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Kino-Tipp: Und wer nimmt den Hund? - Doris (Martina Gedeck) hat den anfänglichen Schock überwunden.

Scheidungskomödie im Kino-Cafe

Und wer nimmt den Hund?

Doris (Martina Gedeck) und Georg (Ulrich Tukur) sind das, was man gemeinhin als Vorzeigeehepaar bezeichnet, und seit gut einem Vierteljahrhundert verheiratet. Ein glückliches Paar der Hamburger Mittelschicht mit zwei Kindern, Haus und Hund - wie beide sich selbst sehen und ihre Umgebung meint. Nachdem nun aber der flügge gewordene Nachwuchs aus dem Haus ist, haben sie sich immer weniger zu sagen. Als der Aquariumsdirektor und Quallen-Experte Georg eine Affäre mit der jungen Doktorandin Laura (Lucie Heinze) beginnt, gibt dies der in die Jahre gekommenen Beziehung, und der nagelneuen Familienkutsche, die Doris aus Frust zu Schrott fährt, den Rest.

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Aber anstatt des nun zu erwartenden großen Zerwürfnisses und einer Scheidungsschlacht, beginnen die beiden bei der geduldigen Paartherapeutin Dr. Gisela Bruhns (Angelika Thomas) mit einer Trennungstherapie: „Man kann doch nicht einfach so sagen: Jetzt ist Schluss, wer kriegt den Fernseher? Oder: Wer nimmt den Hund?“ meint Doris. Der Vierbeiner heißt übrigens Töpperwien – wie der bekannte Fußballreporter bzw. seine im gleichen Metier nicht weniger erfolgreiche Tochter. Unausgesprochene Ängste und Sehnsüchte der letzten Jahre werden zutage gefördert bei der gemeinsamen Analyse vergangener Verhaltensweisen, aber auch eine ganze Menge Aggression.

Kino-Tipp: Und wer nimmt den Hund? - Georg (Ulrich Tukur) verliebt sich in seine Doktorandin Laura (Lucie Heinze).

Also doch Rosenkrieg light? Weit gefehlt! Denn schon bald übernimmt in diesem Minenfeld von Verletzlichkeiten das Herz die Regie. Und anders als von ihr selbst und Georg angenommen, beginnt Doris die neue Freiheit - losgelöst von familiären Zwängen und Erwartungshaltungen - zu genießen. Endlich kann sie berufliche und private Träume realisieren. Mit dem charmanten, aber nicht wirklich kunstinteressierten Journalisten Axel (Marcel Hensema) etwa. Während die düpierte Gattin aufblüht, sie widmet sich wieder der Malerei und gründet ein Online-Kunstmagazin, kriselt es zunehmend zwischen Georg und der um satte dreißig Jahre jüngeren Zoologin Laura, die natürlich Kinder von dem bereits zweifachen Vater will. Der gerade an einem Bandscheibenvorfall laboriert. Und überhaupt passt es Georg gar nicht, wie gut Doris in ihrem neuen Leben ohne ihn zurechtkommt...

Rainer Kaufmanns am 2. Juli 2019 auf dem Filmfest München uraufgeführter 93-minütiger Klassiker einer Scheidungskomödie lebt naturgemäß von der Besetzung der Protagonisten-Rollen. Und hier glänzen trotz manch hanebüchen tumber Dialoge die 57-jährige Martina Gedeck („Bella Martha“, „Die Wand“) und der fünf Jahre ältere Ulrich Tukur („Das weiße Band“, „John Rabe“) wie schon zuvor in Rainer Kaufmanns preisgekröntem Drama „Gleißendes Glück“ von 2016 vor der Kamera Klaus Eichhammers an der Seite von Lucie Heinze, Julika Jenkins und Peter Jordan. Kein Wunder: beide Protagonisten kennen sich ein halbes Leben lang, seit sie vor mehr als dreißig Jahren zusammen auf der Bühne des Deutschen Schauspielhauses Hamburg standen, Martina Gedeck als Anfängerin und Ulrich Tukur als bereits umschwärmter Star. Erstmals zusammen auf der Leinwand sah man beide 2006 in Florian Henckel von Donnersmarcks international (u.a. Oscar) preisgekröntem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“.

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Mit der im Großen und Ganzen doch witzigen, wenn auch wenig überraschenden und eher konventionell gefilmten Scheidungskomödie Und wer nimmt den Hund?, im September 2019 beim 15. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen mit dem vom Filmemacher Hans-Christoph Blumenberg kuratierten Medienkulturpreis ausgezeichnet, eröffnet die Filmwelt Herne die Reihe Kino-Cafe im Neuen Jahr am Montag, 6. Januar 2020, sowie am Mittwoch, 8. Januar 2020, jeweils um 14:30 Uhr.

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  • Montag, 6. Januar 2020, um 14:30 Uhr
  • Mittwoch, 8. Januar 2020, um 14:30 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann