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Die Trauerhalle auf dem Süd-Friedhof Wiescherstraße.

Trauerhallen sind noch geöffnet

Beisetzungen in Zeiten von Corona

In Zeiten wie diesen ändert sich die Zahl der an Corona Infizierten täglich und gleicht einem rasanten Höhenflug (Stand 22.10.2020: Inzidenzwert 152,8). Damit einhergehen die unterschiedlichsten Einschränkungen im täglichen Leben. Geburtstags- und Hochzeitsfeiern werden abgesagt oder verlegt, nahende Weihnachtsfeiern werden erst gar nicht geplant und die Treffen im Freundeskreis werden wieder weniger.

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Von diesen Einschränkungen betroffen sind ebenfalls Zusammenkünfte, die man schlecht verlegen kann und will: Bestattungen. Wir erinnern uns: Im Frühjahr 2020, im harten Lockdown, durften streckenweise nur drei nahe Angehörige an einer Beisetzung teilnehmen und alle Trauerhallen waren geschlossen. halloherne wollte wissen: Wieviele Menschen dürfen im Augenblick in Herne einen Verstorbenen auf seinem letzten Weg begleiten?

Stadtsprecherin Gina Günther verweist dazu auf die Corona-Schutzverordnung vom 17. Oktober 2020. Demnach gibt es keine konkrete Begrenzung bezüglich der Anzahl der Teilnehmenden. Allerdings ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung Pflicht und der Mindestabstand von 1,50 Metern zu allen Personen ist einzuhalten. Günther schränkt ein: „Für nahe Angehörige gilt das Abstandsgebot nicht, wenn geeignete Vorkehrungen zur Hygiene und zur Rückverfolgbarkeit sichergestellt sind. Wenn die Teilnehmenden während der Trauerfeier in den Trauerhallen auf festen Plätzen sitzen, kann der Mindestabstand zwischen Personen ersetzt werden, wenn die besondere Rückverfolgbarkeit sichergestellt ist.“

Auf dem Friedhof: Abstand halten und Maskenpflicht.

Eine genaue Personenzahl kann vom Pressebüro nicht genannt werden, da die sich nach der Größe der Trauerhalle richtet. Hinzu kommt noch wie viele „nahe Angehörige in der Halle sind, denn bei denen greift die Abstandsregel nicht, und dadurch können wieder mehr Plätze belegt werden.“ Auf dem Weg zum Grab gäbe es im Augenblick keine zahlenmäßige Begrenzung, solange der Abstand eingehalten würde.

Allerdings können sich diese Vorgaben täglich ändern - ähnlich wie die Zahlen der Infizierten. halloherne hat mit Bestattern in Herne gesprochen und keiner ist mit den aktuellen Regelungen zufrieden, zumal die Regeln von Friedhof zu Friedhof unterschiedlich sein können. Schon seit dem Frühjahr sei es ein ewiges Hin und Her. „Eigentlich bräuchten wir ein Handbuch für jeden Friedhof. Föderalismus ist ja gut und schön, aber...“ , sagt Bestatter Ralf Wandland im halloherne Gespräch. Manchmal würden sich die Regelungen innerhalb weniger Tage ändern.

Ralf Wendland.

Was im Landtag für das Land NRW beschlossen wird, bekommen die Bestatter über den Verband der Bestatter mitgeteilt - mit dem Zusatz: Die Behörden vor Ort entscheiden eigenständig darüber, was umgesetzt wird. Für die Einhaltung aller Regeln sind jeweils die Bestatter zuständig. Das bedeutet: Die Bestatter müssen gegebenfalls Desinfektionmittel und Masken zur Verfügung stellen, denn diese Dinge stellt die Stadt nicht zur Verfügung - das wurde schon in einer allerersten (Corona-)Mail an die Bestatter kommuniziert.

Der Bestatter Klaus Grafe berichtet ebenfalls von den unterschiedlichsten Auslegungen der Regeln: „Den makabersten Fall habe ich in der Trauerhalle in Holsterhausen erlebt. Zwölf Trauernde durften in die Halle, alle überzähligen Stühle wurden entfernt. Das ergab allerdings folgendes Gesamtbild: Die trauernde Witwe saß ganz alleine und direkt vor dem Sarg. Das hatte schon etwas von Strafsitzen.“

Dorothee und Klaus Grafe.

Auch für das Führen der Teilnehmerlisten zur Rückverfolgung sind die Bestatter zuständig. Das bedeutet im Extremfall, wenn an der Trauerfeier 150 Menschen teilnehmen, was im Augenblick noch (mit Abstand und Maske) erlaubt ist, müssen die Bestatter dafür Sorge tragen, dass diese Listen vollständig sind.

Das große Problem aller Bestatter ist, dass dieser Berufsstand nicht zu den systemrelevanten Betrieben gehört. Das macht sich zum Beispiel auch in der Rangfolge der Lieferung der Materialien bemerkbar. So wurden Bestatter in der Zeit des Lockdowns nicht mit Materialien wie Bodybags (Leichensäcke), Desinfektionsmittel oder Einmalhandschuhen beliefert, da die systemrelevanten Betriebe (Altenheime, Krankenhäuser, Gesundheitszentren) Vorrang hatten.

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Wenn man die Bestatter fragt, was sie sich wünschen, ist die einhellige Meinung: Anerkennung in diesem Bereich und natürlich den identischen Zugang zu den Materialien, die sie als Arbeitsmaterial und auch zu ihrem eigenen Schutz brauchen.

| Autor: Carola Quickels