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Devid Striesow und Tilman Döbler.

Familienfilm läuft auch in Herne

Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück

Eines ist ganz klar: Der zehnjährige Alfons Zitterbacke (der 12-jährige Tilman Döbler mit enormer, selbstverständlicher Unbekümmertheit) wird einmal als genialer Erfinder und zukünftiger Astronaut das Weltall erobern. Leider stolpert der liebenswerte Visionär gegenwärtig auf der Erde immer nur von einem Missgeschick ins nächste, womit er sich regelmäßig Ärger einhandelt. Denn so geistreich und außergewöhnlich seine Ideen auch sind, die Pädagogen, allen voran der Chemie- (Olaf Schubert) und der Sportlehrer (Louis Held) samt der diktatorischen Direktorin Dr. Girzig (Katharina Thalbach) verzweifeln daran. Seine Eltern, vor allem sein Vater Paul (Devid Striesow), nicht minder. Und dann wird Alfons auch noch ständig wegen seines Nachnamens gehänselt: „Zitterbacke – Hühnerkacke“. Nur sein bester Freund Benni (Leopold Ferdinand Schill) steht zu ihm. Da muss sich etwas ändern, denn Alfons lässt sich von nichts und niemanden unterkriegen. Ein Fluggeräte-Wettbewerb der Schule bietet die Gelegenheit. Endlich kann Alfons allen beweisen, was er drauf hat. Besonders sein Rivale und Oberstänkerer Niko (Ron Antony Renzenbrink) wird Augen machen. Gemeinsam mit Benni und seiner neuen Klassenkameradin Emilia (Lisa Möll) plant Alfons eine Super-Rakete. Was nun folgt, ist ein mächtiger Knall, der schließlich in eine Disqualifizierung mündet. Aber auch die Erkenntnis, dass Freunde viel wichtiger sind, als sich ständig beweisen zu müssen… und ganz viel Wackelpudding.

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Die Kinderbücher von Gerhard Holtz-Baumert waren in der DDR ein Hit, wurden von der Defa für die große Kinoleinwand verfilmt und auf Litera-Schallplatte gepresst. 1966 hat Konrad Petzold die Erzählung „Alfons Zitterbacke, die heitere Geschichte eines Pechvogels“ zuerst fürs Kino und knapp zwanzig Jahre später als Serie fürs Fernsehen der DDR adaptiert. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) strahlt den Defa-Klassiker am Mittwoch, 1. Mai 2019, zu früher Stunde um 9.40 Uhr im MDR-Fernsehen aus.

v.l. Thorsten Merten, Katharina Thalbach, Louis Held.

Dass sich jetzt ein West-Regisseur, der aus Münster stammende Mark Schlichter, diesem in den alten Bundesländern so gut wie unbekannten Stoff erneut widmet und mit einem hochkarätigen Ensemble besetzt, noch zu nennen Alexandra Maria Lara als Mutter Louise Zitterbacke und Axel Prahl, der dem ängstlichen Wachhund Elvis seine Stimme leiht, erstaunt schon. Naturgemäß hat er zusammen mit den Drehbuchautoren Anja Flade-Kruse und John Chambers den Sechziger-Jahre-Stoff ins Hier und Jetzt übertragen: Alfons, seinerzeit großer Juri-Gagarin-Fan, träumt nun eine Raumfahrt an der Seite des Astronauten Alexander Gerst. Und kommuniziert mit Benni nicht mehr mittels Telefon aus Schnüren und Dosen, eine Technik, die man heute übrigens im Kindermuseum Duisburg nachvollziehen kann, sondern skypt mit seinem Freund via Internet.

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Alfons bekommt mit Emilia, der Neuen in seiner Klasse, erstmals eine Freundin. Die Schule ist übrigens, das muss den Wessis erklärt werden, nach Sigmund Jähn benannt. Der ehemalige Wehrmachts-Jagdflieger, Kosmonaut und Generalmajor der Nationalen Volksarmee der DDR flog im August 1978 als erster Deutscher in den Weltraum. Übrigens: Helmut Rossmann, der Titeldarsteller von 1966, wirkt in einer kleinen Episodenrolle als Bratwurstverkäufer mit. So liebenswert-aufmerksam wie dieser Besetzungs-Coup ist der ganze neunzigminütige Familienfilm, der zum Bundesstart auch in der Filmwelt Herne gezeigt wird. Der Münsteraner „Tatort“-Kommissar Axel Prahl bei der Uraufführung Anfang April 2019 in der Prenzlberger Kulturbrauerei: „Ich bin immer sehr dankbar, wenn ich Kinofilme für Kinder entdecke, die auch mich als Erwachsenen ansprechen. Ich habe selbst zwei Kinder in dem Alter, für das dieser Film gemacht wurde, und ich bin immer sehr froh, wenn intelligente Unterhaltung dahintersteckt.“ Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück läuft seit Donnerstag (11.4.2019) in den Kinos.

| Autor: Pitt Herrmann