
Neu in der Filmwelt Herne
Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt
Louise Zitterbacke (Alexandra Maria Lara) hat einen Neuen: Jack (Sam Riley). Cooler Typ, aber halt nicht der leibliche Vater Paul (Devid Striesow konnte aus Termingründen nicht), der vor zwei Jahren ausgezogen ist. Weshalb der ständig verpeilte und dabei doch so liebenswerte zukünftige Kosmonaut Alfons (statt Tilman Döbler nun Luis Vorbach) einen Grund mehr hat, nicht rechtzeitig zur Klassenfahrt aus den Federn zu kommen. Zumal Mutter Louise und ihr Neuer an diesem Morgen selbst auf Urlaub fahren wollen und genug mit sich selbst zu tun haben: Jack hat Rücken.
Gut, dass sein bester Freund – und künftiger Rechtsanwalt – Benni (Leopold Ferdinand Schill) noch gerade rechtzeitig zum Handy greift: In allerletzter Sekunde erreicht Alfons den bereits abgefahrenen Bus-Oldtimer. Von „Saale Flitzer“ kann bei diesem wahrlich nicht die Rede sein und so wird die Tour vom Sigmund-Jähn-Gymnasium in Halle/Saale zum Feriendorf auf der Insel Usedom zur Tortur. Was naturgemäß vor allem am dauererregten Klassenlehrer Flickendorf (Thorsten Merten) liegt, der Alfons ständig auf dem Kieker hat. Dabei ist der Seekranke auf dem Weg an die Ostsee selbst ständig auf die Hilfe seiner neuen, jungen und empathischen Kollegin Laila Hoffmann (Haley Louise Jones) angewiesen.

Alfons‘ beste Freundin Emilia (Lisa Moell) ist nun auch die der 15-jährigen Leonie (Leni Deschner), die vor zwei Wochen neu in die Klasse gekommen ist. Was nicht zu Konflikten mit unserem Pleite-Pech-und-Pannen-Titelhelden führt, obwohl der mehr als nur ein Auge auf Leonie geworfen hat. Und das beruht offenbar auf Gegenseitigkeit. Emilia kann gönnen – ganz im Gegensatz zu Nico (Ron Antony Renzenbrink), der eigene familiäre Probleme damit übertüncht, dass er zusammen mit seinen „Knechten“ Bodo (Jonas Heinrich) und Frodo (Arved Kuhnardt) dem angeblichen Looser Alfons das Leben schwer und Leonie abspenstig machen will.
Es ist aber wirklich zum Verrückt werden: Weil Jack die Kofferaufkleber vertauscht hat, findet Alfons die Badeklamotten seiner Mutter im Koffer. Was diese bald bemerkt und sich mit Jack in dessen Straßenkreuzer-Ungetüm auf den Weg in den hohen Norden statt in den sonnigen Süden macht. Es geht heiß her im heruntergekommenen Ferienpark der skurrilen Herbergsmutter Hilde Buck (Anna Thalbach setzt auf Familientradition: ihre Mutter Katharina war 2019 die Schuldirektorin in Mark Schlichters erstem Zitterbacke-Streifen „Das Chaos ist zurück“). Den tollen Streichen der Mädchen haben die Jungs zunächst nichts entgegenzusetzen. Als diese Küchenschaben einsetzen, zieht Herr Flickendorf die Reißleine: es geht in den Harz.
Fred (die Defa-Rothaut vom Dienst: Gojko Mitić) heißt die gestresste Gruppe zusammen mit Max (der „Voice-Kids“-Gewinner 2021 Egon Werler ist mit einem eigenen Song dabei) willkommen in einer noch zu renovierenden, aber sehr abenteuerlich anmutenden Villa. Auf die ein Immobilienhai (Wolfgang Becker) scharf ist, gegen den Fred scheinbar auf verlorenem Posten steht. Alfons will sich was einfallen lassen, muss zunächst aber eine idiotische Wette einlösen, zu der ihn Nico verführt hat. Dazu geht es schwindelerregend hoch in die Felsen (Luna Marie Maxeiner als Kletterlehrerin) und beim Zorbing in großen Plastekugeln auf eine Wiese…
Fliegende Makkaroni in der Gemeinschaftsküche, aufregende Nächte am Lagerfeuer (mit einem Gastauftritt des Sängers Gerhard Schöne) und eine lebensgefährliche Rettungsaktion über einer Schlucht machen die Klassenfahrt zu einer Reise, die nicht nur Alfons und seine Klassenkameraden, sondern auch die jungen Zuschauer im Kino so schnell nicht vergessen werden: „Endlich Klassenfahrt“ ist nach „Das Chaos ist zurück“ (2019) Mark Schlichters zweite Adaption der Kult-Kinderbücher „Alfons Zitterbacke - Geschichten eines Pechvogels“ (1958), „Alfons Zitterbacke hat wieder Ärger“ (1962) und „Alfons Zitterbackes neuer Ärger“ (1995) von Gerhard Holtz-Baumert. Wobei die in drei Bänden vereinten Kurzgeschichten des „Astrid Lindgren der DDR-Literatur“ nur mehr den atmosphärischen Hintergrund abgeben: Bis auf die Nudel-Schlacht haben Regisseur Mark Schlichter und John Chambers („Die Schule der magischen Tiere“) alle Geschichten dieses 92-minütigen Abenteuerfilms, der im September/Oktober 2021 auf Usedom, im Schloss Ostrau in Halle/Saale sowie im Harz gedreht wurde, neu erfunden.
Bei der Uraufführung am 3. Juli 2022 in der Kulturbrauerei Prenzlauer Berg in Berlin hat Produzentin Nicole Kellerhals verraten, dass es einen dritten „Zitterbacke“-Film geben wird. In dem Alfons‘ leiblicher Vater Paul (Devid Striesow) und Mutter Louises Neuer, der britische Musiker Jack (Sam Riley), aufeinandertreffen. Darauf können wir durchaus gespannt sein. Zum Kinostart am 7. Juli 2022 ist „Endlich Klassenfahrt“ unter anderem in der Filmwelt Herne zu sehen.