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Nicola Henseler, Geschäftsführerin des jungen Unternehmens Fairnica vermietet Faire Kleidung.

Klare Sicht im Kleiderschrank

Faire Kleidung zu fairen Preisen

Bei Fairem Handel denken viele Menschen zunächst an Kaffee, Tee oder Bananen. Allerdings geht es bei Fairem Handel nicht nur um den sozialverträglichen Anbau und Vertrieb von Lebensmitteln. Das Engagement Global gGmbH, mit seiner Außenstelle NRW, macht seit Jahren auf die unmenschlichen Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter und die fatalen ökologischen Auswirkungen bei der Produktion vieler unserer Kleidungsstücke aufmerksam.

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Kleidung mieten

Dazu hat die Arbeitsgemeinschaft jetzt den ersten Fairen Modeführer herausgebracht (halloherne berichtete). Darin wird unter anderem die Hernerin Nicola Henseler vorgestellt, die im Oktober 2018 mit der Vermietung von fair gehandelter Kleidung an den Start ging. „Unsere Geschäftsidee basiert auf drei Säulen“, erzählt sie im halloherne-Interview. „Es sind die fair fashion, die capsule wardrobes und die Vermietung von Kleidung. Die drei Säulen sind das Konzept der Firma Fainica. Jede Säule für sich gibt es schon“, sagt Henseler, „aber die Kombination der Säulen, die gab es bisher nicht.“

Nicola Henseler von Fairnica mit Danica Jovanovic (AMD) bei der Vorstellung des Buy Good Stuff.

Seinen Anfang nahm Fairnica im Mai 2017, als Nicola Henseler ein Blog über die 'Nachhaltigkeit im Allgemeinen' ins Leben rief. „Im Zuge dessen habe ich mich immer mehr mit Fair Fashion beschäftigt. Naja“, sagt sie, „da kommst du irgendwann nicht mehr am Minimalismus vorbei. Das Nachhaltigste ist eben: wenig zu konsumieren. Wir brauchen keine überfüllten Kleiderschränke, sondern gut kombinierbare Anziehsachen.“ Darum lag es Nicola Henseler eigentlich auf der Hand, dass capsule wardrobe das Geheimnis sein müsste.

Capsule wardrobe kommt aus dem Minimalismus und ist eine Kollektion von wenigen Kleidungsstücken, die untereinander kombinierbar sind. „Uns geht es darum, alles was da ist, mit Kleidungsstücken quasi aufzustocken - die man aber nicht unbedingt besitzen muss.“ Da sie solch ein Angebot vermisste, dachte sie sich: „Nicht meckern, sondern machen.“ - Und sie machte.

Fairnica heißt die Firma und das Team um Geschäftsführerin Nicola Henseler ist mittlerweile angewachsen. Ihr Mann Thomas Henseler ist für den Kundenservice zuständig, Elisabeth Bruns erledigt die Buchhaltung, Lara Verena Rudnik zeichnet für die Grafik verantwortlich und Balini Ketheeswaran kümmert sich um den Einkauf und Vertrieb. Der Gedanke war, (Kleidungs)-Kapseln zusammenzustellen, die in möglichst vielen Kombinationen tragbar sind.

Dabei geht das Team davon aus, dass jeder in seinem Kleiderschrank eine blaue und eine schwarze Jeans hat, und mindestens ein weißes und ein schwarzes T-Shirt. Zusammen mit einer Kapsel, die 6-7 Teile enthält, sind so bis zu 30 Outfits möglich. Gemietet wird für 1-3 Monate. Die Kunden können sicher sein, dass jedes Teil, das sie mieten aus einer fairen und nachhaltigen Produktion kommt - und zwar durchgängig, vom Anfang bis zum Ende.

Diese sechs Kleidungsstücke gehören zu einer capsule wardrobe.

Das Team beteiligte sich mit der Geschäfts-Idee bei dem Gründungswettbewerb der Bochumer Wirtschaftsförderung - Senkrechtstarter - und belegte den 4. Platz: Zudem bekamen sie den Nachhaltigkeitspreis von der GLS-Bank verliehen. Zusammen gab es für die Herner 5.000 Euro - das Startkapital für Fairnica. „Es ging gleich vom ersten Tag an los, es ist eingeschlagen wie eine Bombe“, ist Henseler eigentlich immer noch ein bisschen fassungslos. „Wir sind die komplette Zeit ausgebucht, so dass wir Wartelisten führen.“

Mieten, anziehen, zurückschicken

Eingekauft wird bei Fair-Fashion-Labels. „Wir gehen aber auch auf Messen. Jetzt waren wir erst auf der Fashion-Week in Berlin. Dort schaue ich mir die Kollektionen an und kaufe.“ Vier verschiedene Kapseln, in den unterschiedlichsten Größen hat Fairnica im Augenblick im Angebot - im Herbst kommen drei weitere dazu. Wer Interesse an einer Kapsel hat, der geht auf die Website von Fairnica, sucht sich eine Kapsel aus und macht Angaben zu seiner Größe. Das Team packt die Kapsel und schickt sie dem Kunden nach Hause. Wer die Sachen selber abholen möchte, kann das natürlich auch machen.

Kommen die Sachen zurück, werden sie von dem Team selber gereinigt. Da Fairnica sich der Nachhaltigkeit und dem Umweltschutz verschrieben hat „verwenden wir ökologisches Waschpulver und einen Waschbeutel. Wir haben das Problem, dass wir keine noch Wäscherei finden, die mit uns kooperieren möchte. Es wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass wir uns eine Industriemaschine anschaffen werden.“

Öko-Faire Labels und Stores aus dem Ruhrgebiet bei der Vorstellung des Buy Good Stuff.

Es nimmt den Druck raus

Neben den ökologischen Gesichtspunkten, hat die capsule wardrobe noch ein weiteres und eigentlich unschlagbares Argument: „Es nimmt auch ein bisschen den Druck raus, dass man immer die gleiche Figur haben muss. Für Frauen, die zum Beispiel gerade ein Kind bekommen haben und die Schwangerschafts-Sachen nicht mehr sehen können, ist die Kapsel ideal", sagt Nicola Henseler aus eigener Erfahrung. Die junge Mutter greift im Augenblick selber auf die Kapseln zurück.

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Der Weg zur perfekten Garderobe

Wer in seinem Kleiderschrank so richtig Ordnung schaffen möchte, alleine aber etwas überfordert ist, für den hat das Team ein E-Book veröffentlicht. „Das ist quasi eine Anleitung, wie man aus seiner Garderobe eine capsule wardrobe zusammenstellt. In vier Schritten zur eigenen perfekten Garderobe“, sagt Nicola Henseler. hier geht es zum kostenlosen Download.

| Autor: Carola Quickels