Themen: Wasserstoff-Produktion, Energiepreise und mehr
Habeck besucht das Evonik-Werk
Wenn die Politik-Prominenz aus Berlin in Herne vorbeischaut, werden die Smartphones für Selfies schneller gezückt, als man sich umschauen kann. Das galt auch am Montag, als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Evonik-Werk in Eickel vorbeischaute. Parteiinterne Unterstützung gab es dazu von Mona Neubaur, NRW-Wirtschaftsministerin sowie stellvertretende Ministerpräsidentin. Insbesondere Habeck war aber vor Ort, um sich mit dem Firmen-Vorstand über aktuelle Themen der energieintensiven Chemie-Industrie zu unterhalten.
Zwischen mehreren Fotos fand er in den zwei Stunden vor Ort sogar Zeit dafür. Recht leger im braunen Anzug und mit Sneakern gekleidet, wurde er unter anderem von Evonik-Chef Christian Kullmann begrüßt. Werksleiter Rainer Stahl informierte über die genaueren Projekte. Eines davon trägt den Namen „H2annibal“ und hat mit Wasserstoff zu tun.
15 Mio. Euro Kosten, über neun Millionen gefördert
In der ehemaligen Salzlagerhalle, die große Ausmaße hat, soll dieses Element produziert werden. Zuletzt wurde die Halle nur noch als Lager benutzt, ab Anfang 2026 soll ein Elektrolyseur grünen Wasserstoff erzeugen. Habeck sagt dazu: „In 30 Jahren kauft keiner mehr grauen Wasserstoff, dieser muss dann blau oder grün sein.“ Evonik hat deshalb investiert, arbeitet zudem mit Siemens Energy zusammen, die die Forschung übernehmen. Kostenpunkt: 15 Millionen Euro. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert sowohl das Investitions- als auch Forschungsprojekt mit 9,3 Millionen Euro.
Zudem gibt es noch das lecker klingende Projekt „Torte“ von Evonik und Uniper. „Torte“ steht dabei für Technische Optionen zur thermischen Energiegewinnung. Das Projekt soll industrielle Abwärme aus der Isophoron-Produktion in das Fernwärmenetz einspeisen und bis Ende 2024 gut 1.000 Haushalte im Ruhrgebiet versorgen. Zur Rückgewinnung dieser industriellen Niedertemperatur-Abwärme hat Uniper in Herne eine große Wärmepumpe installiert, die bis zu 1,5 Megawatt Wärme in das Fernwärmenetz einspeist, zur Versorgung der lokalen Kunden.
'Netzentgelte eindämmen'
Klar ist, dass ein solch großes Gelände mit vielen verschiedenen Produktionsanlagen Unmengen an Energie frisst. Daher kamen auch die zeitweise sehr hohen Energiepreise als Thema auf. Evonik-CEO Kullmann sagt dazu eindeutig: „Die Energiepreise sind zu hoch und die Risiken, dass sie in der Zukunft hoch bleiben, sind da.“ Deshalb sei eine klare und pragmatische Politik notwendig. „Wir müssen sehen, dass die Netzentgelte eingedämmt werden.“
Ferner sei die Wasserstoff-Industrie wichtig. „Der grüne wird es in der Perspektive sein, aber er muss es nicht sofort sein – das hat auch Minister Habeck gesagt und dafür sind ihm dankbar“, erläutert Kullmann. Vorher nehme man halt blauen oder anderen. Wichtiger sei aber, in diese Industrie hereinzukommen und die Standortbedingungen zu verbessern.
'Industrie in Deutschland schützen, erhalten und weiter entwickeln'
Und weil es manchmal einfach nicht am Geld, sondern an der Bürokratie scheitert oder zumindest mal wieder länger dauert, sagt Habeck dazu: „Wir müssen die energieintensive Industrie in Deutschland schützen, erhalten und weiter entwickeln. Die Welt wird erstmal Produkte, die zumindest klimaschonend und irgendwann klimaneutral sind, stärker nachfragen.“
Für ihn sollen es deutsche Unternehmen wie Evonik sein, die in Zukunft entsprechende Produkte herstellen und verkaufen. „Ich möchte mich zudem dafür einsetzen, die bürokratischen Vorgaben zeitlich nach hinten zu verschieben.“
Am liebsten so schnell wie möglich starten
Wenn es nach Kullmann und Habeck geht, könnte die Wasserstoff-Produktion in Herne auch schon am liebsten „morgen“ starten – wie eingangs erwähnt, dauert das aber noch etwas. Es soll aber so schnell wie möglich passieren, hierfür habe es auch positive Signale von Habeck gegeben.
Das freut auch Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, der ebenfalls vor Ort war. „Dieser Besuch war ein lang gehegter Wunsch von uns und von Evonik. Wir können hier den Wandel der Chemie-Industrie vorantreiben, wenn es die nötige Unterstützung aus Berlin und Brüssel gibt. Robert Habeck hat sich für pragmatische Lösungen offen gezeigt“, sagte Dudda im Gespräch mit halloherne.