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Julia Zejn, aus: Ayahuasca, 2019.

Comic-Schätze in Oberhausen

Stripes und Stories

Am Samstag, 2. Oktober 2021, wird um 19 Uhr in der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen mit „Unveröffentlicht – Die Comicszene packt aus!“ eine Ausstellung eröffnet, in der wahre Schätze der Zeichner-Szene aus den deutschsprachigen Ländern gehoben werden. Sie sind danach noch bis zum 16. Januar 2022 am Rhein-Herne-Kanal zu sehen.

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Über 50 Comiczeichner haben ihre Schubladen geöffnet und gewähren Einblick in bisher unveröffentlichtes Material. In der Ausstellung lassen sich fast 500 Blätter entdecken, die noch niemand zuvor gesehen hat! Dabei treffen absolute Newcomer auf namhafte und berühmte Kollegen. Manche Projekte wurden vom Verlag abgelehnt oder gar zensiert. Manchmal fehlten Zeit und Muße, um Ideen und Herzensangelegenheiten bis zur Vollendung nachzugehen. Andere Geschichten hingegen sind fertiggestellt und liegen bereit, um gedruckt zu werden.

Ein Großteil dieser bisher ungesehenen Projekte sind frei entstandene Zeichnungen und Geschichten, die aufgrund ihrer Ungebundenheit von Auftraggebern die Handschrift der jeweiligen Künstler in hohem Maße veranschaulichen. Zugleich ergibt sich in dieser von Linda Schmitz-Kleinreesink kuratierten Zusammenstellung aus unterschiedlichen Genres, Zeichenstilen und Strömungen ein aufschlussreicher Überblick über die deutschsprachige Comicgeschichte und insbesondere der aktuellen Szene.

Historische Originale wie die posthum veröffentlichten Bildgeschichten des Comicvorreiters Wilhelm Busch stellen frühe Beispiele sequentieller Kunst dar. Werke wie Erich Ohsers Zeichnungen aus den 1930er Jahren zeigen, dass der Comic zu dieser Zeit im deutschsprachigen Raum noch nicht den Stellenwert hat, den er in den USA bereits erlangt hatte. Unveröffentlichte Blätter wichtiger Pioniere wie Willi Kohlhoff und Hansrudi Wäscher verbildlichen den Durchbruch der kleinen bunten Hefte in den 1950er Jahren sowie das Aufkommen dezidiert politischer Themen in den 1980er Jahren bahnen den Weg für Comicgrößen wie Isabel Kreitz, Ulli Lust und Ralf König.

Brösel, aus: Die große Verarsche, 2016.

Brösels Werner liefert das massentaugliche Entertainment der 1990er Jahre. Die Vielfalt, mit der sich die heutige Comicszene präsentiert, lässt Gattungen, Genres, Stile und Veröffentlichungsmethoden verschwimmen. Es muss keine Grenzen geben und auch die Inhalte lassen sich nicht mehr in festen Kategorien wie Action, Fantasy oder Western fassen. Matthias Schultheiss zeichnet ein großformatiges Porträt von Adolf Hitler im Ersten Weltkrieg, während Sheree Domingo Fragen nach Gentechnik und Klimaschutz aufwirft. Goethes Faust erfährt durch Atak und Fil bildlich wie sprachlich eine völlig neue Ausdrucksweise und Nicolas Mahler führt unsere Kommentarfunktionsgesellschaft mit einer humorvollen Serie ad absurdum.

Die Ausstellung präsentiert Schätze, die zum Teil seit Jahrzehnten unter der Oberfläche der deutschsprachigen Comicszene liegen. Unveröffentlichte Einzelblätter und Geschichten finden sich von Wilhelm Busch bis Flix und eröffnen in ihrer Bandbreite gleichermaßen eine kleine Geschichte des Comics wie eine kleine Geschichte der Welt. Ersterer hat 1863 die Bildergeschichte „Der Kuchenteig“ gezeichnet, die rein zufällig 2008 im Archiv eines Verlages gefunden worden ist. Und von Flic sind, etwas versteckt im 2. Obergeschoss, erotische Motive zu sehen.

Das umfangreiche Rahmenprogramm beginnt bereits am Sonntag, 3. Oktober 2021, um 18 Uhr mit einer Talkrunde zwischen dem Wattenscheider Zeichner Ralf Marczincik und der Entertainerin Hella von Sinnen. Die Kuratorin Linda Schmitz-Kleinreesink führt an den vier Sonntagen am 24. Oktober, 14. November und 12. Dezember 2021 sowie am 16. Januar 2022 jeweils um 15 Uhr durch ihre Ausstellung, die Direktorin Dr. Christine Vogt übernimmt zweimal mittwochs am 10. November und 8. Dezember 2021 jeweils um 16 Uhr.

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Ludwig Galerie Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer-Allee 46. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag jeweils 11 bis 18 Uhr; montags sowie am 24., 25. Dezember 2021 und Silvester/Neujahr 2021/22 geschlossen. Der Eintritt kostet acht (ermäßigt vier) Euro, Familien (zwei Erwachsene plus Kinder) zahlen zwölf Euro, das Kombiticket mit dem jetzt wieder geöffneten Gasometer Oberhausen kostet 14 Euro. Linda Schmitz-Kleinreesink und Christine Vogt haben den Ausstellungskatalog herausgegeben, der für 29,80 Euro im Galerie-Shop (im Kleinen Schloss gegenüber) erhältlich ist. Weitere Informationen zum museumspädagogischen Angebot und zum Rahmenprogramm gibt es im Netz unter ludwiggalerie.de.

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  • Samstag, 2. Oktober 2021, um 19 Uhr
  • Sonntag, 3. Oktober 2021, um 18 Uhr
  • Sonntag, 24. Oktober 2021, um 15 Uhr
  • Mittwoch, 10. November 2021, um 16 Uhr
  • Sonntag, 14. November 2021, um 15 Uhr
  • Mittwoch, 8. Dezember 2021, um 16 Uhr
  • Sonntag, 12. Dezember 2021, um 15 Uhr
  • Sonntag, 16. Januar 2022, um 15 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann