
Viel Einfühlungsvermögen erforderlich
Herner Palliativtag im Archäologiemuseum
Wenn ein Palliativpatient so weit unter dem Verlust seines Sprachvermögens leidet, dass er nur noch das Wort „nein“ kennt, dann müssen Pflege, Ärzte und Angehörige lernen, dass dieses „nein“ Modifikationen unterworfen ist. Dies war nur eines von vielen Beispielen, das Dr. Christoph Gerhard, Neurologe und Palliativmediziner, in seinem Vortrag beim Herner Palliativtag Mittwoch (28.2. 2018) im Westfälischen Museum für Archäologie nannte. Im Zentrum der von Dr. Wolf Diemer, Ärztlicher Leiter des Palliativzentrums am Evangelischen Krankenhaus Herne, organisierte Tagung stand die Versorgung von Palliativpatienten mit neuro-psychiatrischen Störungen.

Ausgeprägte körperliche Einschränkungen kombiniert mit kognitiven und sprachlichen Einschränkungen, ein solches Krankheitsbild bei einem Palliativpatienten stellt für seine Umgebung eine besondere Herausforderung dar. Eine Kommunikation scheint unmöglich. Das stimmt nicht, meinte Dr. Christoph Gerhard. „Es gibt immer Kanäle, auf denen Menschen sich mitteilen. Wir müssen uns nur die Zeit nehmen, diese zu finden und die entsprechenden Botschaften zu entschlüsseln, auch wenn dies im Klinikalltag noch so schwierig erscheint“, erklärte er mit Nachdruck. Dies sei vor allem dann entscheidend, wenn es darum gehe herauszufinden, ob ein Palliativpatient unter Schmerzen leide.

Ein wichtiger Appell, den Dr. Christoph Gerhard formulierte, war, dass Palliativmedizin bei neurologisch Erkrankten zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt eingesetzt werden müsse. Als Beispiele nannte er Morbus Parkinson oder auch ALS, beides Krankheiten, bei denen es absehbar sei, dass sie in ihrem Verlauf zu einer Verschlechterung des Zustandes führen. So gebe es Hilfsmittel, wie z.B. Sprachcomputer, die für den Patienten sehr lange eine problemlose Verständigung mit der Außenwelt bedeuten. Würde frühzeitig eine Palliativversorgung genehmigt, könnten die Phasen, da sich die gesundheitliche Lage für den Patienten extrem verschlechtert, besser vorbereitet und damit für den Patienten erträglicher gestaltet werden.
Mit den besonderen Herausforderungen in der Kommunikation mit neurologisch-psychiatrischen Palliativpatienten Palliativpatienten setzte sich auch Dipl.-Psychologin Marion Duddek-Baier, Psychoonkologin am EvK Herne-Eickel, auseinander. Noch spezieller wurde die Thematik bei Prof. Dr. Udo Bonnet, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am EvK Castrop-Rauxel, behandelt. Er befasste sich in seinem Vortrag mit der Palliativversorgung von Demenzpatienten und stellte hier konkrete Fälle aus der Praxis vor.
Kontakt: EvK Herne, Palliativzentrum Tel 02323 / 498-2201