
Das sagt Schulleiter Stephan Helfen zur Forderung und derzeitigen Lage
EFG: Schüler fordern Durchschnittsabitur
An der Erich-Fried-Gesamtschule (EFG) herrscht derzeit Einbahnstraßenverkehr. Die Schüler, die sich vor Ort auf das Abitur vorbereiten können, dürfen nur an einer Tür das Gebäude betreten und an einer anderen Seite es wieder verlassen, um unnötige Kontakte während der Corona-Pandemie zu vermeiden.
Die derzeitige Lage beschreibt Schulleiter Stephan Helfen im Gespräch mit halloherne so: „Überwiegend kann man sagen, dass es ok ist. Es gut zu nennen, wäre schwierig in dieser Situation. Allerdings ist es anders oder besser derzeit nicht zu regeln.“ Doch nicht allen Schülern gefällt das: Zwei Mails von Schülerinnen haben die Redaktion erreicht, in der sie sich über die Bedingungen beklagen und auch ein Durchschnittsabitur fordern - also einen Wegfall der anstehenden Prüfungen und eine Berechnung der Abinote durch die bisherigen Zeugnisnoten.
Helfen versteht dieses Unbehangen und stellt klar, dass die Lernsituation sicher keine gewohnte wäre. Damit ist gemeint, dass die Abiturienten sich in kleinen Gruppen mit ausreichend Abstand zueinander in den Klassenräumen treffen, größere Kurse aufgeteilt sind und stellenweise Masken getragen werden. Zur Forderung eines Durchschnittsabiturs sagt der EFG-Schulleiter: „Grundsätzlich gäbe es diese Notengrundlage, aber vonseiten der Regierung ist diesem Wunsch eine klare Absage erteilt worden. Das wird nicht passieren.“

Ferner ist er der Meinung, dass ein Ausfall der Prüfungen nicht nötig wäre. „Ich gehe davon aus, dass auch mit einer Maske die gleiche Leistung möglich ist. Wer dennoch damit Probleme hat, darf diese im Unterricht auch abziehen, da es am EFG keine Maskenpflicht gibt“, sagt Stephan Helfen. Am Dienstag, 12. Mai 2020, beginnen die ersten schriftlichen Arbeiten.
Zwei Schüler hätten bis jetzt von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, den Termin der Nachschreibeprüfungen zu nutzen. „Doch dann muss alles in diesem Zeitraum geschrieben werden. Die Möglichkeit, erst jetzt den ersten Leistungskurs und ein paar Wochen später den Zweiten zu schreiben, gibt es nicht.“ Die meisten Schüler würden sicherlich die Prüfungen schnell hinter sich bringen wollen.
Die Herner Linke unterstützt unterdessen die Forderung nach einer Aussetzung des diesjährigen Abiturs. Die Anwärter hätten nicht die gleichen Chancen wie Schüler anderer Jahrgänge. „Die Argumente liegen dabei auf dem Tisch: Unzureichende Vorbereitung durch Unterrichtsaussetzung, kein adäquater Ausgleich durch Internet- und Homeschooling, mangelnde Lernatmosphäre und -ausstattung zu Hause, kein kooperatives Lernen in organisierten Lerngruppen, psychische Zusatzbelastungen durch Verunsicherung der Schüler, Ängste um Ansteckungs- und Übertragungsrisiken für die Familien“, fasst Veronika Buszewski, Fraktionsvorsitzende der Linken und schulpolitische Sprecherin zusammen. „Dabei zielt die Kritik nicht auf die Stadt oder die Schulen sondern auf das Land, das auf Deubel komm raus, Abschlussprüfungen durchziehen will!“

Generell hätten sich die Überlegungen im Vorfeld der Schulöffnung bewährt, bilanziert Helfen. „Wir hatten eine ruhige, unkomplizierte Zeit. Die Maßnahmen mit der Aufteilung und der Hygiene haben sehr gut funktioniert, die Schüler haben sich auf dem Schulgelände sehr diszipliniert verhalten“, erläutert der Schulleiter.
So habe er auch Dankbarkeit erlebt, dass die Mädchen und Jungen wieder zur Schule gehen durften und auch wieder echten Kontakt mit ihren Lehrern haben durften. Deutsch, Mathe, Englisch und ein Wahlpflichtfach werden in drei 60-Minuten-Kursen unterrichtet. „Das bedeutet, dass es eine Stunde mehr an Unterricht gibt als zu normalen Zeiten“, sagt Helfen.
Dennoch würde aus den bekannten Gründen kein abwechslungsreicher Unterricht wie Partnerarbeit oder Ähnliches funktionieren. „An erster Stelle steht die Gesundheit, aber wir kommen mit den Rahmenbedingungen gut klar“, sagt der EFG-Leiter.

Außerdem gäbe es viele Gespräche mit Schulsozialarbeitern und Beratungslehrern, die sich mit den Schülern austauschen. Hier werden vor allem diejenigen angesprochen, die aus sozial schwächeren Familien stammen. „Wer kein gutes Angebot zu digitalen Medien zu Hause hat - da sprechen wir nicht von Druckern, sondern direkt Geräten oder Anschlüssen - den drucken wir die Materialien zum Abholen aus oder bringen sie nach Hause, damit niemand benachteiligt wird“, so Helfen.
Vor dem Re-Start sei die mögliche Abwesenheit eine spannende Frage gewesen. Bis auf zwei Schüler der Q2, die selbst oder in der Familie mit Vorerkrankungen zu kämpfen haben, seien alle vor Ort gewesen, berichtet Helfen. Auch in der Oberstufe seien fast alle anwesend gewesen. „Ich gehe auch selbst durch die Kurse, mache mir ein Bild und befrage die Lerngruppen, wie es läuft“, erläutert der Schulleiter.