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Annette Ihme-Krippner berichtet von ihrer Zeit auf der Palliativstation.

Annette Ihme-Krippner spricht über ihren Aufenthalt auf der Palliativstation im EvK Herne

Hier kann die Seele heilen

Eine Woche hat alles verändert. Annette Ihme-Krippner aus Wanne-Eickel kam Ende Juni nach einer schweren OP mit starken Schmerzen auf die Palliativstation im EvK Herne. Sieben Tage später verlässt sie die Station voller Zuversicht und mit einem neuen Verständnis für das Leben mit einer schweren Erkrankung. „Ein echtes Aha-Erlebnis“ liege hinter ihr, sagt Ihme-Krippner: „Die Palliativstation ist ein geschützter Ort, an dem die Seele heilen kann.“

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Die bekannte Psychotherapeutin und Künstlerin musste in den vergangenen Jahren mehrfach Erfahrungen mit Krebserkrankungen machen. Vor zwei Jahren wurde sie im EvK Eickel wegen Lungenkrebs erstmals operiert. Im Mai 2025 wurde ein Magenkarzinom entdeckt, dass sich bei der OP als inoperabel entpuppte. Dr. Jens Verbeek, Chefarzt der Inneren am EvK Herne, stellte anschließend den Kontakt zu Dr. Katja Vogelsang, der Ärztlichen Leiterin des Palliativzentrums, her.

Profis auf Augenhöhe

Anfang Juli verbrachte die frisch Operierte ihre erste Woche auf der Palliativstation. „Ich bin überwältigt vom Wert der Arbeit, die hier geleistet wird“, sagt Ihme-Krippner. „Hier stehen sich Profis auf Augenhöhe gegenüber: die Patientin, die ihren Körper und ihre Seele am besten kennt, und ein Team aus Ärzten, Pflegenden und Therapeuten, dem kein Wunsch zu viel ist. Ich fühlte mich jederzeit gesehen und willkommen.“

Besonders beeindruckte sie die liebevolle individuelle Betreuung. Nach beiden Operationen litt die 69-Jährige unter Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns. Alles, was sie zuvor gern geschnuppert oder geschmeckt hatte, löste plötzlich nur noch Widerwillen aus. Während ihre Beschwerden nach dem ersten Eingriff keine Beachtung fanden, reagierte das Palliativteam im EvK sofort. Palliativschwester Maggi trug ein Aromatherapie-Tablett mit 40 ätherischen Ölen an ihr Bett. Gemeinsam fanden sie vier Düfte, die der Patientin guttaten. Über einen Diffusor werden sie nun abwechselnd im Zimmer verteilt.

In den vergangenen Tagen wurde Ihme-Krippner an der Wiescherstraße bestmöglich schmerzmedizinisch eingestellt. Zugleich machte das Team die Patientin mit den hochwirksamen Medikamenten vertraut, damit sie diese zuhause selbst anwenden kann. Dort wird sie bei Bedarf vom Palliativmedizinischen Konsiliardienst betreut. „Noch brauche ich zuhause keine Pflege“, erklärt sie. „Aber es ist beruhigend zu wissen, dass Unterstützung kommt, wenn ich sie benötige.“ Die Möglichkeit, für weitere Anpassungen noch einmal auf die Palliativstation zurückkehren zu können, gibt zusätzliche Sicherheit.

Palliativstation ist ein Bindeglied zwischen den Welten

„Eine Palliativstation ist ein Bindeglied zwischen den Welten“, beschreibt die Hernerin ihre Gefühle. „Sie macht Hoffnung auf ein qualitätvolles Weiterleben.“ Ihme-Krippner bedauert, dass sie nicht schon bei der ersten OP auf die Möglichkeiten der stationären und ambulanten palliativen Versorgung hingewiesen wurde. Sie fordert: "Patienten sollten bei jeder schweren Erkrankung grundsätzlich und immer darauf hingewiesen werden, dass es eine solche Station gibt. Sie hilft Menschen dabei, mit einer lebensverkürzenden Krankheit umzugehen. Diese Wissenslücken müssen unbedingt geschlossen werden.“

Annette Ihme-Krippner selbst blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Nach Jahren in Jamaika kehrte sie als alleinerziehende Mutter mit vier Kindern zurück nach Herne. Mit 32 holte sie das Abitur nach, studierte und machte sich mit einer eigenen Praxis als Psychotherapeutin in Witten selbständig. Seit 2007 ist sie künstlerisch tätig und betreibt die Galerie „Kunstwerk 7" in Herne- Constantin. Neun Enkel freuen sich schon darauf, dass die aktive Oma wieder nach Hause kommt. Nach sieben Tagen packte sie auf Station ihre Koffer – und schmiedete sofort erste Pläne: „Als erstes gehe ich zum Friseur!"

Mittwoch, 16. Juli 2025 | Quelle: Susanne Schübel / JBH