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Livia (im Hintergrund: Anne Rietmeijer) und Ola (Kübra Sekin) kochen eine ganz besondere Suppe.

Theater für alle ab vier Jahren in Bochum

'Weg vom Fenster'

Ola (Wirbelwind im Rollstuhl: Kübra Sekin) ist ein so quicklebendiges wie nerviges Kind. Das ständig einfache, aber so grundsätzliche Fragen stellt, dass kein Erwachsener sogleich eine Antwort weiß. Was rasch zu Unstimmigkeiten führen kann. Das Mädchen äußert frei heraus seine Meinung, wenn ihr etwas nicht passt. Etwa wenn Livia („die“ Allrounderin im Bochumer Schauspielhaus-Ensemble: Anne Rietmeijer) ungefragt ihr Spielzeug, ein wie ein Vierbeiner an der Leine geführtes Straßenbahn-Modellfahrzeug, repariert. Dann hagelt es Schimpfe statt Dank.

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Was natürlich ungerecht ist, Livia aber nicht umhaut. Denn sie ist nicht nur ein bei aller Lebensfreude weise-zurückhaltendes Wesen, sondern auch schon sehr alt. Was man ihr allerdings nicht ansieht. Ihre lange Lebenserfahrung aber lässt sie so handeln, wie die Kinder ab vier Jahren im Publikum ihre gutmütige, stets verzeihende Oma kennen. Auch Livia hatte eine solche Oma. Von deren Großmutter wiederum stammt das Rezept, nach dem die beiden eine ganz besondere Suppe kochen.

Ilmo (Alexander Wertmann) kann durch Wände gehen und zaubern.

Wobei sie von einem gewissen Ilmo (Alexander Wertmann) unterstützt werden, einer märchenhaften Gestalt, die durch Wände gehen und Dinge herbeizaubern kann. Und doch ein ganz irdisches Wesen ist, wie sich im Verlauf der höchst kurzweiligen fünfzigminütigen Stückentwicklung „Weg vom Fenster“ herausstellt, die am Samstag (26. 3.2022) im Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum begeistert aufgenommene Uraufführungs-Premiere feierte.

Im Vorraum heißt es zunächst: bitte die Schuhe ausziehen. Auf Socken geht es dann nach und nach durch einen mehrschichtigen Fransen-Vorhang in das Bühnen-Rund, Klein und Groß lassen sich in der Mitte auf einer Teppichboden-Insel nieder. Und werden Zeugen, wie ein clownesk gepunkteter Kerl (Kostüme: Kathrine Altaparmakov) wie von Zauberhand Lichtkegel auf die Umrandung wirft. Bälle rollen scheinbar magnetisch angezogen von einer Seite auf die andere, ein Hühnerei hinterlässt einen Farbklecks, ein Klavier durchquert wie von Geisterhand bewegt den Raum.

Bis Ola alle Aufmerksamkeit des Publikums beansprucht – auf sechs Rädern! Und Livia einen großen Kochtopf hereinschleppt. Und Ilmo mit einer riesigen Möhre kämpft, die freilich zur Hälfte im nimmersatten Bauch eines Hasen statt in Livias Kochtopf landet. Doch nun ist genug gespoilert. „Weg vom Fenster“ scheint in einer anderen Welt zu spielen, vom „Seelen-Zimmer-Bauamt“ im Jenseits ist die Rede. Was freilich nicht nur Vierjährige überfordert. Die Ko-Autorin und Regisseurin Wera Mahne, die sich in ihren Arbeiten verstärkt mit der Frage beschäftigt, wie Laut- und Gebärdensprache gleichberechtigt auf der Bühne eingesetzt werden können, erzählt hier eine Geschichte über das Leben, zu dem auch das Abschiednehmen gehört. Und mahnt, zusammen mit dem dreiköpfigen Ensemble sowie den Kindern Kennet, Jolanthe und Aileen von Drama Control, dass wir alle nur zu Besuch auf dieser unserer Erde sind.

Diese Erde malt der im irischen Dublin geborene Möbelbauer und Videokünstler Declan Hurley in bunten Farben aus – und verortet sie zugleich als Blauer Planet in der Unendlichkeit des Weltalls. Weil jeweils nur zwanzig Menschen im Inneren des kreisrunden Bühnenbauches auf eine auch musikalisch spannende Reise ins Diesseits und Jenseits gehen können und, soviel darf verraten werden, am Ende wieder wohlbehalten zurück im Bochumer Theaterrevier landen, ist es notwendig, sich rasch um Karten zu bemühen.

Karten gibt es auf der Homepage des Schauspielhauses oder hier: Tel 0234 – 33 33 55 55.

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  • Samstag, 2. April 2022, um 11 Uhr
  • Sonntag, 3. April 2022, um 11 Uhr
  • Samstag, 9. April 2022, um 11 Uhr
  • Mittwoch, 20. April 2022, um 10 Uhr
  • Donnerstag, 21. April 2022, um 10 Uhr
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  • Donnerstag, 31. März 2022, um 10 Uhr
  • Donnerstag, 7. April 2022, um 10 Uhr
Mittwoch, 30. März 2022 | Autor: Pitt Herrmann