patienten, Kitas und Therapeuten. Es gibt so viel Bedarf. Und das Schöne ist, es nähen jetzt viele Menschen mit. Das ist super - wie ein Stein im Wasser, der Kreise zieht." Wie gesagt: Jeder näht für sich alleine. Fertige Masken tütet Livia Leichner ein, beschriftet sie mit den Adressen und einer kleinen lieben Zeichnung, so dass sie in die entsprechenden Briefkästen gebracht werden können. 120 Masken hat sie so schon auf den Weg gebracht - mit Hilfe ihres Gatten, dem Bürgermeister. Der stellt sich auf seinen Roller und befüllt höchstpersönlich die Briefkästen – auch den meinigen. Danke schön.

Eine der Mit-Näherin ist Chiara Cremon. Sie hat aus „vier verschiedenen Schnittmustern ein „Patchwork“ gebastelt, das ist viel schneller zu Nähen und das lästige Bügeln entfällt“, freut sie sich. Auch sie hat schon viele Wunsch-Masken gefertigt, die die Menschen dann bei ihr abholen. Alles mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand versteht sich. Sie näht für Freundinnen, für den ASB, für Krankenschwestern, Ärzte und für einen befreundeten Anwalt. „Ja, für ihn habe ich einen schwarzen Mundschutz gemacht, den er im Gericht tragen wollte.“

Und als die Leiterin der Frühgeborenen-Station des Augusta-Krankenhaus in Bochum von den Schutzmasken hörte, hat sie gleich auch eine Bestellung bei Chiara aufgegeben. Die hat sie am Sonntag (29.3.2020) bei Chiara abgeholt, zusammen mit den genähten Babysachen, die Chiara gemeinsam mit Freundinnen bei verschiedenen Näh-Events (halloherne berichtete) gefertigt hat und sie selber auf insgesamt 250!!! aufgestockt hat.
Gelebte Solidarität

Mit dabei sind unter anderem auch zwei Selbstständige Menschen aus Herne Mitte: Frau Pham gehört das Nagelstudio AnsNails und Hasan Hetham hat direkt daneben seine Änderungsschneiderei. Beide dürfen im Moment ihre Geschäfte nicht öffnen. Aber anstatt zu schimpfen und zu lamentieren sitzen jetzt beide in ihren Läden und nähen Mundschutz für andere. „Hut ab und DANKE dafür“, freut sich Livia Leichner. „Unsere Solidarität zeigt sich dann hoffentlich nach Corona indem wir dann ihre Geschäfte besuchen!“
