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Optimistisch Stimmung: Der Herner Arbeitsmarkt für 2021 wurde vorgestellt (Archivbild).

Erfreuliche Arbeit trotz Corona, Optimismus für das Jahr 2022

Arbeitsmarkt auf dem Weg der Besserung

Die Corona-Pandemie bestimmte auch im Jahr 2021 den Herner Arbeitsmarkt, doch insgesamt befindet er sich wieder auf dem Weg der Besserung. Dazu hätte es trotz der immer noch vorherrschenden Pandemie erfreuliche Ergebnisse gegeben. So lautet das Fazit der Verantwortlichen beim Bilanzpressegespräch vom Montag (13.12.2021). Mit dabei waren Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum, zu der auch Herne gehört, Karl Weiß, Chef des Jobcenters Herne und Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda.

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Im Schnitt gab es 2021 9.158 Arbeitslose (das sind neun weniger als im Vorjahr), von denen 68 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung hatten. Die Arbeitslosenquote betrug im Schnitt 11,5 Prozent, 0,1 Prozent weniger als noch 2020. Damit weist die Bilanz keine nennenswerte Verbesserung auf, sie hat sich im zweiten Pandemie-Jahr aber auch nicht verschlechtert. An die positive Entwicklung vor der Pandemie konnte sie allerdings noch nicht wieder anschließen.

Langzeitarbeitslose deutlich gestiegen

Dazu gibt es 4.214 Langzeitarbeitslose, das sind 945 mehr als im Vorjahr. Zu beachten gilt, dass es hochgerechnete Werte aus den Zahlen von Januar bis November 2021 sind, durch den Dezember könnten sie sich noch leicht verändern.

„Corona dämpfte leider das Beschäftigungswachstum bei den sozialversicherungspflichtigen Jobs. Hier konnten wir dennoch 1.021 neue Arbeitsstellen vermelden, das sind 2,1 Prozent mehr als noch im Vorjahr“, sagte Neukirchen-Füsers. Der Zeitraum ist dafür März 2020 bis März 2021. Insgesamt sind es mehr als 48.000. „NRW-weit gab es nur ein Plus von 0,2 Prozent.“ Über fünf Jahre gesehen sind 5.180 solcher Jobs geschaffen worden, ein Plus von 11,9 Prozent. „Wir wissen nicht, was wir ohne Corona geschafft hätten, das ist Kaffeesatzleserei. Aber diese Entwicklung trotz der Pandemie ist erfreulich und lässt uns zuversichtlich auf die kommende Zeit schauen“, sagte der Geschäftsführer.

Frank Neukirchen-Füsers, Leiter der Agentur für Arbeit Bochum, zu der auch Herne gehört.

Beim Anforderungsniveau dominieren mit 60 Prozent der Beschäftigen die Fachkräfte, Helfer machen rund 18 Prozent aus. Spezialisten und Experten, also meist Akademiker, sind jeweils zu rund zehn Prozent vertreten. „Der Trend geht klar zum Fachkräftemarkt“, merkte Neukirchen-Füsers an. Bei den Branchen führt mit 13,2 Prozent das Gesundheitswesen, welches auch im Jahr 2021 noch am zweitmeisten zugelegt hat. Dahinter folgen mit jeweils rund 7,5 Prozent der Einzelhandel sowie Erziehung/Unterricht. Rückgänge gab es bei Unternehmensberatungen, Vermietungen von beweglichen Gegenständen wie Autos und im Maschinenbau zu verzeichnen.

Kurzarbeit deutlich weniger als noch 2020

Die Kurzarbeit ist ebenfalls wieder deutlich rückläufig, nachdem sie 2020 einen Höchststand erreicht hatte. „Neue Anzeigen und die Anzahl der betroffenen Personen sind jeweils um rund 80 Prozent gesunken“, sagte der Arbeitsagentur-Chef. Hier gilt es aber den zeitlichen Verzug zu beachten, Kurzarbeit kann mit bis zu sechs Monaten Verzug angemeldet werden. „Im Juni 2021, also bei den letzten ausgewerteten Zahlen, waren noch 272 Betriebe mit 1792 Menschen betroffen.“ Wie groß der Umfang jedoch jeweils ausfällt, sei nicht zu erkennen.

Probleme bereiten der Agentur für Arbeit vor allem Langzeitarbeitslose und ungelernte Kräfte (Symbolbild).

Problematisch seien die Langzeitarbeitslosen. Hier gab es seit 2019 (2.747) bis 2021 (4.214) einen deutlichen Anstieg zu verzeichnen. „Das ist ärgerlich, hier waren wir auf einem guten Weg. Der ist durch Corona leider gebrochen worden“, sagte Neukirchen-Füsers. Dafür wurden zwischen Dezember '20 und November '21 191 neue Arbeitsstellen gemeldet, das sind acht Prozent mehr. „Vor allem in der zweiten Jahreshälfte haben wir wieder viele Stellen gefunden und besetzt. Insgesamt bin ich optimistisch für 2022“, so der Chef abschließend.

Kurzfristiges Ziel: 50.000 sozialversicherungspflichtige Jobs

Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda schloss sich diesem Optimismus an: „Der Arbeitsmarkt ist erstaunlich robust geblieben. Wir hatten ehrgeizige Ziele mit 50.000 Beschäftigten in sozialversicherungspflichtigen Jobs, das können wir bald erreichen. Die Kurzarbeit ist zum Glück zurückgegangen, nun gilt es wieder die einstellige Arbeitslosenquote zu erreichen.“ Magenschmerzen würden ihm die Anzahl der Langzeitarbeitslosen sowie die ungelernten Kräfte bereiten. „Das Risiko zur Arbeitslosigkeit verringert sich erheblich, wenn man eine Ausbildung hat“, so Dudda. „Ein Grund zur Freude sind die 2,1 Prozent Steigung beim Beschäftigungswachstum, auch wenn NRW nur bei 0,2 Prozent liegt.“

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Auch Jobcenter-Chef Karl Weiß teilt den Optimismus: „Wir waren auf einem guten Weg, mal sehen, wie es nun in den nächsten Wochen weiter geht. Wir haben gute Rahmenbedingungen geschaffen und werden unsere Fördermöglichkeiten weiter ausschöpfen. Viele Maßnahmen konnten nicht stattfinden, daher hoffen wir, dass dies bald wieder geschehen kann.“

| Quelle: Marcel Gruteser