
Gründer der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3
Helmut Bettenhausen wird 90 Jahre alt
Einer der, wenn nicht „der“ profilierteste Künstler des Ruhrgebietes, der in dieser Region geboren wurde und sich zeitlebens mit ihr auseinandergesetzt hat, feiert am Mittwoch, 22. Oktober 2025, seinen 90. Geburtstag: Helmut Bettenhausen.
Lehre als Grafiker und Maler
In Wanne-Eickel geboren absolvierte er zunächst eine Lehre im Malerhandwerk und als grafischer Gestalter, bevor er ein Studium an der Essener Folkwangschule für Gestaltung aufnahm. 1964 richtete er sich ein Atelier in den Räumen der ehemaligen Zeche Unser Fritz 2/3 ein, keine 200 Meter Luftlinie von seinem Geburtsort entfernt.
Atelier seit 1964 in der ehemaligen Zeche
Helmut Bettenhausen, inzwischen Gründungsmitglied der bundesweit bekannten Künstlergruppe „B 1“, war der erste, der das enorme Potential der heute als „Industriekultur“ wirtschaftlich, touristisch, aber wie in diesem Fall auch künstlerisch genutzten Objekte einer dem Untergang geweihten Epoche der Steinkohleförderung erkannte. Als er den maroden Gebäudekomplex unweit des Rhein-Herne-Kanals, an dem er täglich auf dem Weg nach Essen vorbeikam, zum ersten Mal betrat, war dort noch ein Betrieb zur Herstellung von Brennholz tätig.

Der Wanne-Eickeler Künstler suchte sich Kollegen und Mitstreiter in der zu Beginn der 1970er aufblühenden lokalen und regionalen Kunstszene. Aus der still gelegten Zeche wurde nach dem Auszug der letzten Kleinunternehmer mit viel Eigeninitiative die Künstlerzeche mit großer Beachtung als Vorreiter und heute überregionaler Bedeutung. Nach dem Ende der 1990er Jahre begonnenen Umbau konnten 2002 die Räumlichkeiten mit 13 Ateliers und Veranstaltungsräumen für rund ein halbes Dutzend Ausstellungen zeitgenössischer Kunst an den gemeinnützigen Förderverein übergeben werden.
Gahlensche Kohlenweg

Helmut Bettenhausen, im kreativen Brotberuf Grafiker für die Stadt Herne, hat Plakate und Logos für zahllose Veranstaltungen entworfen, darunter auch die Windmühle als bis heute gültiges Zeichen der Cranger Kirmes, die bis mittlerweile millionenfach gedruckt worden ist. 1984 erhielt er einen Sonderpreis beim Wettbewerb „Plakate für den Frieden“ in Moskau. Im Jahr zuvor hatte er am Symposium „Das Revier – Motiv und Motivation“ in der Essener Zeche Carl teilgenommen – mit Folgen.
Bettenhausen engagierte sich fortan für die künstlerische Sichtbarmachung der von den Narben des Bergbaus gezeichneten Region, etwa mit seiner Idee zum 1984er Projekt „Grenzüberschreitung R“ und zum 2006er Projekt „Der Gahlensche Kohlenweg.“ Zusammen mit Rolf Glasmeier und Jiri Hilmar gewann er 1992 den 2. Preis beim Wettbewerb zur Gestaltung der Halde Rungenberg in Gelsenkirchen im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscherpark.

Als von weithin sichtbaren „Landmarken“ an Ruhr und Emscher noch keine Rede sein konnte, sorgte Helmut Bettenhausen für temporäre Vorgänger, so 1978 auf der Bücke an der Hafeneinfahrt Wanne-Eickel und zu Beginn der 1980er Jahre mit Objektkunst: Er stellte weiße Stühle vor damals noch düstere Industriekulissen. Aber auch weiße Andreaskreuze in 940 Metern Tiefe auf Zollverein auf.
Migrationssymbol
Sichtbare Zeichen seiner Verbindung zum Revier wie seiner auf Versöhnung scheinbarer Gegensätze zielenden politischen Einstellung sind die 2007er Umgestaltung eines Luftschutzbunkers der Zeche Unser Fritz, Schacht 7, zum „Migrationssymbol“ auf dem Cranger Kirmesgelände und der „Triumphbogen der Kohle“ am Rhein-Herne-Kanal als Eingangstor einer kleinen Grünanlage in Sichtweite der Künstlerzeche.
