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Viele Frauen geraten im Lockdown auch psychisch an ihre Grenzen.

ASF aus Herne und Bochum über den Lockdown

'Frauen übernehmen den Löwinnen-Anteil'

Derzeit erreichen die Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften Sozialdemokratischer Frauen (ASF) in Herne und Bochum besorgte Nachrichten von Frauen und Familien, die um Informationen zu Unterstützungsangeboten bitten. Viele Frauen leiden aufgrund der Pandemie und des erneuten Lockdowns stark unter der Mehrfachbelastung aus Job, Carearbeit und Kinderbetreuung.

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Aus diesem Grund haben sich Stephanie Helder-Notzon und Conny Seigies, ASF Vorsitzende in Bochum, Julia Steinbach und Paula Wiesemann, ASF Vorsitzende in Herne in einem Brief an Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und seinen Bochumer Amtskollegen Thomas Eiskirch gewandt, in dem sie mehr Informationen zu gleichstellungspolitischen Themen auf den den beiden städtischen Seiten fordern. Konkret geht es unter anderem darum, dass Infos und Nummern zu Hilfetelefonen in verschiedenen Sprachen leichter für betroffene Frauen zu finden sein sollen.

Den Brief haben sie am Wochenende (19./20.12.2020) verschickt. In einer Videokonferenz am Dienstag (22.12.2020) stellten die Frauen ihre Anliegen vor.

Mehrfachbelastung und Unsicherheit

„Wieder übernehmen Frauen im Lockdown den Löwinnen-Anteil in der Kinderbetreuung, der häuslichen Pflege und der Hausarbeit. Gleichzeitig arbeiten viele von ihnen in systemrelevanten Berufen und sind von einer akuten Mehrfachbelastung betroffen", machte Stephanie Helder-Notzon das Anliegen der Frauen deutlich.

„Der zweite Lockdown hat viel Unsicherheit bei den Frauen und ihren Familien hervorgerufen. Viele Frauen haben sich an uns gewandt, um zu fragen, wo sie Hilfe herbekommen, ergänzt Julia Steinbach. Vielfach fühlen sich die Frauen auch unsolidarisch, wenn sie ihre Kinder während des Lockdowns fremdbetreuen lassen.

„Es hieß ja ungefähr so: Die Kitas bleiben offen, aber schickt eure Kinder nicht hin. So wurde die Verantwortung auf die Eltern abgewälzt. Viele hatten das Gefühl, wenn sie ihre Kinder in die Kita bringen, sich unsolidarisch der Gesellschaft gegenüber zu verhalten", so Paula Wiesemann. „Aber in sehr vielen Familien ist es nicht anders möglich, da beide Elternteile arbeiten müssen und eben nicht ins Homeoffice wechseln können. Ebenso gibt es nicht viele Familien, die auf Oma und Opa zurückgreifen können, da die Mehrzahl der Großeltern über 60 Jahre alt sind und somit zur Risikogruppe gehören.

Gewalt gegen Frauen

Auch das Thema Gewalt gegen Frauen treibt die Vorsitzenden an. Jede dritte Frau in Deutschland wird Opfer von häuslicher Gewalt, diese Tatsache habe in der Corona-Pandemie noch zugenommen. Auch die Isolierung der Frauen habe zugenommen, da Kontrollinstanzen, wie Arbeit oder Schulen im Lockdown wegfallen. „Die Frauen habe keine Möglichkeit dem gewalttätigen Partner zu entkommen. Auch jetzt zu Weihnachten wird es für einige Frauen kein schönes Fest werden. Sie haben keine Chance vor den Gewaltausbrüchen ihres Mannes zu fliehen", so Stephanie Helder-Notzon.

„Natürlich hat diese Situation auch für die Kinder Auswirkungen. Sie werden beispielsweise verhaltensauffällig", so Conny Seigies.

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„Wir möchten daher die Stimme für die Frauen ergreifen und ihnen die Möglichkeit bieten, leichter Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen“, erzählte Julia Steinach.

| Autor: Julia Blesgen