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In Herne leben im Schnitt 30,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Hartz-IV.

In Herne leben 30,8 Prozent von Hartz-IV

Kinder und Jugendliche in Bedarfsgemeinschaften

Der Herner Sozialwissenschaftler Norbert Kozicki geht in seinem Gastbeitrag auf die Armutszahlen der Kinder und Jugendlichen im Ruhrgebiet und speziell in Herne ein: „Die Zahlen der Armut von Kindern und Jugendlichen, die im in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften leben sind erschreckend - sowohl fürs Gesamt-Ruhrgebiet, aber auch für Herne. So stieg die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die in Hartz-IV-Lebensgemeinschaften leben, von 2010 bis 2020 im gesamten Ruhrgebiet um 11,4 Prozent. Der Spitzenreiter in dieser unrühmlichen Statistik ist die Stadt Gelsenkirchen mit einer Zunahme um 35,3 Prozent. Gefolgt von den Städten in der Kernzone des Reviers: Mülheim an der Ruhr mit 26,7 Prozent, Essen mit 16,7 Prozent, Bochum mit 16,5 Prozent, Duisburg mit 16,4 Prozent und Herne mit 14,0 Prozent.

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Von Dezember 2010 mit 196.416 betroffenen Kindern und Jugendlich stieg die Anzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen im Dezember 2020 auf 218.859 (22.443 mehr Betroffene).

Für Herne bedeutet das für den Anteil der Kinder und Jugendlichen von unter 18 Jahren in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften an der altersgleichen Bevölkerung, dass 30,8 Prozent im städtischen Durchschnitt in diesen Bedarfsgemeinschaften leben. Der Anteil in einzelnen Stadtteilen in Herne liegt weit über diesem Wert. Dieser Wert liegt für die vergangenen fünf Jahre in Herne konstant über 30 Prozent. Für das gesamte Ruhrgebiet beträgt dieser Wert 26,2 Prozent, das bedeutet, dass mehr als jeder vierte Heranwachsende im Ruhrgebiet in Hartz-IV-Lebensgemeinschaften lebt. Für NRW (ohne das Ruhrgebiet) liegt der Wert bei 15,3 Prozent.

Diese Zahlen verdeutlichen die enorme Verstetigung des Problems der Armut von Kindern und Jugendlichen im Ruhrgebiet und in Herne. Das Ausmaß der Armut von Kindern und Jugendlichen wird aber durch diese Zahlen der „SGB-II-Betroffenheit“ nicht umfassend abgebildet. In den Lebensgemeinschaften im sogenannten Niedriglohnsektor oder in den Lebensgemeinschaften mit einem Einkommen unter der Armutsgrenze von 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens wachsen ebenfalls Kinder und Jugendliche auf, die selten in der Statistik auftauchen.

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen ist es einfach beschämend, dass sich in Herne die Politik nicht durchringen kann, zur Bekämpfung der Armut von Kindern und Jugendlichen einen Runden Tisch mit allen Beteiligten, auch den sozialpädagogischen Fachkräften vor Ort in den Einrichtungen und Diensten, einzurichten.

Ich danke dem Kollegen Paul Schröder vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe für die Bereitstellung des statistischen Materials. Die entsprechende statistische Präsentation der neuen „Armutszahlen“ von Kindern und Jugendlichen durch die Stadt Herne im sogenannten Keck-Atlas der Bertelsmann-Stiftung lässt seit Dezember 2018 auf sich warten."

Dienstag, 27. April 2021 | Autor: Norbert Kozicki / Dipl.-Sozialwissenschaftler