
Stellungnahme
Muslime in Herne zum Nahostkonflikt
Die Islamische Gemeinde Röhlinghausen in einer Pressemitteilung von Sonntag (16.5.2021) klar Stellung bezogen und kritisiert beide am Nahostkonflikt beteiligte Seite. Die Mitglieder der Gemeinde haben schon an unterschiedlichster Stelle ihren Standpunkt klargemacht und deutlich gezeigt, dass sie die Angriffe auf die Synagogen verurteilen. Dies hätten sie auch nochmals in ihren Freitags-Predigten auf Deutsch, Türkisch und Arabisch verkündet. Dazu setzen sie sich für den Frieden auf beiden Seiten ein - Frieden für Palästina und Frieden für Israel. Die Islamische Gemeinde hätte trotzt Einwände an der „Demo gegen Antisemitismus“ am Samstag (15.5.2021) in Bochum teilgenommen und wollten so ihre Solidarität „mit unserem jüdischen Geschwister in Bochum verdeutlichen“, heißt in dem Anschreiben.
Mit einem türkischen Sprichwort das sie sinngemäß so übersetzen - „Feuer verbrennt nur die Stelle, auf die es fällt“ - beginnen sie ihre Stellungnahme: „Es ist bisher so viel Leid und Unrecht im Nahostkonflikt geschehen, so viele unschuldige Menschen sind dem Konflikt zum Opfer gefallen, dass sich jede Empfehlung oder ein gut gemeinter Rat eines Unbeteiligten, für die Opfer von beiden Seiten, wie eine Verhöhnung anhört.
Und trotzdem möchten wir einiges nicht ungesagt lassen: Wer Israel kritisieren will, soll es tun. Wer die Hamas kritisieren will, soll es tun. Wir werden nicht antisemitisch, wenn wir die Siedlungspolitik und Mescid Al Aksa Besetzung der israelischen Regierung am Ende des Ramadans kritisieren. Wir fallen nicht vom Islamischen Glauben ab, wenn wir die abscheulichen Raketenangriffe der Hamas kritisieren. Die jüngste Provokation von Hardlinern der israelischen Seite ist inakzeptabel. Und wenn Menschen sich dagegen wehren wollen, ist das nicht verwerflich.
Inakzeptabel ist es allerdings, wenn die Palästinensische Verteidigung von den Hamas vertreten wird und mit ziellosem Raketenbeschuss Zivilisten in Israel getötet werden. Wer sich als Muslim nicht kritisch mit den Hamas und seiner Vorgehensweise auseinandersetzt und Hamas als unantastbar verteidigt, handelt nicht muslimisch.
Dass sich der Nahostkonflikt nicht mit Gewalt lösen lässt, und die Raketenangriffe der Hamas nur den Hardlinern in Israel zugutekommt, zeigen die neuesten Entwicklungen in der israelischen Politik.
Wer das aber zum Anlass nimmt und unsere jüdischen Geschwister beleidigt oder Häuser Gottes – Synagogen - angreift ist auch unser Feind. Den jeden Stein der eine Synagoge trifft, bewerten wir als einen Stein, der auf das Grab des Propheten geworfen wird.
Wer 'Scheiß Juden' brüllt, brüllt auch meine Propheten Moses und Aaron an. Wer meine jüdischen Geschwister beleidigt, anspuckt und angreift, greift auch meine Religion an.
Wer meine Jüdischen Geschwister als 'Hurensöhne' beschimpft, beschimpft auch die Mutter der Gläubigen Savda R.A. Das zeigt leider, wie tief antisemitische Denkweisen in vielen Köpfen sitzt. Lasst uns gemeinsam gegen jede Art von Extremismus vorgehen. Deswegen solidarisieren wir uns uneingeschränkt mit unseren jüdischen Geschwistern in Deutschland.
Viele fragen uns warum wir nicht an Propalästinensischen Demos teilnehmen. Weil unsere Erfahrungen gezeigt haben, dass solche Demos leicht zu manipulieren sind. Weil wir nicht wissen wer dahintersteckt. Weil wir auch das Mindeste an antisemitischer Ausschreitung nicht akzeptieren. Warum können wir Muslime, Juden, Christen, Araber, Israelis nicht gemeinsam gegen die Gewalt in der Region protestieren?
Mit Besorgnis nehmen wir wahr, wie manche Muslime in den sozialen Medien Hass und Hetze gegen Juden verbreiten. Nicht anders ist es auch in vielen jüdischen Foren. Auch da scheint der antimuslimische Rassismus seinen Weg gefunden zu haben.
Lasst uns gemeinsam gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus vorgehen. Wir können den Nahostkonflikt nicht beenden. Aber wir können ein friedliches Zusammenleben in Deutschland aufbauen. Frieden und Liebe ist ansteckend. Vielleicht wird das friedliche Signal aus Deutschland, ja eine positive Auswirkung auf andere Länder haben. Dafür setzen wir uns ein und dafür beten wir. Möge Gott ein friedliches Zusammenleben, nicht nur im Nahen Osten, ermöglichen und das Leid der Unschuldigen vermindern."