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Schreckliche Wahrheiten kommen ans Licht beim Gespräch zwischen Mutter Lissy (Corinna Harfouch) und Sohn Tom (Lars Eidinger).

Für neun „Lolas“ nominiert

Film-Experiment „Sterben“

Update, Mittwoch (8.5.2024), 11:15 Uhr

„Sterben“ läuft weiterhin im Casablanca Bochum, Eulenspiegel Essen und Cinema Düsseldorf.

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Insgesamt neun „Lola“-Nominierungen gab es für den Deutschen Filmpreis, der am Freitag (3.5.2024) in Berlin verliehen wurde – und „Sterben“ sahnte mit vier Lolas, darunter „Gold“ als „Bester Film“ richtig ab. Weitere Preisträger: Corinna Harfouch („Beste Hauptdarstellerin“), Hans-Uwe Bauer („Beste männliche Nebenrolle“) sowie Lorenz Dangel („Beste Filmmusik“).

Der Film-Text

„Du musst an dein Herz glauben“ spricht ein kleiner Junge (Tom Böttcher) in eine Kamera, vielleicht die seines Vaters. Zeitsprung. Tom Lunies (Lars Eidinger), Anfang 40, ist inzwischen selbst Vater geworden. Jedenfalls gefühlt, denn seine „Ex“ Liv (Anna Bederke) hat das Kind mit Moritz (Nico Holonics) gezeugt, sich als Unterstützung im Kreißsaal aber Tom erbeten. Dessen Vater Gerd Lunies (Hans-Uwe Bauer) ist nicht nur an Parkinson erkrankt, sondern auch zunehmend dement, weshalb Toms Mutter Lissy Lunies (Corinna Harfouch), Mitte 70, froh darüber ist, dass ihr Gatte in ein Heim eingewiesen wird. Obwohl sie nun selbst sehr eingeschränkt leben muss in einer norddeutschen Kleinstadt.

Bisher konnte sie sich auf Gerds Ansagen verlassen bei der Fahrt zum Supermarkt. Nun, da der ganze Stress von Lissy abgefallen ist, kommen zur fortgeschrittenen Blindheit auch noch Diabetes, Nierenversagen und Krebs hinzu. Weshalb sie ihre Nachbarin Susanne (Corinna Harfouchs Schwester Catherine Stoyan) als Pflegekraft einstellt und ihren Sohn Tom um Hilfe bittet.

Toms Schwester Ellem (Lilith Stangenberg) hat sich auf St. Pauli die Kante gegeben und läuft nachts betrunken in ein Auto.

Der Dirigent eines Berliner Jugendorchesters besucht seinen Vater im Altenheim, hält aber seine Mutter auf Distanz. Toms Freund, der Komponist Bernard Drinda (Robert Gwisdek), belegt ihn mit seinem neuen Werk „Sterben“, das in der Philharmonie am Potsdamer Platz uraufgeführt werden soll, mit Beschlag. Ändert laufend die Partitur, ist mit Toms Dirigat nicht einverstanden, legt sich mit dem Orchester und insbesondere der Cellistin Mi-Do (Saerom Park) an. Als Gipfelpunkt seines Psychoterrors bei den Proben in der Schinkelschen Elisabeth-Kirche und einer Feier auf einem Hotelschiff an der East Side Gallery droht Bernard mehrfach mit Selbstmord.

Als Gerd Lunies stirbt, steht Gattin Lissy mit dem Bestatter (Hans Löw) allein im Ruheforst: Toms E-Auto hat den Geist jottwede in der Pampa aufgegeben und Tochter Ellen Lunies (Lilith Stangenberg) gar nichts von sich hören lassen. Die Zahnarzthelferin ist in einem lettischen Hotelzimmer aufgewacht, kann sich an nichts mehr erinnern. Schon seinerzeit, als sie von ihrem Bruder gebeten wurde, den Vater bei der Pflegestufen-Einschätzung der Krankenkasse zu unterstützen, ist die Liebeskranke auf St. Pauli abgestürzt: Ihr Lover Sebastian Vogel (Ronald Zehrfeld), Zahnarzt in der Hamburger Praxis von Dr. Kienzle (Helmut Zhuber), denkt gar nicht daran, sich von seiner in München lebenden Frau Lena (Eva Bay) und den beiden Kindern zu trennen.

Überraschende Wiedervereinigung

Zur Uraufführung von „Sterben“ kommt es zu einer überraschenden Wiedervereinigung in der Kreuzberger Markthalle Neun zwischen Tom und Liv sowie Sebastian und Ellen. Doch Letztere kommt nicht vom Alkohol los – und Bernard schmeißt mit seinem übermächtigen Ego das Konzert. So sitzt am Weihnachtsabend Mutter Lissy nur mit ihrer Nachbarin Susanne in der Messe und Tom allein vor dem Fernseher, nachdem er bei Liv und „seiner“ Tochter den Weihnachtsmann gespielt hat…

„Sterben“ ist ein mit 183 Minuten sehr langer Film über das Leben und den Tod, zart und brutal, absurd lustig und todtraurig, furchtbar bitter und manchmal überraschend schön. Wie das leicht optimistische Ende, das hier naturgemäß nicht verraten wird. Gedreht „in einem somnambulen Zustand“, so der Regisseur Matthias Glasner im Wild Bunch-Presseheft: „Wir treffen uns morgens und fangen einfach an, ohne Proben, jeden möglichen Zweifel verdrängend, no hope no fear, wie Caravaggio sagt, einfach immer weiter. Auf der Suche nach der Magie des Augenblicks, den die Kunst für einen bereit hält, wenn man sich dafür öffnet, in dem man ihn nicht erzwingen will.“

Das in fünf Kapitel aufgeteilte Experiment eines Films „als eine Annäherung an sich selbst“ und „gegen alle dramaturgischen Regeln“, so Glasner, „der sich selbst nicht kennt, der aus reiner Atmosphäre besteht, der im Ungefähren verharrt, der nichts beweisen, nicht mal behaupten möchte“, feierte seine Uraufführung am 18. Februar 2024 im Wettbewerb der 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin, wo es den Silbernen Bären für das beste Drehbuch sowie den Gilde-Preis der Filmkunstkinos gewann.

Neun Lola-Nominierungen

Insgesamt neun „Lola“-Nominierungen gibt es für den Deutschen Filmpreis, der am Freitag, 3. Mai 2024 in Berlin verliehen wird: „Bester Film“ (Jan Krüger, Ulf Israel, Matthias Glasner), „Bester Hauptdarsteller“ (Lars Eidinger), „Beste Hauptdarstellerin“ (Corinna Harfouch), „Beste männliche Nebenrolle“ (Robert Gwisdek und Hans-Uwe Bauer), „Beste Regie“ und „Bestes Drehbuch“ (Matthias Glasner), „Bester Schnitt“ (Heike Gnida) sowie „Beste Filmmusik“ (Lorenz Dangel).

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Zum Bundesstart am Donnerstag, 25. April 2025 läuft „Sterben“ u.a. im Casablanca Bochum, in der Schauburg Gelsenkirchen und in der Schauburg Dortmund, im Eulenspiegel Essen sowie im Cinema Düsseldorf.

| Quelle: Pitt Herrmann
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