
Ein etwas anderer Buddy-Streifen
Die einfachen Dinge
Großstadt-Hektik versus alpine Ruhe und Erhabenheit. Keiner hat einen so vollen Terminkalender wie Vincent Delcourt (Lambert Wilson). Da kommt es ungelegen, wenn sein schickes Cabrio auf einer Landstraße mitten im Gebirge plötzlich absäuft. Der überzeugte Single, der sich nur ein Leben auf der Überholspur ohne echte, also anstrengende Freunde oder gar familiäre Verantwortung vorstellen kann, sitzt mitten im grünen Nirgendwo fest – ohne Handy-Empfang.
Gerettet wird der Pariser Tech-Champion von Pierre Vemant (Grégory Gadebois). Der wortkarge Eigenbrötler lebt als Selbstversorger zurückgezogen auf einem Hof ohne Telefon- und Stromanschluss vor geradezu träumerischer Bergkulisse. In Wirklichkeit aber ist Pierre ein Meeresbiologe und als Plankton-Experte ein Nobelpreis-Kandidat, „der sich hinter den Manieren eines Holzfällers versteckt“ (Regisseur Éric Besnard im Presseheft). Er gabelt Vincent mit seinem Motorrad auf und muss ihn für die nächsten Stunden reichlich grummelig beherbergen. Die Gastfreundschaft ist schließlich heilig – sagte schon Homer. Und das Omelette mit frischen Eiern seiner Hühner ist wirklich lecker – sagt Vincent.
Während Pierre die Wortschwälle des Großstädters über sich ergehen lässt, schnuppert Vincent zum ersten Mal richtige Landluft – und die tut gut. Drei Stunden Schlaf am Stück in einer Hängematte – so viel Entschleunigung war nie. Schon bald wird der durch eigene Entwicklungen höchst erfolgreiche Unternehmer erneut mit der vielleicht wichtigsten aller Fragen konfrontiert: Ist er eigentlich glücklich? Als ihn neulich eine Journalistin (Déborah Lamy) mit einer entsprechenden Frage konfrontierte, brach er das Interview ab.
Nun stellt er sie sich selbst, da er mit dem bärbeißigen Einsiedler Pierre den personifizierten Einklang mit der Natur vor Augen hat. Zurück in Paris sieht Vincent nach einer Panikattacke aus heiterem Himmel endlich ein, dass er eine Pause braucht. Und er hat auch schon eine Idee, wo er sie verbringen möchte – und mit wem...
Ungemein leichtfüßige französische Komödie

Nach seinem Riesenerfolg mit der herzerwärmenden Liebesgeschichte „Birnenkuchen mit Lavendel“ („Le goût des merveilles“, 2015) und dem zur Zeit der Französischen Revolution angesiedelten Historiengemälde „À la Carte!“ (2021) über die Gründung des ersten Restaurants in Frankreich hat sich der studierte Politikwissenschaftler und Regisseur Éric Besnard mit einer erneut ungemein leichtfüßigen, also typisch französischen Komödie zurückgemeldet, die nach der Uraufführung am 18. Januar 2023 im Film Center Brignais in Lyon am 21. September 2023 in die deutschen Kinos kommt. Naturgemäß geht es auch um eine Liebesgeschichte, in der Marie Gillain als verwitwete Camille und Pascal Gimenez als Helikopterpilot Philippe aber nur auf den ersten Blick die Hauptrollen spielen.
In der 95-minütigen Geschichte einer besonderen Freundschaft zwischen dem naturverbundenen Einsiedler Pierre und dem großstädtischen Workaholic Vincent, grandios verkörpert von Grégory Gadebois, den wir schon in „À la Carte! – Freiheit geht durch den Magen“ als Koch Pierre Manceron bewundern konnten, und „Matrix“-Star Lambert Wilson, bringt uns Kameramann Jean-Marie Dreujou die sommerliche Landluft vor alpiner Bergkulisse unmittelbar ins Kino, bei uns zu erleben im Casablanca Bochum, in der Schauburg Dortmund, im Essener Luna im Astra, im Atelier Düsseldorf sowie in der OmU-Fassung im Capitol Bochum.