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Im großartigen Bühnenbild von Arke Zeiß stresst ein vielköpfiges Ensemble für gut zwei Stunden unsere Lachmuskulatur bis zum Äußersten.

Standing Ovations im Mondpalast

Waschtag - Nachbarschaft im Schleudergang

Sechs Kilo plus ein Waschmittel kosten bei Peter König (Ekki Eumann) vier Euro, dreizehn Kilo plus ein Waschmittel dagegen nur acht Euro. Da lohnt es sich, dass Lars Bäumchen (Dominik Brünnig) als junger alleinerziehender Vater die Öko-Windeln seiner Zwillinge in zwei dicken Taschen zum Waschsalon an der Wilhelmstraße 26 in Wanne-Eickel trägt: jeder Euro zählt.

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Freilich potenziert seine Sparsamkeit den olfaktorischen Faktor: „Hier hängt doch ein Hecht in der Luft!“ Während die junge Sheela Nymeier (Melanie Linka) nur kurzzeitig die Nase rümpft, sie steht vor ihrem 32. Bewerbungsgespräch und hat gerade wichtigere Dinge im Kopf, fühlt sich die vornehme Patricia Storck (Susanne Fernkorn) nicht nur des „Kinderkacke-Gestanks“ wegen völlig fehl am Platze.

Doch was soll sie machen? Ihre moderne Hightech-Waschmaschine hat pünktlich nach Ablauf der zweijährigen Garantie ihren Geist aufgeben. Ersatz bieten nur die altertümlich anmutenden Gerätschaften mit „VEB“-Aufschrift bei „Beder Gönsch“, die der Sachse nach der Wende aus Radebeul mit nach Wanne-Eickel gebracht hat. Diese stammen nur scheinbar von einem „Volkseigenen Betrieb“ der untergegangenen DDR, sondern in Wahrheit aus dem Kaukasus, was die kyrillischen Buchstaben an den noch ganz händisch zu bedienenden Knöpfen und Türen erklärt.

Lars Bäumchens (Dominik Brünning) Zwillinge sind mit ein Grund dafür, warum sich Patricia Storck (Susanne Fernkorn) in Königs Waschsalon völlig fehl am Platze fühlt.

Wenn es bei den Technik-Dinos tatsächlich einmal hakt, steht mit Werner Biermann (Axel Schönnenberg) ein Handwerker parat, der im Übrigen auch für andere mechanische Gerätschaften eine passionierte Liebe entwickelt hat. Als mit dem prolligen Biker Eddi Patzek (Heiko Büscher), „der“ Toni Walderer (Andreas Wunnenberg) sowie dem Rentner-Ehepaar Irmgard (Astrid Breidbach) und Friedhelm „Schnecke“ Krösken (Martin Zaik) noch mehr Geschädigte des US-Geräteherstellers Sup-Tec im Waschsalon König auftauchen, entwickelt sich bald eine verschworene Gemeinschaft. Geht es doch nur gemeinsam gegen den „digitalen Killefitt“ unserer computerverrückten Konsumwelt. Was der Wanne-Eickeler „High potential“-Mitarbeiterin Heidelinde Hornig (Silke Volkner) gefährlich werden könnte…

Seit März 2019 mussten die Theaterfreunde coronabedingt auf eine neue Komödie aus der Feder von Sigi Domke, Hausautor am Mondpalast von Wanne-Eickel, warten. Nun hob sich am 30. September 2022 erstmals der Vorhang zu einem gut zweistündigen Dauer-Angriff auf die Lachmuskeln eines in diesen unseren Krisenzeiten besonders unterhaltungsdurstigen Publikums: „Waschtag – Nachbarschaft im Schleudergang“ feierte in der bewährten Regie von Thomas Rech mit dem in Ovationsstärke gefeierten zehnköpfigen Stratmann-Ensemble Premiere an der Wilhelmstraße.

Aus dem atmosphärischen zweiteiligen Bühnenbild von Arke Zeiß, im Mittelpunkt der sich im zweiten Teil nach der Pause zum Reparatur- und Tauschladen Reputala erweiternde Waschsalon König, ragt linkerhand das „Sup-Tec“-Büro der Schnapsdrossel Heidelinde Hornig ins Parkett. Und über der zweigeschossigen Trommel-Phalanx hängen die von den Kunden übersehenen Wäschestücke auf der Leine.

Biker Edddi Patzek (Heiko Büscher) und Waschsalon-Inhaber Peter König (Ekko Eumann) wollen der „Sup-Tec“-Mitarbeiterin Heidelinde Hornig (Silke Volkner) an den Kragen.

„Waschtag – Eine Nachbarschaft im Schleudergang“ ist, man kann es kaum glauben, bereits die 17. Komödie Sigi Domkes für den Mondpalast. Wie gewohnt ungemein wortwitzig und pointiert („Man kann gar nicht soviel glotzen, wie man kotzen möchte“) geschrieben, dabei kein Blatt vor den Mund nehmend, volkstümlich dem Ruhri aufs Maul schauend, aber niemals anbiedernd oder gar volkstümelnd. Regisseur Thomas Rech kann in seinen mit flotter Mucke verbundenen kurzen Blackout-Szenen auf ein von B bis Z großartiges Ensemble aus lauter Rampensäuen bauen, das, wenn es darauf ankommt, jede Slapstick-Akrobatik fallen lässt und im nächsten Augenblick mit minimalster Gestik und Mimik das Publikum zu spontanen Jubelstürmen hinreißt. Weshalb es höchst ungerecht wäre, einzelne Schauspieler herauszuheben, auch wenn nicht verhehlt werden kann, dass sich Astrid Breidbach und Martin Zaik als Rentnerehepaar in Dauerfehde sogleich in die Herzen des Publikums spielen.

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Prinzipal Christian Stratmann, der nach wie vor seine Gäste im Foyer persönlich begrüßt, zum Markenkern seines über das Ruhrgebiet hinaus singulären Volkstheaters: „Auf unterhaltsame Weise greifen wir gesellschaftliche Themen und Trends auf und bieten vergnügliche Lösungen an, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben.“ Und ohne die Preise anzuheben, wo doch überall alles teurer wird: Karten gibt’s bereits ab 18,90 Euro im Vorverkauf unter mondpalast.com oder an der Kasse unter Tel. 02325 – 588 999 (Mo-Fr 10-19, Sa 10-14 Uhr).

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| Autor: Pitt Herrmann