
Debüts für Regisseurin und Titeldarstellerin
Neu im Kino: Elaha
Die 22-jährige Deutsch-Kurdin Elaha (eindrucksvolles Leinwand-Debüt der Münchner Schauspiel-Studentin Bayan Layla), die in einer Reinigung arbeitet, ist eine junge Frau, zerrissen zwischen der bedingungslosen Liebe zu ihrer Familie (Nazmi Kirik und Derya Durmaz als ihre Eltern) und ihren eigenen Lebenszielen. Zu denen auch die Hochzeit mit ihrem Verlobten Nasim (Armin Wahedi) gehört, dem Bruder ihrer Arbeitgeberin Nihal (Homa Faghiri).
Obwohl sie sich sehr darum bemüht, eine gute Zeit mit ihren Freundinnen Berivan (Cansu Leyan) und Dilan (Beritan Balci) zu verbringen, kümmert sie sich vorbildlich um ihre pubertierende Schwester Shilan (Derya Dilber) und ihren jüngeren, gehbehinderten Bruder Sami (Réber Ibrahim). Ständig muss sie gegen das Patriarchat ankämpfen, während sie die perfekte Tochter sein soll.
Heimliche Liaison
Zu der auch gehört, dass sie jungfräulich in die Hochzeitsnacht geht. Was Elaha einige Schwierigkeiten bereitet: da sie daheim keine ruhige Minute, keine Rückzugsmöglichkeit hat, unterhält sie eine heimliche Liaison mit dem vorbestraften Yusuf (Slavko Popadić), der über eigene vier Wände verfügt.
Um ihr Hymen genanntes Jungfernhäutchen von einem Chirurgen rekonstruieren zu lassen, gängige Praxis in der heute so genannten „Südlichen Welt“, benötigt sie Geld, über das sie nicht verfügt. Im Gespräch mit ihren Freundinnen am Rande einer Party erfährt sie von einer Alternative: Eine kleine Kapsel mit Kunstblut für die Nacht der Nächte mit Nasim.

„Ich liebe meine Familie und meine Tradition – ich bin nur manchmal mit den Regeln nicht einverstanden!“: Elaha fragt sich, ob sie der überkommenen Tradition ihres Kulturkreises im 21. Jahrhundert noch nachkommen soll. Schließlich: Für wen soll sie unberührt in die Ehe gehen? Für Nasim, seine oder ihre Familie? Letztendlich muss sie eine Entscheidung treffen: die Wahrheit zu sagen oder ein Leben in großer Illusion zu führen…
Männliche Deutungshoheit über den weiblichen Körper
„Die Geschichte der Sexualität der Frauen ist eine Geschichte männlicher Deutungshoheit über den weiblichen Körper“, so Regisseurin Milena Aboyan im Camino-Presseheft. „‘Elaha‘ ist eine Geschichte über eine ungezähmte Frau, die stellvertretend für viele Frauen steht, die sich verpflichtet haben, niemals leise zu sein.“
„Elaha“, uraufgeführt am 18. Februar 2023 auf der Berlinale in der Reihe Perspektive Deutsches Kino, ist eine knapp zweistündige psychologische Reise zur Emanzipation, die zeigt, dass wir nur durch die Konfrontation mit der Realität wahrhaft wir selbst sein können. Das Kinodebüt der 1992 als jesidische Kurdin in Armenien geborenen Regisseurin Milena Aboyan ist ihr im klassischen 4:3-Bildseitenverhältnis gedrehter Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Dem Kaiju Cinema Diffusion Prize auf dem Filmfestival Locarno folgten Nachwuchspreise bei den First Steps Awards und bei den Heimat Europa Filmfestspielen, der Publikumspreis beim Lichter Filmfest sowie der Prix Europa Awards 2023 in der Kategorie Fiction als bester Spielfilm.
„Elaha“ startet am Donnerstag, 23. November 2023 in unseren Kinos, zu sehen im Metropolis Bochum, im Sweet Sixteen Dortmund und im Metropol Düsseldorf, ab Donnerstag, 30. November 2023 auch im Bochumer Kino Endstation.
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- Donnerstag, 23. November 2023