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Das Meer ist der Himmel: Leon (Blerim Destani) blickt mit der Urne seines Großvaters Marian aufs Meer.

Das Meer ist der Himmel

Enkelejd Lluca bei der NRW-Premiere

Leon, ein kleiner Junge (Akil Birçe), der in einem albanischen Dorf bei den Großeltern lebt, will einen Käfer aus dem Brunnen retten – und fällt dabei selbst hinein. Zum Glück kann er gerettet werden, aber die Großfamilie ist in heller Aufregung.

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Schnitt. Ein nicht mehr ganz junger Mann, Leonard (Blerim Destani), den alle nur „Leon“ nennen, arbeitet mit seinem Partner Nico (Murat Seven) für einen Frankfurter Immobilienhai. Tagsüber kümmern sie sich um verpachteten Objekte im Rotlichtviertel Mainhattans, nachts aber sind sie als „Entmieter“ tätig: Sie setzen Ratten in Wohnhäusern aus, um Bewohner aus bestehenden Verträgen zu drängen mit dem Ziel, für die Wohnungen nach der Renovierung ein Vielfaches an Miete kassieren zu können.

Letzter Wille des Großvaters

Leon, der seit Jahren keine Verbindung mehr zu seiner Familie in Albanien hat, muss von seinem in Deutschland lebenden Onkel Eri (Edon Rizvanolli) beinahe mit körperlicher Gewalt dazu gedrängt werden, anderntags mit ihm nach Tirana zu fliegen: Leons Großvater Marian Talo (Gëzim Rudi) liegt im Sterbebett. Beide kommen zu spät, aber Eris Bruder Altin (Romir Zalla) und seine Gattin Eva (Mimoza Marjanaku) können Leon davon überzeugen, den letzten Willen des Toten zu erfüllen: Er soll die Asche des Toten am Strand seines Geburtsortes im Meer verstreuen. Es gibt von diesem Ort ein inzwischen reichlich zerknittertes und vergilbtes Foto mit Marian, wie er Leon als Baby in den Armen hält.

Auf dem Weg nach Lukovë, das an der Albanischen Riviera im Süden des Landes liegt, wird ihm mehrfach Zoe (Ariana Gansuh) über den Weg laufen. Die junge deutsche Fotografin war Mitpassagierin des Flughafen-Taxis in Tirana und reist für eine Reportage durch das aufstrebende, gerade touristisch neu entdeckte Albanien. Erster „Anhalter“ aber ist der Soldat Ilir (Tristan Halilaj), den er gerade noch rechtzeitig zu seiner Frau fährt, um bei der Geburt ihres Kindes dabei zu sein.

Brautraub und Strafe Gottes

Das Meer ist der Himmel: Zoe (Ariana Gansuh) und Leon (Blerim Destani) bilden ein besonderes Team auf der Autofahrt quer durch Albanien.

Adrian (Amos Zaharia) ist auf dem Weg zu einer großen traditionellen Hochzeit in seiner Familie mit dem Motorrad gestürzt und Leon, der inzwischen die ausgeraubte Zoe aufgelesen hat, fährt ihn hin. „Den ganzen Tag essen und im Kreis tanzen“: Zoe machts Spaß und beide bleiben über Nacht. Bis Adrian die Braut (Ilirda Bejleri) raubt – und sich für Leons Land-Rover als Fluchtfahrzeug entscheidet. Erst gibt’s Zoff mit Zoe, die Leon einfach in der Pampa aussetzt, dann streikt wie zur Strafe Gottes der Kühler.

So macht er die Bekanntschaft mit Dian Rrapi (Ndriçim Xhepa) und der von ihm betreuten Kinderschar, die er als Hafenarbeiter sozusagen von der Straße aufgelesen hat. Ihre Eltern waren entweder tot oder ins Ausland geflüchtet, jedenfalls fort. Sodass die Kinder Lebensmittel und andere Waren fürs eigene Überleben stahlen. Dian hat ihnen eine neue Heimat und eine seriöse Beschäftigung gegeben – Grund genug für Zoe, ihn auf ihrer Reportagereise zu besuchen. Auch sie hat ein familiäres Päckchen zu tragen, lebt ihre kleine Tochter Sofia (Sofie Anu Kattner) bei ihrem Vater Tom, mit der sie nur übers Handy verbunden bleibt.

Das Land der Skipetaren

„Da, wo du Freunde findest, ist dein Ort, ist dein Zuhause“ spendet Dian Trost. Und Leon geht zu Fuß zum Strand, um das Vermächtnis seines Großvaters zu erfüllen. Als er zurückkehrt, ist Dian gestorben. In seinem Zimmer findet er einen Zeitungsausschnitt über die „Helden von Lukovë“ mit zwei Fotos: das eine zeigt die beiden Fischer Marian Talo und Dian Rrapi, das andere ein ihm vertrautes Motiv am Strand…

„Das Meer ist der Himmel“ ist mehr als ein Roadmovie durch eine geheimnisvolle, einst von Karl May als „Land der Skipetaren“ bezeichnete und immer noch zu entdeckende Region mit berückenden Bildern des Frankfurter Kameramanns Dennis Mill. Der zweite, über zwei Stunden zunehmend packende Spielfilm des 1985 in Albanien geborenen Regisseurs Enkelejd Lluca, der 1993 mit seiner Familie nach Frankfurt am Main emigrierte und 2011 mit seinem Abschlussfilm „Frankfurt Coincidences“ sowohl den Publikumspreis des Filmfestes München als auch den Hessischen Hochschulfilmpreis gewann, ist ein sehr persönliches, zum Ende hin emotional aufwühlendes Statement über Familie und Migration.

Enkelejd Lluca kommt zur Premiere

Die Produktion des teilweise autobiographischen Films musste aufgrund des Erdbebens in Albanien 2019 und der Corona-Pandemie um zwei Jahre nach hinten verschoben werden. Der Film entstand mit einem Budget von nur rund 750.000 Euro mit insgesamt sechs Drehtagen in Frankfurt am Main und 32 Drehtagen in Albanien. Der im Original (Deutsch, Albanisch, Englisch) mit deutschen Untertiteln gedrehte Film ist am 19. November 2024 in Frankfurt/Main uraufgeführt worden und startet am 28. November 2024 in den Kinos.

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Leider ist der aus meiner Sicht stärkste Film seit langem nicht im Ruhrgebiet zu sehen. Immerhin kommt Regisseur Enkelejd Lluca zur NRW-Premiere am Donnerstag, 28. November 2024, um 19 Uhr ins Metropol-Kino an die Brunnenstraße 20 nach Düsseldorf, wo „Das Meer ist der Himmel“ anschließend auch gezeigt wird.

Mittwoch, 27. November 2024 | Autor: Pitt Herrmann