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Auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Karla (Karoline Herfurth) und ihre Kollegin Senay (Jasmin Shakeri) beraten im Rundfunkstudio die drängende Kinderfrage.

Neu in der Filmwelt Herne

Einfach mal was Schönes

Zwei Streifen auf dem Plastikröhrchen verheißen in diesen unseren Zeiten nichts Gutes. Es sei denn, es handelt sich um einen Schwangerschaftstest. Karla Matschke (Karoline Herfurth), die 39-jährige Late-Night-Moderatorin im Radio, ist seit drei Jahren mit Felix (Paul Walther) zusammen. Und weil ihre biologische Uhr immer lauter tickt, sind die beiden farbigen Striche für sie ein Grund zur Freude – bis ihr Freund in Familienvater-Panik ausbricht und Hals über Kopf aus der gemeinsamen Wohnung im Berliner Hansaviertel zieht. Die Folge: Abtreibung und Business as usual.

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Karla (Karoline Herfurth) hilft ihrer jüngeren Schwester Johanna (Milena Tscharntke), die Traum-Hochzeit auf Schloss Babelsberg zu überstehen.

Zwei Jahre später. Karla ist immer noch Single und der Zeitdruck, einen passenden Partner zu finden, ist noch einmal enorm gestiegen. Das Speed-Dating möglicher Väter beginnt mit einem bundeswehrtauglichen Hindernisrennen in der Pampa und wildem Sex im Auto – mündet aber in die abrupte Spaßbremse eines Anrufs seiner Gattin zwecks Brötchenbestellung für die Kinder. Darauf folgen Kaffeehaus-Gespräche mit diversen Männern – die reinste Freakshow. Was tun? Unter gutem Zureden ihrer fürsorglichen „Space Shuttle“-Kollegin und besten Freundin Senay (Jasmin Shakeri) beschließt Karla, sich ihren Kinderwunsch mittels Samenbank-Datei selbst zu erfüllen.

Entsetzte Reaktionen

Was bei der Familie mehr oder minder entsetzte Reaktionen hervorruft. Sowohl bei ihrer seit Jahren geschiedenen alkoholkranken Mutter Marion (Ulrike Kriener), die nichts so sehr fürchtet wie das Alleingelassen werden, als auch bei ihrem Vater Robert (Herbert Knaup), der sich neu gebunden hat. Aber auch bei ihren beiden Schwestern. Dabei betrügt die sich so souverän gebende Jule (Nora Tschirner), die Ältere und selbst Mutter dreier Kinder, ihren Gatten Simon (Raphael Rubino) nach Strich und Faden, während die neurotische, von Panikattacken heimgesuchte Johanna (Milena Tscharntke), die Jüngste, gerade mitten in den Vorbereitungen ihrer Hochzeit mit der dauertelefonierenden Profifußballerin Kate (Franziska von Harsdorf) steckt. Sie will „einfach mal was Schönes“ erleben und hat für Anderes keinen Kopf.

Dass Karla (Karoline Herfurth) ihrer Mutter Marion (Ulrike Kriener) den Ort der Hochzeit ihres Vaters mitgeteilt hat, entpuppt sich als Schnapsidee.

Doch zunächst heiraten Papa Robert und die um einiges jüngere Sandy (Kathrin Angerer), dessen „Ex“ Marion natürlich nicht zur Feier eingeladen ist. Weil Karla ihre Klappe nicht halten konnte, kann sich ihre tödlich verletzte Mutter regelrecht austoben als Party-Crasherin. Was Johanna und Kate eine Mahnung ist, die im Potsdamer Schloss Babelsberg eine Traumhochzeit in Weiß vorbereiten und sich für das Elternpaar Robert und Marion ein ganz besonderes „Exil“ auf der Pfaueninsel ausgedacht haben.

Sahneschnitte Olè

Im ganzen Trubel ist beinahe untergegangen, dass Karla auf der Hochzeit ihres Vaters Ole (Aaron Altaras) einen ausgesprochen gutaussehenden Mann getroffen hat. Er ist Krankenpfleger im Klinikum Westend und bei Nachtschichten begeisterter Rundfunkhörer. Als Karls sich als Moderatorin seiner Lieblingssendung outet, funkt es sofort zwischen den beiden. Was nun so gar nicht in Karlas aktuelle Planung passt, denn als potentieller Vater erscheint ihr der 28-Jährige viel zu jung…

Nach ihrem im Februar 2022 herausgekommenen Überraschungs-Hit „Wunderschön“ mit 1,7 Millionen Kinobesuchern ist bereits neun Monate später mit „Einfach mal was Schönes“ die nächste höchst erfolgsversprechende Familienkomödie Karoline Herfurths gestartet. In der sich die Regisseurin, Hauptdarstellerin und Co-Autorin durchaus ernsthaft und über weite Strecken erfreulich klischeefrei mit der Frage beschäftigt, was bei aller Dysfunktionalität Familie bedeutet und wie man in dem ganzen Chaos von umkämpften Rollenbildern, romantischen Idealvorstellungen und selbst auferlegtem Perfektionswahn einen kühlen Kopf bewahren kann. Mit tollen Schauspielern, die sämtliche Figuren bar jeder Schwarzweiß-Malerei so verkörpern, dass man ihre Reaktionen versteht, gar mit ihnen fühlt, vergeht die knapp zweistündige RomCom wie im Fluge.

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Damenabend

So empfanden es auch die restlos begeisterten überwiegend weiblichen Besucher bei der Preview am 16. November 2022 in gleich drei ausverkauften Sälen der Filmwelt Herne, die sich zuvor am Begrüßungsprosecco im oberen Foyer sowie an Verlosungen in jedem Saal erfreut hatten. Ein Kandidat für einen Damenabend im Dezember 2022 ist sicherlich „Oskars Kleid“ von und mit Florian David Fitz. Halloherne hat den berührenden Familienstreifen über ein neunjähriges Kind, dass sich nicht mehr wohl fühlt als Junge, weshalb es nun Kleider trägt und sich Lili nennt, bereits vorab sehen können. Mit der herausragenden elfjährigen Newcomerin Lauri, die in Bayern lebt, an der Seite u.a, von Kida Khodr Ramadan, Burghart Klaußner und Senta Berger. Mehr darf bis zum Kinostart (Embargo des Verleihs) nicht verraten werden.

| Autor: Pitt Herrmann