halloherne.de

lokal, aktuell, online.
Edelgard Sprenger mit dem Buchobjekt Wortbruch aus der Ausstellung Erlesenes.

Edelgard Sprengel beim Herner Künstlerbund

Erlesenes im Kunstpunkt

In jedem Bücherschrank, in Antiquarien, auf dem Flohmarkt türmen sich Bücher und verstauben, setzen Patina an. Also was tun mit alten ausgelesenen Büchern? Edelgard Sprengel, Wanne-Eickelerin des Jahrgangs 1952, Vorstandsmitglied des Herner Künstlerbundes und Kuratorin der Kunstgalerie im Evangelischen Krankenhaus Herne, hat auf diese Frage eine vernünftige und eine verblüffende Antwort. Die erste lautet: Bücher wirft man nicht einfach so weg, man zollt ihnen den gebührenden Respekt. Die zweite Antwort gibt die äußerst sehenswerte Ausstellung Erlesenes, die am Sonntag, 1. Dezember 2019, um 11.30 Uhr im Kunstpunkt, der Galerie des Herner Künstlerbundes, an der Mont-Cenis-Straße 296 eröffnet und danach noch bis zum 26. Januar 2020 gezeigt wird.

Anzeige: Osterbrief

Bereits im Schaufenster der neben dem Sodinger Bunker situierten Galerie offenbart sich paradigmatisch der mit ironischer Distanz auch zum eigenen Werk gepaarte Einfallsreichtum einer Künstlerin, die auf so intelligente wie humorvolle Weise mit alltäglichen Gegenständen Assoziationen im Betrachter auslöst. In ihrer Installation, die der Ausstellung ihren Namen verleiht, bettet sie Hermann Hesses Auswahlband „Erlesenes“ wie ein Vogelnest in ein Geflecht aus Ästen ein. Und regt so auch dazu an, Hesses „Lektüre für Minuten“ überschriebene Gedanken aus seinen Büchern und Briefen 'mal wieder zur Hand zu nehmen.

Zwiegespräch und Querdenker aus der Ausstellung: Erlesenes von Edelgard Sprenger.

Für Edelgard Sprengel ist das Medium Buch gleichermaßen Inspirations- und Kreativitätsquelle. Mal stapelt sie in „Die allmähliche Anhäufung“ zehn mit einer Kordel verbundene Bücher übereinander zu einem Objekt, mal spaltet in „Wortbruch“ ein scharfkantiges Holzscheit David A. Yallops spannenden Dokukrimi „Im Namen Gottes“ über den mysteriösen Tod des 33-Tage-Papstes Johannes Paul. Und für ihr wuschelköpfiges Buchobjekt „Querdenker“ hat die Künstlerin Seiten aus dem Buch zu Fransen geformt: ein Buch im Afro-Look. Daneben halten zwei Bilder Zwiegespräch miteinander, andere collagierte Mischtechniken greifen Buchtitel wie „Schlafen werden wir später“ und „Im Schatten des Windes“ auf.

Edelgard Sprengel: „In meiner Malerei habe ich Buchtitel, Zitate und Buchstaben einfließen lassen. Nur fragmentartig sind Worte und Buchstaben noch lesbar. Bei den Buchobjekten wurden aus Büchern völlig eigenständige, neue Kunstwerke geschaffen. Nicht nur das geschriebene Wort, die Geschichte, der Inhalt sind das Material, sondern auch die Form, das Papier, die einzelnen Seiten werden in eine neue künstlerische, objekthafte Form verwandelt.“ Besonders eindrücklich nachzuvollziehen in ihrer 17-teiligen Hommage zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts: in Casani genannten Sperrholz-Rahmen vereint sie unbeschriebene Notizbücher mit handgeschöpftem Kahari-Seidelbastpapier aus dem Himalaya und unterschiedlichsten Gegenständen von einer Feder über Nägel und einen Geigenbogen bis hin zu Schrauben und Streichhölzern zu kleinformatigen Materialcollagen.

Anzeige: Glasfaser in Crange

„Das Leben in allen Nyancen“ ziehe sich durch ihr gesamtes Werk, so die lesefreudige und auch in elektronischen Zeiten weiterhin buchaffine Edelgard Sprengel, „das Gelebte und Erlebte fließt auch in die hier gezeigten Buchobjekte und die Malerei ein.“ Zur Vernissage am 1. Dezember 2019 spricht ihr Kollege Hans-Jürgen Jaworski einführende Worte, für die musikalische untermalung sorgt der Herner Gitarrist Lennard Montag.

Vergangene Termine (12) anzeigen...
  • Mittwoch, 4. Dezember 2019, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 8. Dezember 2019, von 15 bis 18 Uhr
  • Mittwoch, 11. Dezember 2019, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 15. Dezember 2019, von 15 bis 18 Uhr
  • Mittwoch, 18. Dezember 2019, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 5. Januar 2020, von 15 bis 18 Uhr
  • Mittwoch, 8. Januar 2020, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 12. Januar 2020, von 15 bis 18 Uhr
  • Mittwoch, 15. Januar 2020, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 19. Januar 2020, von 15 bis 18 Uhr
  • Dienstag, 21. Januar 2020, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 26. Januar 2020, von 15 bis 18 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann