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v.l. Jasmin Mehle und Metzgermeister Christian Mehle.

Die Zukunft ist online

Eine Metzgerei gegen den Trend

Nachdem die alteingesessene Metzgerei Tonn an der Dorneburger Straße ihren Betrieb einstellte, stand das Ladenlokal leer. Seit Anfang Mai 2019 ist Fleischermeister Christian Mehle in den Tonn-Räumen mit seiner Metzgerei präsent. Damit schwimmt der 44-Jährige eindeutig gegen den Trend der vermehrten Geschäfts-Schließungen. Dabei macht Mehle noch etwas anders, er setzt auf das Internet. „90 Prozent unser Waren verkaufen wir online.“ Die Menschen bestellen bei uns ihre Fleisch- oder Wurstwaren, wir verpacken sie mit Kühl-Akkus und mit DHL-Express wird die Ware innerhalb von 24 Stunden beim Kunden abgeliefert. Seine online-Kundschaft hat Mehle in der gesamten Republik - von Nord bis Süd.

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Bei einem halloherne- Besuch in der Metzgerei erzählt Christian Mehle uns, dass er aus einer wahren Fleischer-Dynastie stammt - seine Großeltern, sein Vater, sein Cousin und auch sein Bruder sind und waren Fleischermeister. „Bis März 2019 hatten wir unsere Fleischerei in Gelsenkirchen-Resse. Das war der Betrieb, in dem mein Vater lange Jahre als Geselle gearbeitet hat - die Fleischerei Löken. Die hatten wir 2011 übernommen. Den Namen der Traditionsfleischerei - seit 1906 in Buer und davor seit 1850 im Dorf Westerholt - haben wir damals beibehalten.“

v.l. Verkäuferin Sabine Valtin, Jasmin Mehle, Metzgermeister Christian Mehle verpacken die Ware für den Versand.

Dass der Bueraner sich jetzt in Wanne niedergelassen hat, hat mit dem Brand zu tun, der am 11. März 2019 in dem Geschäfts-Haus in Resse wütete und das Haus quasi unbewohnbar machte. „Damals haben wir gedacht, das war es jetzt.“ Aber Mehle ließ sich nicht unterkriegen „es muss ja weitergehen“ und er rief bei seinem Kollegen Heinz Tonn an. Bei einem Telefonat mit der Frau von Heinz erfuhr Mehle, dass Kollege Tonn im Januar verstorben sei. Da Tonn keinen Nachfolger hatte, „wurden wir uns schnell einig“ und am 1. Mai 2019 eröffnete Mehle in den Räumen der Fleischerei Tonn sein Geschäft. Den Schriftzug seines Vorgängers lässt er zu Ehren von Heinz Tonn auch weiterhin an der Fassade.

Der Brand-Schaden vom März beziffert Mehle auf rund 35.000 Euro. „Versichert waren wir schon, allerdings nicht gegen Doofheit und groben Unfug“, sagt er mit einem leichten Grinsen. Damit zielt er auf die Hausbesitzerin in Resse, die eigentlich am Tag nach dem Brand, das Haus hätte wieder an den Stromkreis anschließen können. „Hatte sie aber nicht, daraus resultierte ein Großteil unseres Schadens. Wenn die Waren-Kühlkette einmal unterbrochen ist, kannst du das alles in die Tonne kloppen.“ In dieser Zeit konnte die Fleischer-Familie natürlich auch keine neuen Bestellungen annehmen.

v.l. Jasmin Mehle und Metzgermeister Christian Mehle haben die Fleischerei Tonn übernommen.

Auf online-Verkauf setzt Mehle schon seit längerem. „Man muss heute mehrspurig denken“, sagt er, „auch die Zeitung gibt es nicht nur noch als gedrucktes Werk. Die alten Medien sind tot.“ Der Theken-Verkauf laufe im Augenblick noch nicht so gut „wir haben ja noch die Baustelle vor der Haustür.“ Allerdings ist das auch nicht sein Hauptgeschäft. „Wie gesagt, wir setzen gezielt auf online" sagt Mehle, „denn die kleinen Metzgereien können immer weniger gut vom Theken-Verkauf überleben. Über unsere Seite www.loeken-partyservice.de können die Menschen uns ihre Bestellungen mitteilen.“

Metzgermeister Christian Mehle bedient seine Kundschaft.

Die nächsten sechs Monate hat Mehle noch einige Umbauarbeiten zu tätigen. „Das Veterinär-Amt hat uns eine lange Wunschliste an zeitgemäße Änderungen präsentiert.“ Sieben Angestellte kümmern sich heute um die Wünsche der Menschen, davon gehören fünf zur Familie. Der rege Fleischermeister setzt allerdings auf mehrere Pferde: so gibt es neben dem Theken-Verkauf einen täglich wechselnden Mittagstisch, den online-Verkauf und den Partyservice.

Zu diesen Öffnungszeiten findet der Thekenverkauf der Fleischerei Löken in der Metzgerei an der Dorneburger Straße 6 statt: Mo-Mi 8-13 Uhr, Do + Fr 8-18 Uhr und Sa 7-13 Uhr.

Dienstag, 4. Juni 2019 | Autor: Carola Quickels