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„Erdenwärme“ heißt ein work in progress-Projekt der Wanne-Eickelerin Doris Brück aus Erdenfunden.

Neue Ausstellung im Treffpunkt Eickel

Das Bilderlose im Blick

Es ist zwar eine Gemeinschaftsausstellung, die unter dem Titel „Das Bilderlose im Blick“ am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 eröffnet wird. Aber es sind zwei ganz unterschiedliche künstlerische Positionen, die Doris Brück und Barbara Nora Tritschel anschließend noch bis zum 23. Juni 2024 im Café der Begegnungsstätte präsentieren.

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„Sind die aufgehängten Erdenfunde bilderlose Bilder?“ fragt die in Mülheim/Ruhr geborene und seit mehr als zehn Jahren in Wanne-Eickel lebende freischaffende Künstlerin Doris Brück, die als Mitglied des Herner Künstlerbundes im vergangenen Jahr in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen mit Malerei vertreten war.

Erdpigmente aus aller Welt

Gedichte von Herta Müller haben die Bochumerin Barbara Nora Tritschel zu ihren „gebrauchten Wörtern“ inspiriert.

Sie sammelt Erdpigmente aus aller Welt, die sie für die Eickeler Ausstellung auf 30x30 cm großen Leinwänden verarbeitet und zu drei unterschiedlich großen Tableaus zusammengestellt hat: Grob gemahlenes Granit aus den Bergen Korsikas steht neben feinen Pigmenten aus Jena und dem britischen Cornwall: Lehm-Kalk-Schiefer-Granit. „Zunächst sammelte ich Farbstoff für meine Malerei“, so Doris Brück, „doch zunehmend konzentrierte ich mich auf das Projekt Erdenwärme als work in progress und sammelte nur kleine Mengen Erde.“

Ihr Interesse für Erden begann in Südfrankreich und auf Korsika: „Die verschiedenen Töne von rotem und gelbem Ocker um Roussillon, der grüne Schiefer am Cap Corse sprechen mich als Malerin unmittelbar an. Der Klang Roussillons lässt mich an Rouge denken, die rote Farbe: Landschaft und Farbe werden eins.“ Doch auch gelblicher Lehm aus Wanne-Eickel und Steinmehl aus bräunlichem Ruhrsandstein haben für Doris Brück einen wohltuenden Farbklang.

Gebrauchte Wörter

„Worte sind wie Sand am Meer“ sagt die in Jena geborene und seit 18 Jahren in Bochum lebende Barbara Nora Tritschel: „Wenn ich meine Kästchen, die mit hunderten ausgeschnittener Wörter gefüllt sind, aus dem Regal hole, freue ich mich einfach an diesem Reichtum und an den unendlichen Möglichkeiten, die sich durch diesen eröffnen.“ Die Worte, die die Lehrerin in Zeitschriften und Werbeprospekten findet, ausschneidet und für ihre „Gedichte“ neu zusammensetzt, hatten früher ganz klare Aufgaben, etwa über den Zustand der Welt zu informieren oder für neue Produkte zu werben.

Aber diese Worte können mehr, so Barbara Nora Tritschel: „Und das ist das große Vergnügen: dass sie mit mir und ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Wir miteinander spielen. Wir verwirren uns und dadurch entsteht etwas Neues – vielleicht eine Ahnung, ein Kopfschütteln, eine verlorene Traurigkeit, eine Verwunderung oder ein kleines Stolpern in einen unbekannten Zwischenraum. Man weiß es am Anfang nie.“

Herta Müllers Gedichte

Auf Pappdeckeln, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich bei Barbara Nora Tritschels Gedichten Worte neu zusammen.

„Verwirrte Worte wissen mehr“: Lange bevor die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller, die im Banat aufwuchs und 1987 nach Deutschland kam, 2009 den Literatur-Nobelpreis erhielt, hörte Barbara Nora Tritschel eine Lesung der Autorin mit eigenen Gedichten, die aus ausgeschnittenen Zeitungsworten bestanden – für die Bochumerin, die erstmals in Herne ausstellt, eine Offenbarung: „Erst Jahre später begann ich selber damit, Worte zu deplazieren: Da, wo sonst Kuchenstücke, Pommes oder Würstchen auf ihr letztes Stündchen warten, finden sich Worte und Bilder zusammen und erzählen etwas, von dem ich bis eben noch nichts wusste.“

Vernissage am 16. März 2024

Die Ausstellung „Das Bilderlose im Blick“ wird am Samstag, 16. März 2024, um 16 Uhr eröffnet. Zur Vernissage spricht Tom Tritschel einführende Worte, für den musikalischen Rahmen sorgt Philip Stoll (Flöte) und Deborah Stalling steuert eine Sprach-Performance bei.

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Anschließend können die 74 Kacheln und 30 Gedichte noch bis zum 23. Juni 2024 im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 besichtigt werden: Montags bis freitags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie beim sonntäglichen Frühstücksbuffet am 17. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 jeweils von 9.30 bis 14 Uhr.

März
16
Samstag
Samstag, 16. März, um 16 Uhr bis Sonntag, 23. Juni 2024 Treffpunkt Eickel , Reichsstraße 66 , 44651 Herne
| Autor: Pitt Herrmann