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Gründungsfeier St. Christophorus.

... ist auf einem guten Weg

Die Großpfarrei St. Christophorus

Alle neun katholischen Gemeinden in Wanne-Eickel haben sich zu einer Großpfarrei zusammengeschlossen. Namenspatron ist der Hl. St. Christophorus. Seit dem 1. Januar 2019 gibt es in Wanne-Eickel nur noch die eine: Pfarrei St. Christophorus. Das wurde im Januar 2019 mit einem feierlichen Gottesdienst in der Sporthalle im Sportpark gefeiert (halloherne berichtete). Über 1.000 Christen nahmen daran teil. Die zehn Gemeinden in Alt-Herne taten sich schon im Januar 2017 zur Großpfarrei St. Dionysius zusammen.

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St. Christophorus und das Jesuskind.

Der Grund dieser Zusammenschlüsse ist nicht nur dem Priestermangel geschuldet, der katholischen Kirchen gehen auch die Gläubigen aus, das wiederum ist der demografischen Entwicklung geschuldet. Nun sollte man meinen, dass diese Gründe für eine Fusion sprechen. Allerdings waren damit nicht alle Gemeindemitglieder einverstanden, fürchteten sie doch um die Eigenständigkeit ihrer jeweiligen Pfarrei. „Es waren viele Diskussionen und gutes Zureden nötig, aber die Zahlen waren eindeutig“, sagt Pfarrer Ludger Plümpe, der die Gemeinde St. Christophorus leitet.

Pastoralvereinbarung

Im Juli 2019 haben der Pfarrgemeinderat, der Vermögensverwaltungsrat und das Pastoralteam von Wanne-Eickel nach zweieinhalb Jahren intensiver Beratungen die Pastoralvereinbarung, „die als Handlungsbasis zu verstehen ist“, für die Pfarrei beschlossen und unterschrieben. Die ist natürlich nicht in Stein gemeißelt. „Wir werden uns damit durchgehend beschäftigen und sie fortschreiben. In ein bis zwei Jahren müssen wir uns fragen: Stimmt das so noch? Wo müssen wir ändern oder nachbessern?,“ sagt Gemeindereferentin Monika Klöckener. Heute bestehe nicht mehr der Anspruch: Kirche auf Ewigkeit. Kirche soll beweglich sein, auf die Menschen zugehen und nicht darauf warten, das die Menschen kommen.

Pfarrer Ludger Plümpe.

Die Pastoralvereinbarung wird Samstag, 8. Februar 2020, durch Monsignore Dr. Michael Bredeck, im Auftrag des Erzbischof Hans-Josef Becker, in der St. Marien Kirche Eickel der Gemeinde überreicht. „Dazu haben wir all unsere Gremien eingeladen“, sagt Klöckener. „Dazu kommen noch Menschen aus dem Dekanat und der St. Elisabethgruppe und ruck-zuck waren wir bei über 250 geladenen Gästen.“

Der Auftrag von Paderborn war eindeutig: Jeder pastorale Raum muss eine Pastoralvereinbarung erstellen, in der die vier Handlungsfelder, die auch im Zukunftsbild des Erzbistums verankert sind, benannt werden sollen: Missionarisch vor Ort, Ehrenamt, Evangelisierung, Caritas und Weltverantwortung. Den Wanne-Eickelern fehlte dabei allerdings die Jugend. Klöckener: „Wir in Wanne-Eickel haben relativ früh gesagt: Nein, wir möchten mit der Jugend noch ein weiteres Handlungsfeld dazu nehmen. Wenn wir sagen, Kinder und Jugend sind unsere Zukunft, dann dürfen wir die nicht außen vorlassen.“ Und sie zählen die Pfadfinder, die Messdiener, die Kommunionkinder oder auch Projekte, wie zum Beispiel die Sternsinger auf.

Die Aktion Friedenslicht der Pfadfinder.

Kräfte bündeln

Fusionen, Kooperationen und Zusammenschlüsse werden landauf, landab als das Allheilmittel angesehen. Aber wie sieht es in der Realität aus? „Wir müssen uns von dem Kirchturmdenken verabschieden. Wir können nicht mehr in jeder Gemeinde alles anbieten und müssen (Gemeinde-) Grenzen überschreiten“, sagt Pfarrer Plümpe und nennt als ein Beispiel die Pfadfinder, die in St. Franziskus aktiv sind. „Dort wo eine gut funktionierende Arbeit an einem Standort stattfindet, dort sollte sie auch gemacht und eventuell ausgebaut werden. Das muss an einem anderen Standort nicht neu erfunden werden, dort gibt es unter Umständen ein anderes Angebot.“

„Es findet dort etwas statt, wo Menschen etwas in die Hand nehmen“, sagt Plümpe. „Wir können begleiten und fördern, aber die Menschen müssen selber die Initiative für ihr Quartier in die Hand nehmen,“ sagte er weiter. „Wenn Menschen auf uns zukommen und etwas initiieren wollen, dann bekommen sie die hauptamtliche Unterstützung von uns, die wir geben können. In vier Jahren sieht die Lage noch bescheidener aus, dann haben wir hier nur noch zwei oder drei Priester und zwei Gemeindereferenten."

Sind die Menschen in der Großpfarrei angekommen?

1. Stadtteilfest im Sportpark Eickel

Die neuere Vergangenheit habe gezeigt, dass auch an einem Ziel für die Großpfarrei gemeinsam gearbeitet werden kann. Plümpe und Klöckener nennen Beispiele wie das Stadtteilfest im Sportpark, den Auftritt beim Weihnachtszauber in der caritativen Hütte oder auch den Kirmesumzug. „Dabei wurde die Pfarrei gut repräsentiert und die einzelnen Gemeindemitglieder haben gemerkt: Wir sind Wanne-Eickel.“

„Es gibt viele Menschen, die für dieses 'Gemeinsam' mit anpacken. Die verstanden haben, dass es auf dieser Ebene Möglichkeiten gibt, die es vielleicht auf der klein-klein Ebene nicht gibt“, sagt Plümpe und wählt seine Worte mit Bedacht. „Aber es gibt natürlich auch die Menschen, die in ihrer Gemeinde was vermissen. Das wäre auch komisch, wenn das innnerhalb von einem Jahr vom Tisch wäre“, zeigt er auch dafür Verständnis.

Ein Lichtblick ist für ihn auch die Neuordnung der Kommunionvorbereitung, die jetzt bei einem Gesamt-Team liegt. Ein Angebot mit den Kindern nach Kevelar zur Hostienbäckerei zu fahren „ist mit 150 angemeldeten Kinder doch ein erfreuliches Ergebnis. Die müssen die Fahrt jetzt an zwei Tagen machen, da diese Fülle an Kindern, damit kommt die Bäckerei an ihre Grenzen. Jede einzelne Gruppe würde sich hingegen schwer tun, den Bus voll zu bekommen.“

Neu-Orientierung

„Wir müssen uns anders aufstellen und anders auf die Menschen zugehen. Früher hat man in den Gemeinden geschaut: Was haben wir für Jobs? Dazu brauchen wir zehn Leute und schwupps, saßen die in der Regel auf einem Langzeit-Ehrenamt-Posten. Heute geht es eher darum zu fragen: Wo kannst du dir vorstellen Zeit zu investieren? Wo möchtest du dich einbringen? Woran hast du Spaß? Wo siehst du deine Aufgabe in Kirche, in Gesellschaft?“

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Es geht in der Groß-Gemeinde St. Christophorus nicht um eine Bestandsaufnahme, sondern darum: „Was glauben wir, wie unsere Zukunft aussieht, beziehungsweise was müssen wir neu in den Blick nehmen, weil sich gesellschaftliche Zustände geändert haben?“ Wo sehen die Verantwortlichen in dem Zusammenschluss die große Chance Kirche neu mit Leben zu füllen und gemeinsam in die Zukunft zu tragen. Die zentrale Frage ist jedoch: „Wozu bist Du da, Kirche von Wanne-Eickel?

Die fünf Handlungsfelder

  • Missionarisch vor Ort: Wir gehen hinein in die Welt zu den Menschen und laden ein
  • Caritas und Weltverantwortung: Caritas heißt Liebe. Heißt: Wende deinen Blick auf den Nächsten und stehe ihm zur Seite.
  • Jugend: Freiräume und Angebote für Jugendliche schaffen.
  • Ehrenamt: Wird gefördert, entwickelt und unterstützt.
  • Evangelisierung: Angebote werden geschaffen um die Menschen mit ihrem Glauben dort abzuholen, wo sie stehen.
| Autor: Carola Quickels