halloherne.de lokal, aktuell, online.
Kinderwohngruppe Villa Dorn von PlanB.

Es gibt immer einen PLANB

Als Leiterin einer Kinderwohngruppe hat man immer einen vollen Terminkalender. Aber im Dezember 2020 kam für Agnes Neumann noch eine ganz besondere Verabredung dazu: Sie hatte einen Termin mit dem Christkind. Wir wissen nicht viel über das streng geheime Treffen, aber so viel ist sicher: Verständigungsprobleme gab es sicher nicht, denn die rund 300 Kollegen von Agnes Neumann bei PLANB Ruhr e. V. sprechen zusammen etwa 30 Sprachen – darunter ist sicher auch eine, die das Christkind versteht. Die Agenda des Treffens ist allerdings kein Geheimnis: Es ging um die Wunschzettel der zehn Jungen und Mädchen zwischen sieben und 14, die in der Villa Dorn leben.

Agnes Neumann, Leiterin der Kinderwohngruppe Villa Dorn

Die Kinderwohngruppe ist ein Zuhause auf Zeit für diese Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei den Eltern leben können. Sieben Erzieher und Sozialpädagogen, eine Köchin und eine Reinigungskraft tun alles, um ihnen hier ein Zuhause zu bieten, um ihnen Gemeinschaftsgefühl, Strukturen und Sicherheit zu vermitteln. Dazu gehört auch schon mal ein Termin mit Christkind. „Wir freuen uns sehr auf Weihnachten“, sagt Agnes Neumann. „Die Älteren, die hier schon ein Weihnachtsfest erlebt haben, erzählen den anderen schon seit Tagen davon.“ Festlich und heimelig geschmückt ist „die Villa“, wie die Bewohner sie nennen, und an jedem Adventssonntag gab es Kakao und selbstgebackene Plätzchen.

Zwei Kitas für 170 Kinder

Michaela Engel, PLANB-Fachbereichsleiterin Kindertagesstätten.

Träger der Kinderwohngruppe Villa Dorn ist PLANB Ruhr. Der gemeinnützige Verein, 2011 in Bochum gegründet, ist spezialisiert auf interkulturelle Kinder- und Jugendhilfe. Sein Grundsatz lautet: Es gibt immer einen PLANB. Sowohl für Kinder, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, als auch für Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen. Und nicht zuletzt für jene Kinder, die trotz schlechter Startbedingungen gleiche Bildungs- und Teilhabe-Chancen verdient haben. In Herne betreibt PLANB außerdem zwei Kitas in Eickel und Mitte mit insgesamt rund 170 Plätzen. „In unseren Kitas ist die Sprachbildung ein zentrales Thema“, erläutert die zuständige PLANB-Fachbereichsleiterin Michaela Engel. „Außerdem stehen die Rechte der Kinder bei uns im Mittelpunkt. Wir achten sehr darauf, dass sie altersgemäß an allen Entscheidungen beteiligt werden, die sie betreffen – vom Speiseplan bis zum Spielzeug.“ Beide Kitas sind gleichzeitig Familienzentrum und haben darum auch viele Angebote für Familien in der Nachbarschaft im Programm, nicht nur für die eigenen Kinder und Eltern. Mutter-Kind-Gruppen, Elterncafés, Sprachsprechstunden, Erziehungsberatungen oder Tauschbörsen für Kinderkleidung kommen gut an – wenn sie nicht gerade wegen Corona ausfallen müssen.

Zentrum der Vielfalt in Wanne

Seher Kahraman leitet das Projekt 'Bachtalo' und die PLANB-Integrationsagentur in Wanne.

In Herne-Wanne ist PLANB mit dem Zentrum der Vielfalt in der Hauptstraße vertreten. Hier bieten die PLANB-Experten Migrations- und Integrationsberatung und Unterstützung an: für Geflüchtete, aber auch für Herner Bürger, die schon lange bei uns leben. Besonders angesprochen sind hier Menschen aus Südosteuropa, vor allem aus der Roma-Community. Das offene Bildungs- und Begegnungszentrum Bachtalo steht mit seinen vielen Treffmöglichkeiten, Kursen und Sprachtrainings allen Zugewanderten offen. Die PLANB-Integrationsagentur am gleichen Standort fördert eine wirksame und nachhaltige Integration und ermöglicht allen Bürgern die gleichberechtigte Teilhabe an gesellschaftlichen Angeboten und Strukturen. „Noch immer beobachten wir viele Vorbehalte und Vorurteile gegenüber Zugewanderten, vor allem gegenüber Roma“, weiß Bachtalo-Projektleiterin Seher Kahraman. „Das betrifft die Wohnungs- und Arbeitssuche und viele andere Lebensbereiche. Hier wollen wir durch Information und Kennenlern-Angebote entgegenwirken. Denn es ist immer das Fremde, das auf die Menschen bedrohlich oder feindselig wirkt.“

Ambulante Erziehungshilfe

Beide Kitas freuen sich über Spenden für die Gestaltung und Bepflanzung im Außenbereich.

Das alles ist nur ein Teil der Angebote und Dienste von PLANB in Herne. Dazu kommt noch die interkulturelle ambulante Erziehungshilfe, die Hilfestellung bei Erziehungsfragen gibt. Gemeinsam mit den Familien erarbeiten die Fachkräfte, wie sich problematische Situationen individuell lösen und Konflikte klären lassen. Dabei geht es nicht nur um die Überwindung einer akuten Krise, sondern auch darum, die Familien dazu zu befähigen, ähnliche Herausforderungen künftig selbstständig zu meistern. Besonders wichtig war die Arbeit der Experten während der Schul- und Kitaschließungen im ersten Corona-Lockdown, die bereits bestehende Spannungen und Krisen innerhalb der Familien enorm verschärft haben.

Ehrenamtliche Helfer sind immer willkommen – zum Beispiel als Lesepaten.

Nichts von dem, was PLANB in Herne tut – für Kinder, für Familien, für Geflüchtete, für alle Herner – wäre in dieser Form möglich ohne die Unterstützung durch Spenden und ehrenamtliche Hilfe. Nur so kann der gemeinnützige Verein allen Menschen, die sich an ihn wenden, über die auftragsfinanzierte Grundversorgung hinaus wirklich nachhaltig und individuell helfen.

Gruppenspiele und Spielzeug für die Villa Dorn, Ausstattung für den Entspannungsraum, Bücher für die Kinderbibliothek in der Kita Eschstraße, Blumen und Pflanzen für die vielen eifrigen kleinen Gärtner – all das kann PLANB in diesem Umfang nur durch Spenden finanzieren. Auch die Hilfe von Ehrenamtlichen ist bei PLANB immer sehr willkommen: in der Villa Dorn als Hausaufgaben- und Lernhelfer*innen, in den Kitas als Lese- und Spielpaten oder zur Kinderbetreuung und Hausaufgabenhilfe im Zentrum der Vielfalt in Wanne. mehr Infos

Donnerstag, 24. Dezember 2020 | Quelle: Georg Stankiewicz