halloherne.de

lokal, aktuell, online.
Irrtümer und Fälschungen der Archäologie - Sonderausstellung.

Irrtümern und Fälschungen auf der Spur

Skurrile Entdeckungen: Das Skelett eines Einhorns, das tatsächlich aus Bären- und Mammutknochen zusammengesetzt wurde, eine fränkische Krone, bei der es sich in Wahrheit um die Beschläge eines Eimers handelt: Dreiste Betrüger hatten angebliche Sensationsfunde manipuliert. Deshalb wird das LWL-Museum für Archäologie in Herne im Jahr 2017 auch eine Sonderausstellung mit Exponaten zu genau diesem Thema eröffnen. Die Vorbereitungen dazu rollen auch einen Fall neu auf, der in Westfalen für kurze Zeit die Fachwelt in eine trügerische Begeisterung versetzte.

Anzeige: Spielwahnsinn 2024
Ein Highlight der Ausstellung ist die Tiara des Saitaphernes, eine Fälschung, vor der selbst der Pariser Louvre nicht gefeit war.

In Herten vermuteten die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vor über 30 Jahren an einer Gartenmauer eine Sensation, hinter der jedoch nur eine pfiffige Marketingidee steckte: Paul Blasynski entdeckte im April 1980 eine kleine Schutthalde hinter seiner Gartenmauer in Herten. Bei genauer Untersuchung zeigte sich: Es handelte sich um Feuersteine, darunter offenbar auch bearbeitete Werkzeuge und Waffen. Der hinzugezogene Stadtarchivar Friedhelm Glinka war sich sicher: Hier wurden Flintwerkzeuge und -waffen aus der Mittelsteinzeit entsorgt. Sicherheitshalber präsentierte der Finder den vermeintlich spektakulären Fund den Experten vom LWL in Münster. Auch die Archäologen waren überzeugt, dass hier Zeugnisse aus der späten Steinzeit auf einem Haufen lagen. Mehr noch: Die Objekte stammten ihrer Einschätzung nach sogar aus Belgien oder Nordfrankreich.

Irrtümer und Fälschungen der Archäologie - Sonderausstellung.

Kurze Zeit später die enttäuschende Wahrheit: Die in Herten ansässige Fleischwarenfirma Herta war inzwischen ebenfalls auf die Sensationsmeldung aufmerksam geworden und klärte auf: Das Unternehmen hatte die Feuersteine in einem belgischen Steinbruch geordert, um sie als historisch anmutende Steinzeitmesser Präsentkoffern mit Fleischerutensilien beizulegen. Die übrig gebliebenen „Abfälle“ wurden auf dem Firmengelände unweit der Gartenmauer entsorgt. Zumindest bei der Herkunftsbestimmung lagen die Archäologen aus Münster also richtig - nur die Datierung lag ein paar tausend Jahre daneben. Das zeigt: Auch renommierte Wissenschaftler sind vor Fehleinschätzungen nicht gefeit. Und auch modernste Forschungsmethoden bewahren nicht vor Irrtümern.

Die geplante Ausstellung bietet die Gelegenheit, populäre aber überholte Vorstellungen zu vergangenen Epochen und ihren Artefakten zu revidieren, spektakuläre Betrugsfälle aufzurollen sowie Arbeitsmethoden in den Blick zu rücken. Es geht um Erkenntnisfortschritt - und die Frage, warum Irrtümer und Fälschungen dennoch immer wieder möglich sind.

Anzeige: DRK 2024 - Job - Assistenz

Mehr Info: http://www.lwl-landesmuseum-herne.de

Stellenanzeigen: Jobs in Herne