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Ein Nachmittag im Heimatmuseum. v.l. Ralf Piorr, Donovan.

Ein Nachmittag am Museum

Der Hof am Heimatmuseum Unser-Fritz war am Sonntag (7.7.2019) das Ziel von rund 150 Menschen. Sie alle folgten der Einladung von Ralf Piorr, der seit 2012 als Historiker bei der Stadt Herne arbeitet und für die stadtgeschichtliche Ausstellung im umgebauten Heimatmuseum als Kurator verantwortlich ist. Anlass zur Feier am Sonntag war der 100. Geburtstag des Behelfspesonenwagen der Hibernia AG, wie der Wagen offiziel heißt. Den meisten Wanne-Eickelern ist er allerdings besser unter dem Namen Fritzchen bekannt, der heute ein Teil des Gleiscafés ist, das von Sandra Apostel-Schröder und Horst „Hotte“ Schröder betrieben wird. In solchen Behelfspersonenwagen sind zum Beispiel viele junge Männer aus Ostpreußen an die Emscher gekommen, um hier Arbeit im Bergbau zu finden.

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Fritzchen unser Gleiscafe

„Unser Tischlermeister, Jens Größel, hat Fritzchen in den letzten Wochen restauriert und wieder aufgehübscht, dass war für uns Anlass genug zu einem schönen Nachmittag einzuladen. Wir haben kein festes Programm und wollten einfach mal spontan sein“, schmunzelte Piorr. Darum drehte sich an diesem Nachmittag alles ganz spontan um Züge, Schienen und Wege - ja, und natürlich auch um den damit verbundenen Bergbau. Unterstützung erhielt Piorr von dem Musiker Christian Donovan, der - immer schön der Schiene entlang - Lieder von Zügen & Wegen sang, unterbrochen von Geschichten und Texten, die Ralf Piorr vortrug. So erzählte Piorr zum Beispiel von einem Plakat, mit dem gegen Ende des 19. Jahrhunderts (der Bedarf an Arbeitskräften stieg enorm) Arbeiter mit ihren „ordentlichen Familien“ aus Masuren angeworben werden sollten. Oder: Er las aus einem Reisebericht des Jahres 1911, indem ein Reisender (aus Gelsenkirchen) seine ersten Eindrücke seines Zielortes (Herne) beschreibt. „Herne ist ein gefährliches Pflaster. Unter den neu Angesiedelten waren Elemente, die nicht die Zuverlässigsten und Friedlichsten sein mochten.“

Ein Nachmittag im Heimatmuseum. im Bild: Donovan.

Als weiteren spontanen Programmpunkt zauberte Ralf Piorr Till Beckmann aus dem Hut. Der las aus der biographischen Erzählung Die Männer von Luise, die die Arbeit unter Tage ohne Pathos erzählt. Dazu spielte Donovan englische und irische Bergmanns-Lieder. Die Erzählung wurde 2017 von Ralf Piorr veröffentlicht, der das Manuskrikt des unbekannten Bergmanns entdeckt hatte und dessen Bühnenfassung - Weg vom Fenster - im Februar 2018 Premiere feierte (halloherne berichtete).

Ein Nachmittag im Heimatmuseum. v.l. Ralf Piorr, Donovan.

„Das ist doch wirklich ein schöner Nachmittag, in dieser netten und entspannten Hinterhof-Atmosphäre“, schwärmte eine Besucherin und erhielt spontane Zustimmung von den Menschen die an ihrem Tisch saßen. Und als Donovan als Zugabe ("kost' das Gleiche") noch zwei Lieder zum Mitsingen anstimmte - Heute hier morgen dort und Take me home, Country Roads - , da war ihr Nachmittag richtig rund.

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Nur für Hotte und Sandra war es wohl nicht ganz so entspannend: Sie schoben aus ihrer Küche unermüdlich Kaffee, Kuchen, Waffeln, Pommes, Currywurst und Kaltgetränke für die vielen Gäste über die Theke.

| Autor: Carola Quickels