Max van Dorsten in der Künstlerzeche
'Unbemerkt kommt Regen'
„Ich verschiebe Mauern, klappe Fassaden, schneide Blattwerk, setze Schatten, räume Flächen auf, glätte Verläufe, ziehe Horizontlinien und erfinde Wolken. Ich beschäftige mich mit der Nacht. Dabei arbeite ich gegen die Bedingungen des Mediums Fotografie“, so Max van Dorsten anlässlich einer Einzelausstellung in der renommierten Bochumer Galerie Januar. Der gebürtige Duisburger des Jahrgangs 1997 ist der aktuelle Förderpreisträger Junge Positionen NRW, den die Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 bereits zum zwölften Mal vergibt.
Die Preisverleihung findet am Samstag, 16. November 2024, um 17 Uhr im Rahmen der Eröffnung der mit dem Preis verbundenen Ausstellung im Kauengebäude der Künstlerzeche statt. Nach Grußworten von Jürgen Hausmann vom Förderverein Unser Fritz 2/3 und der Herner Bürgermeisterin Andrea Oehler führt der Münsteraner Kunsthistoriker Tonio Nitsche in das Werk des seit seinem Studium an der dortigen Kunstakademie in Münster lebenden Meisterschülers von Professor Cornelius Völker ein.
Fotografische Bilder
„Fotografische Bilder“, so Max van Dorsten, „verbinden sich mit einer spezifischen Zeitlichkeit – dem gemessenen Sekundenbruchteil der Aufnahme, dem Davor, dem Danach, dem Kontext. Alle Bildgegenstände werden mit dem Auslöser in die Vergangenheitsform geschickt. In meinen digitalen Collagen und Überarbeitungen versuche ich diese Zeitlichkeit aus den Bildern herauszudrängen, ihre Zeitlichkeit zu dehnen. Ich möchte Bühnen zeigen, aber keine Handlung. Meine Bilder entstehen durch Kombination und Bearbeitung von Versatzstücken, die ich mit meiner Kamera aufnehme. Ich lege digitale Sammlungen von Farben, Strukturen, Kanten, Wänden, Fenstern, Lichtquellen und Pflanzen an, um daraus in neuen Bildern plausible Situationen zu konstruieren. Die Nacht ist mein Bezugsrahmen, weil jede Nacht ihre eigene Farbigkeit hat. Jeder Nachthimmel hat seine eigene Temperatur. Jeder Laternenschein sein spezifisches Gewicht. Schatten werden lang und kriechen aus den Ecken.“
Spiel mit den Bildtraditionen
Die Anregungen für seine vielfach suggestiven Bilder, die bewusst mit Bildtraditionen spielen und den Betrachter förmlich hineinziehen in eine nur scheinbar unbelebte (Stadt-) Landschaft, in der jeder kleine Lichtschein aus einem geöffneten Fenster von den – freilich unsichtbaren – Bewohnern kündet, findet er im wahren Wortsinn auf der Straße: „Die Welt ist voller potenzieller Motive“ bekennt Max van Dorsten im Gespräch. Besonders in der Nacht mit ihrer konzentrationsfördernden Stille und der eigenen Farbigkeit des Himmels, wobei sich auf seinen digitalen Collagen keine kleinteiligen Einzelheiten wie Lichtpunkte oder Sterne finden. Wohl aber, bei aller strukturellen Strenge des theoriebewanderten Künstlers, Stimmungen. Die ihn selbst an Romantiker wie Caspar David Friedrich, den Autor dieser Zeilen jedoch eher an Surrealisten wie René Magritte („The Empire of Lights“, „God’s Salon“ oder „The Voice of Blood“) erinnern.
Die letzte Ausstellung im 60. Jubiläumsjahr der Künstlerzeche trägt den ja auch irgendwie surreal anmutenden Titel „Unbemerkt kommt Regen“ und läuft vom 16. November bis 8. Dezember 2024. Die Vernissage fällt zusammen mit dem Tag der offenen Ateliers (11 bis 18 Uhr). Um 15 Uhr hält der heimische Kunsthistoriker Dr. Falko Herlemann einen Vortrag über „Nacht-Bilder“.
Förderpreis Junge Positionen
Der Förderverein Unser Fritz 2/3 e. V. lobt in der Regel jährlich den Kunstpreis „Junge Positionen NRW“ für junge Künstlerinnen und Künstler der Akademien in Nordrhein-Westfalen aus. Dem von einer fünfköpfigen Jury ausgewählten Preisträger wird die Möglichkeit eröffnet, eine Einzelausstellung in den Räumen der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 in Herne zu realisieren und sich so der Öffentlichkeit zu stellen. Die besondere Atmosphäre der Künstlerzeche kann und soll zu einer neuen Auseinandersetzung mit dem eigenen Werk anregen. Neue Formen und Ideen der künstlerischen Auseinandersetzung mit den Räumlichkeiten können ausprobiert werden.
Ein wichtiger Bestandteil des Förderpreises ist die intensive kuratorische Betreuung durch einen erfahrenen Unser Fritz-Künstler, in diesem Jahr durch Danuta Karsten. Der Preisträger lernt so den künstlerischen Alltag kennen. Während der Aufbauphase der Ausstellung kann dieser auch in der Künstlerzeche wohnen. Die Ausstellung wird dokumentiert. Der Förderpreis beinhaltet ein Preisgeld von 1.500 Euro, ferner übernimmt der Förderverein die Kosten für die Ausstellung und Dokumentation.
Die Ausstellung „Unbemerkt kommt Regen“ in der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3, Zur Künstlerzeche 10 in Herne-Wanne-Eickel, ist mittwochs und samstags jeweils zwischen 15 und 18 Uhr sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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- Samstag, 16. November 2024, um 17 Uhr
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- Sonntag, 8. Dezember 2024, von 14 bis 17 Uhr
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- Sonntag, 17. November 2024, von 14 bis 17 Uhr
- Mittwoch, 20. November 2024, von 15 bis 18 Uhr
- Samstag, 23. November 2024, von 15 bis 18 Uhr
- Sonntag, 24. November 2024, von 14 bis 17 Uhr
- Mittwoch, 27. November 2024, von 15 bis 18 Uhr
- Samstag, 30. November 2024, von 15 bis 18 Uhr
- Sonntag, 1. Dezember 2024, von 14 bis 17 Uhr
- Mittwoch, 4. Dezember 2024, von 15 bis 18 Uhr