Chors „Ungefiltert“ feierte Weihnachtsfeier
„Lebensbejahendes Ventil“ für Krebsbetroffene
Was die Mitglieder des Chors „Ungefiltert“ eint, ist die Sensibilität für das Schicksal einer Krebsdiagnose. Viele sind oder waren selbst lebensbedrohlich erkrankt. „Das gemeinsame Singen verstehen wir als ‚lebensbejahendes Ventil‘, das Mut und Hoffnung macht“, sagt Steffi Boyke. Die Psychoonkologin am Evangelischen Krankenhaus Herne hat im Jahr 2023 zusammen mit ihrer Kollegin Sultan Lunkenheimer den Chor gegründet. „Vorher gab es einen Gesprächskreis für Krebsbetroffene; es sind aber selten mehr als fünf bis zehn Personen gekommen“, berichten sie.
Im Chor ist die Gruppe auf mittlerweile rund 35 Frauen angewachsen, die sich 14-tägig in der Kapelle des Evangelischen Krankenhauses Herne zu den Proben treffen und denen das Singen hilft, die Schwere für einen Moment in den Hintergrund zu rücken und sich auf das Leben zu konzentrieren. Noten werden dabei nicht benötigt, es wird nach Gehör gesungen.
Begleitet werden die Sängerinnen von Martin Lunkenheimer an der Gitarre und Pfarrer Gert Hofmann am Klavier. „Der Name ‚Ungefiltert‘ drückt aus, dass man hier so hinkommen kann, wie man sich gerade fühlt“, erläutert Steffi Boyke. Es komme vor, dass jemand während der Probe innehält oder auch raus möchte, etwa weil ein Liedtext oder eine Melodie zu sehr aufwühlt. „Deswegen sind wir zu zweit, damit ich fragen kann, was los ist“, sagt Sultan Lunkenheimer. „Denn wir haben die Regel, dass niemand allein traurig sein muss.“
'Ungefiltert, ungeschönt. Leb es aus'
Das Programm des Chors umfasst Stücke von ABBA bis Gospel – jedenfalls, was die Melodien angeht. Um der Lebenssituation in oder nach einer Erkrankung sowie der damit verbundenen Besonderheit, das Leben im Hier und Jetzt mehr in den Blick zu nehmen, gerechter zu werden, schreibt Steffi Boyke die Texte um oder neu. Zum Repertoire gehört auch eine eigene Hymne, die das Motto des Chores zusammenfasst.
„Was immer du auch denkst, gemeinsam geht es besser. Was immer dich grad treibt, zusammen wird’s nicht schlechter. Hol einfach ganz tief Luft und lass es raus: Ungefiltert, ungeschönt. Leb es aus!“ – so heißt es in der ersten Strophe.
Am 18. Dezember haben sich Sängerinnen und Angehörige in der Kapelle des EvK Herne zu einer Weihnachtsfeier getroffen. Pfarrer Burkhard Boyke, der Ehemann von Steffi Boyke, las eine Weihnachtsgeschichte – unterbrochen von Liedern, die der Chor teilweise zusammen mit den Gästen präsentierte. Am Ende stand ein Segen mit der Bitte, „dass das Weihnachtslicht die Herzen wärmen und erleuchten möge, sich einpflanze und mit Zuversicht ins und durch das neue Jahr trage“.
Am Donnerstag, 2. Juli 2026, um 18 Uhr gibt der Chor in der Kapelle des EvK Herne ein Konzert.
