
Stellungnahme
Zu den Konjunktur-Prognosen der AGV
Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen (AGV) zur Konjunktur im Jahr 2019: „Verhalten optimistisch starten die Unternehmen im Mittleren Ruhrgebiet, im Kreis Recklinghausen und in Westfalen in das neue Jahr 2019. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunktur-Umfrage der Arbeitgeberverbände (AGV) Ruhr/Westfalen in Bochum. Rund 420 Unternehmen sind befragt worden, welche Geschäfte, Aufträge, Erträge und Umsätze sie erwarten. Die Resultate sind differenziert zu betrachten: Obwohl zwischen zwei Dritteln und drei Vierteln der Befragten bei den wichtigsten Konjunktur-Parametern Positivmeldungen abgaben, haben sich nahezu alle Werte im Vorjahresvergleich zum Teil deutlich verschlechtert.
Der seit 2016 anhaltende wirtschaftliche Aufschwung in der Region könnte ins Stocken geraten, wenn man auf die zurückgemeldeten Daten blickt. 73 Prozent erwarten gute beziehungsweise befriedigende Geschäfte. Das ist im Vorjahresvergleich (83 Prozent Positivmeldungen) ein Rückgang um 12 Prozent. Deutlicher gehen im Vorjahresvergleich die Prognosen für Inlands (-14 Prozent) und Auslandsaufträge (-23 Prozent), Umsätze (-13 Prozent) und Auslandsinvestitionen (-26 Prozent) zurück. Auch die Ertragsprognosen sind im Vorjahresvergleich rückläufig (-12 Prozent). Zwar liegen alle aktuellen Prognosewerte – mit Ausnahme derjenigen für das Auslandsgeschäft – noch deutlich im Bereich der Normalkonjunktur. Die Hochphase der Konjunktur scheint jedoch erst einmal vorüber zu sein. Mit Sorge betrachte ich vor allem das lahmende Auslandsgeschäft. Es wundert nicht, dass die Unternehmen angesichts drohender Handelskonflikte, dem bevorstehenden Brexit und fortdauernder Schuldenkrisen in einigen Ländern nur gedämpft optimistisch sein können. Deutlich erfreuliche Prognosen gibt es über den Ruhr-Arbeitsmarkt zu vermelden: über 85 Prozent beziehungsweise über 90 Prozent Positivmeldungen bei Beschäftigungs- und Ausbildungsprognosen sind hervorragende Werte. Kleiner Wermutstropfen ist auch hier die Tatsache, dass die Salden, also die Differenz zwischen Zunahme und Abnahme, sich im Vorjahresvergleich jeweils verkleinert haben.
Solange bei beiden Parametern nach wie vor Plus-Salden rückgemeldet werden, kann man getrost von einer Fortsetzung der derzeit guten Lage sprechen, auch wenn der Höhepunkt der Dynamik hier ebenfalls überschritten zu sein scheint. Ich warne davor, die Konjunktur in der Region voreilig schlecht zu reden. Wir erwarten in 2019 zwar eine Aufschwung-Pause. Der Rückfall in eine Normalkonjunktur’ bedeutet aber alles andere als Krise. Trotzdem zeigen die Ergebnisse, dass die Unternehmen feine Antennen für die Weltlage haben und dass wir uns in Deutschland und in der Region nicht vom allgemein nachlassenden Dynamiktrend abkoppeln können. Ich appelliere an die Bundesregierung angesichts dieser Prognosen die bisherige kostenträchtige Umverteilungspolitik unverzüglich zu stoppen. Viele Kostenüberwälzungen auf die Unternehmen und steigende Bürokratisierungslasten sind in Zeiten der Hochkonjunktur mindestens lästig und wettbewerbsbeeinträchtigend. Bei nachlassender Konjunktur erweisen sie sich jedoch schnell als Beschleuniger von Standortnachteilen gegenüber dem internationalen Wettbewerb und damit als Katalysator für weiter nachlassende Geschäfte.“