Mitarbeiter der Entsorgung durchlaufen Verkehrssicherheitsparcours
Gefahrensituationen besser einschätzen
Eigentlich ist der Wertstoffhof von Entsorgung Herne am Dienstag (21.11.2023) geschlossen, dennoch herrscht vor Ort reges Treiben. Der Grund: Der kommunale Entsorgungsbetrieb hat seine rund 200 Mitarbeiter aufgerufen, an einem Aktionstag zum Umgang mit Gefahrensituationen teilzunehmen. Die Resonanz ist groß, die gesammelten Erfahrungen noch größer.
Viel haben sie aufgebaut, dort, wo Herner Bürger sonst ihren Sperrmüll oder ihre Grünabfälle entsorgen. Oben stehen zwei Wagen der Landesverkehrswacht sowie der Verkehrswacht Wanne-Eickel, die einen Promillerausch darstellen und an denen man seine Hör- und Sehkraft sowie sein Reaktionsvermögen testen kann, ein paar Meter weiter kann man Erste Hilfe üben. Die Berufsgenossenschaft Verkehr (BG) hat einen Lkw mit einem Überschlagssimulator abgestellt, daneben steht ein sogenannter Gurtschlitten, der Aufprälle gegen eine Wand (natürlich mit Sicherheitsgurt) simuliert.
Überraschungen auf der Autobahn
Simulation ist auch das Stichwort in einem Truck, in dem man am PC Lkw fahren kann – inklusive Überraschungen auf der Autobahn oder beim Einparken sowie Wenden. Ein paar Meter weiter wird ein Kameraassistenzsystem für das Rückwärtsfahren von Müllwagen vorgestellt – wer hier, egal ob Mitarbeiter oder Bürger, ungeplant hinter das Auto in die Fahrbahn läuft, wird von den Kameras erkannt, es kommt zum abrupten Stopp.
Der ganze Aktionstag ist eine Veranstaltung der Bereiche Arbeitssicherheit sowie Gesundheit von Entsorgung Herne. Da die meisten der Mitarbeiter sowohl gewerblich, als auch privat im Straßenverkehr unterwegs sind, ist eine hohe Achtsamkeit meist lebensnotwendig. „In dieser Größe ist dieser Tag eine Premiere", stellt Natalie Urban vom Gesundheitsmanagement fest. Sie ist eine der Organisatorinnen.
Ein Müllwagen ist mit neuer Kameratechnik ausgerüstet
„Wir wollen mit diesem Tag die Mitarbeiter für die Gefahrensituationen sensibilisieren. Zusätzlich rüsten wir nach und nach unsere Fahrzeuge mit den neuen Assistenz- und Sicherheitssystemen aus", erläutert Randolf Budde, Betriebsleiter und stellvertretender Vorstand. Ein Müllwagen habe die neue Technik der Firma „Visy“ bereits verbaut, somit ist auch das Rückwärtsfahren möglich – auch wenn es eigentlich verboten ist, lässt es sich manchmal aufgrund enger sowie zugeparkter Straßen, nicht vermeiden, schildert Sicherheitsfachkraft Florian Jahns.
Insgesamt gibt es 14 Stationen. So schaut sich die Betriebsärztin bei der Gelegenheit auch die Mitarbeiter nochmal genauer an – mit Hilfe einer sogenannten Cardisiographie, eine Art 3D-EKG. „Bei mir kam dabei raus, dass mein Herz leicht verdickt ist. Also hat sich die Vorsorge und Kontrolle schon gelohnt", berichtet der 59-jährige Budde.
Die Mitarbeiter laufen umher und haben dabei einen Handzettel dabei, an jeder absolvierten Station gibt es einen Stempel. Wer genug sammelt, kann später noch etwas gewinnen. Straßenreiniger Michael Falkenrich kommt gerade aus dem Gurtschlitten und ist baff. „Das war heftig“, ist seine erste Reaktion. „Ich hätte es nicht so krass erwartet, man unterschätzt die Kraft." Auf die Frage, wie hoch er die Geschwindigkeit des Aufpralls schätzen würde, tippt er auf 30 km/h. Tatsächlich waren es aber nur 10 km/h, also nicht viel mehr als Schrittgeschwindigkeit.
Kuscheltiere statt Flaschen, Kugelschreiber und Co.
Den Überschlagssimulator, der „nur“ mit Kuscheltieren in der Fahrerkabine anstatt mit Flaschen, Kugelschreibern oder sonstigen üblichen Gegenständen ausgestattet ist, nutzen auch viele Mitarbeiter. Zwei Mal geht es um die seitliche Achse, ohne Sicherheitsgurt würde man hier an der Scheibe kleben - auch der halloherne-Reporter darf das mal ausprobieren. Das schindet auf jeden Fall Eindruck.
Die meisten nutzen diese Station, bevor es dann zu einer angenehmen Mittagspause geht: Ein mobiler Dönerstand serviert einen kleinen Imbiss. Schließlich ist bei den Überschlägen ein leerer Magen sinnvoller – bevor er dann wieder aufgefüllt werden kann. Gestärkt gehen sowieso alle aus diesem Tag hervor – nämlich mit einem neuen Bewusstsein für Gefahren im Straßenverkehr.