
Pelzhandel Wältermann wird 120 Jahre alt
"Opa Hugo Wältermann Senior hat 1895 das Haus an der Hauptstraße gekauft und zur Kürschnerei umgebaut", erzählte Klaus Wältermann beim halloherne-Besuch. Seit 1971 handelt der Kürschnermeister mit Pelz- und Ledermode. Seine beiden Söhne haben sich entschieden nicht in das Familiengeschäft einzutreten. Marcel ist Diplom-Ingenieur geworden und arbeitet als Software-Entwickler in Berlin, Christoph ist Physio-Therapeut und studiert aktuell IT-Security. Vater Wältermann betreibt sein Geschäft weiter, mit einem kleinen Team. Die Nachfolge ist mittlerweile auch geregelt, "ich hoffe, dass mein Mitarbeiter Edward Chrobok das Geschäft weiterführt, sollte ich doch einmal in Rente gehen", erzählte er mit einem Lächeln.
Wältermann ist begeisterter Wanner. Er hat sich in der Werbegemeinschaft engagiert und "weil ich so ein bisschen christlich angehaucht bin auch im Pfarr-Gemeinderat und im Kirchenvorstand." Über die Jahre hat sich das Geschäft verändert. Er liebt seine Nachbarschaft und den Kontakt zu seinen Kunden. "Es ist einfach schön, wenn man die Menschen trifft. Man sieht sie auch älter werden, die Kinder werden zu Erwachsenen und gründen neue Familien - und bekommen selber wieder Kinder." Auch wenn der traditionelle Verkauf im Geschäft über die Jahre hinweg gepflegt wurde, hat sich im Pelzhandel vieles geändert. "Wir mussten uns schon neu aufstellen", sagte Wältermann. "Mit unserem Tochter-Unternehmen Remaking-Pelzbörse betreiben wir seit zehn Jahren einen Internet-Handel mit Second-Hand Pelzen." Hier verkauft Wältermann mit seinem Partner Edward Chrobok Waren in alle Welt. "Die Pelze gehen nach Japan, Sibirien Süd-Amerika oder auch in die Schweiz."

Das Internet wird immer wichtiger für die Firma. "Früher hatten wir regional ein gutes Auskommen. Über Mundpropaganda sogar überregional", erinnerte sich Wältermann. In vielen Nachbarstädten gab es Pelzhändler, die es heute nicht mehr gibt bedauerte er. Der Markt für Pelze ist kleiner geworden, daher können sich nicht mehr so viele Kürschner halten. "Dafür ist das Internet natürlich gut, es fördert das Geschäft." Der 63-Jährige könnte in Rente gehen, hat auch schon oft mit dem Gedanken gespielt. "Ich will aber erst alles geregelt haben. Mit 55 habe ich da noch anders gedacht. Ich bin davon ausgegangen, dass man mich aus meinem Geschäft heraustragen muss. Heute ist das anders." Irgendwann sei auch mal gut, so Wältermann. "Heute möchte ich mehr Zeit auf die Gattin und die Enkel verwenden. Darauf freue ich mich auch."
Früher bestand das Team aus 16 Leuten, heute sind es nur noch vier Mitarbeiter. Einmal in der Woche geht der Pelzhändler zum Sport und hat in diesem Jahr eine neue Hüfte bekommen. Er achtet auf seine Gesundheit. "Beim Essen und trinken muss ich mich zurückhalten, denn es schmeckt mir einfach zu gut", sagte er, wieder lächelnd. Jetzt steht der 120. Jahrestag der Gründung des Geschäfts durch seinen Großvater Hugo an. Klaus Wältermann hat dazu die Kunden und Freunde des Hauses eingeladen, am Donnerstag, 1. Oktober, um 18 Uhr in das Kolpinghaus an der Kolpingstraße 23. "Wir machen eine Modenschau, die ist schon seit Langem ausverkauft." Der Schlagersänger Frank Lindner wird auftreten und Holger Wennrich, Chef des Stadtmarketing, wird als Gastredner erwartet. "Wir wollen einen Sekt darauf trinken, dass wir noch da sind." -mehr Info pelzeundleder.de
