'Ein Beruf der mich erfüllt'
Andreas Wachtel: Bestatter aus Leidenschaft
Was vor 20 Jahren als Nebenjob anfing, entwickelte sich zu einer Herzensangelegenheit: Andreas Wachtel ist Bestatter aus Leidenschaft und hat sich in Zeiten, in denen viele Unternehmen aufgeben, selbstständig gemacht. Seit Montag (20.2.2023) bietet der 51-Jährige seine Dienste den trauernden Hinterbliebenen an und hat sein Unternehmen am Glückaufplatz beheimatet.
„Natürlich habe ich mir die Entscheidung nicht leicht gemacht“, erzählt Andreas Wachtel im Gespräch mit halloherne. „Nach 20 Jahren als angestellter Bestatter bin ich das Wagnis der Selbstständigkeit sicher nicht bedenkenlos eingegangen. Aber da die Optionen als Angestellter für mich nicht mehr zufriedenstellend waren, musste ich mir etwas überlegen. Und Bestatter ist nun einmal das, was ich kann und was ich leidenschaftlich mache.“
Als die Entscheidung „Selbstständigkeit“ anstand und ihm das Ladenlokal am Glückaufplatz angeboten wurde, da habe sich der dreifache Vater mit seiner Familie und seinen Freunden beraten – das habe schließlich zur Entscheidungsfindung beigetragen. Sechs Wochen haben sie anschließend renoviert, um dem Ladenlokal, das viele Jahre leer stand, ein würdiges Aussehen zu verleihen.
Finetuning noch notwending
„Ein wenig Finetuning ist noch notwendig“, sagt Andreas Wachtel und schaut sich in den hellen 110 Quadratmetern im Erdgeschoss um. Aber das seien nur einige Kleinigkeiten und auch der Ausstellungsraum im Untergeschoss, ist schon mit Särgen und Urnen bestückt, sodass seine eigentliche Arbeit nun endlich starten kann.
„Ich freue mich, dass es endlich losgeht“, sagt Wachtel im Gespräch mit halloherne und erzählt, was er an seiner Arbeit so liebt. „Oft weiß man als Bestatter morgens noch nicht, was der Tag so bringen wird. Meine Aufgaben sind so vielfältig, dass mich mein Beruf wirklich ausfüllt.“ Die Gespräche mit den Hinterbliebenen, die Hilfen bei der Auswahl der Bestattungsart, die hygienische Versorgung und Aufbahrung der Verstorbenen, die Organisation und Gestaltung der Trauerfeier, die Formalitäten und auch die Bestattungsvorsorge zählt er dazu.
Letztere sei enorm wichtig, damit Angehörige finanziell entlastet werden, aber auch, damit die eigenen Wünsche für die zukünftige Bestattung bekannt sind und berücksichtigt werden. 20 Voranmeldungen stehen jetzt schon im Kalender des jungen Unternehmens.
An Bestattungsarten bietet Andreas Wachtel neben den sicherlich am häufigsten gewählten – Feuer-, Erd- oder Seebestattungen – auch alle außergewöhnlichen Bestattungsarten an: Naturbestattungen, wie zum Beispiel im Friedwald, Ascheverstreuung oder die anonyme Bestattung – alles sei möglich. Und auch die Bestattung im Weltraum sollte kein Hindernis sein. „Alles, was zu realisieren ist, werden wir bestimmt hinbekommen“, ist er sich sicher.
„Aber natürlich habe ich auch die finanzielle Lage unserer Kunden im Blick.“ Seine Kalkulation – kleinere Räume, keine festangestellten Mitarbeiter – machten Komplett-Preise möglich, die er recht attraktiv nennt. So bietet er zum Beispiel die Anonyme Bestattung zu einem Festpreis von 1.200 Euro an.
Angehörige, die nicht wissen, soll es ein Rasen-, Urnen-, Wahl- oder Reihengrab sein, oder doch lieber ein Kolumbarium, – aber wie sieht was eigentlich aus? – denen erläutert Andreas Wachtel die Unterschiede auf einem großen Bildschirm in seinem Bestattungshaus. „Dafür müssen wir uns nicht unbedingt auf den Weg zu einem Friedhof begeben.“ Das sei vor allem dann ein Vorteil, wenn die Hinterbliebenen schon älter sind, oder das Wetter schlecht sei.
Überhaupt sei es ihm ein Anliegen, den Hinterbliebenen, die zu ihm kommen, umfassend zu beraten und sie auf ihrem Weg zu begleiten und dem Verstorbenen einen würdigen Abschied zu ermöglichen. Dafür ist Andreas Wachtel Tag und Nacht erreichbar und ansprechbar. Noch ist er ein „Ein-Mann-Unternehmen“, dass soll sich aber im Laufe der Zeit ändern.
Andreas Wachtel: „Ich mache meinen Beruf einfach supergerne und mit Leidenschaft.“ Und diese Leidenschaft, die hat er bei seinem bisherigen Arbeitgeber auch an junge Menschen weitergegeben, dort war Andreas Wachtel Ausbilder. 2013 hat er vor der Handwerkskammer Dortmund seine Ausbildereignungsprüfung abgelegt: „Jungen Menschen die Vielseitigkeit unserer Arbeit näherzubringen, das ist mir ein Anliegen. Wenn wir uns etabliert haben, dann möchte ich auch wieder ausbilden und mein Wissen an junge Leute weitergeben.“