halloherne.de lokal, aktuell, online.
Disneys Traumpaar: die Schöne (Romy Vreden, r.) und das Biest (Pablo Konrad).

Opulentes Musical-Märchen für die ganze Familie

'Die Schöne und das Biest'

Barocke Pracht entfaltet sich im Schauspielhaus Bochum im heurigen „Weihnachtsmärchen“. Was die erwartungsfrohen Kids im proppevollen Parkett staunen macht, kennen sie „Die Schöne und das Biest“ doch nur aus Bill Condons Fantasy-Musikfilm von 2017, während sich ihre Eltern vielleicht an die Vorlage, das 1994 am Broadway herausgekommene Musical, erinnern können. Oder auch noch an die erste Disney-Produktion dieses Stoffes, den Zeichentrickfilm von 1991 mit Musik des Duos Howard Ashman/Alan Menken („Der kleine Horrorladen“).

Mit den gepuderten Perücken und opulenten Kleidern im Großen Haus an der Bochumer Königsallee hat es aber ebenso seine Richtigkeit wie mit dem kleinen Guckkasten der Rahmengeschichte, der an die einzigartige barocke Kulissenbühne des Gothaer Eckhof-Theaters im Schloss Friedenstein erinnert: Lucy Kirkwood und Katie Mitchell haben ihre Bühnenfassung am gleichnamigen französischen Volksmärchen „La Belle et la Bête“ aus dem 16. Jahrhundert orientiert, das erst 1740 in der Bearbeitung von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist.

In Dauerfehle liegendes Erzähler-Duo

Aus ihrer guten Fee, welche die Geschicke des Kaufmanns und seiner Tochter lenkt, nachdem eine böse Fee den Prinzen Phillip in ein hässliches Biest verwandelt hat, ist mit Pink (Michael Lippold) und Cécile (Dominik Dos-Reis) ein umwerfend komisches, in Dauerfehde liegendes Erzähler-Duo erwachsen, das rechterhand im mittleren Teil des Himmels wohnt, wo es dunkel und kalt ist. Weshalb es die beiden immer wieder hinunter auf die Erde treibt und unter Menschen.

Ein einst wohlhabender Kaufmann (Bochum-Rückkehrer Jost Grix) hat nicht nur am Verlust seiner Handelsflotte, sondern auch an der Putzsucht seiner so eifersüchtigen wie biestigen Tochter Gundula (eine Wucht: Johanna Wieking nach dem Mutterschutz wieder ganz die alte) zu knabbern. Die fühlt sich als Aschenputtel und erwartet kostbare Mitbringsel vom Vater, während sich dessen so bescheidene wie liebreizende Tochter Belle („La vie en rose“: Romy Vreden) nur eine Rose wünscht – mitten im Winter freilich keine leichte Aufgabe.

Die Versuchung ist zu groß

Als sich der Vater im Wald verirrt und, vom flackernden Licht angezogen, ein altes, düsteres Gemäuer betritt, entdeckt er auf einer langen und beinahe leeren Tafel eine Rose. Die Versuchung ist einfach zu groß – und schon hat ihn das Biest (Gast aus Köln: Pablo Konrad) am Wickel. Nur unter der Bedingung, dass er die Empfängerin der Rose hierher zurückbringt, lässt ihn das gruselige Wesen ziehen. Belle fühlt sich verantwortlich und lässt sich vom furchterregenden Anblick des Tier-Menschen nicht die Annehmlichkeiten des Schlosses samt Bibliothek, Küche (bei Vanille-Vla wird die Niederländerin schwach) und freiem Blick auf den Sternenhimmel vermiesen. Im Gegenteil: Endlich kann sie tun und lassen, was sie will. Und anziehen, was ihrem Geschmack entspricht.

Bochums neues Traumpaar: Pink (Michael Lippold) und Cécile (Dominik Dos-Reis).

„You are so beautiful“: Gerade sind sich der Hausherr und Belle näher gekommen, da wird die Schöne ans Krankenlager ihres Vaters gerufen. Wird sie zum Biest zurückkehren? Lange sieht es nicht danach aus, aber der finale Titel dieses 70-minütigen Musical-Märchens für alle ab sechs Jahren klingt vielversprechend: „Endless Love“, fast so schön wie von Diana Ross und Lionel Richie.

Regisseurin zieht alle Register

Die Berliner Regisseurin Katharina Birch und „Biesty Boy“ Lars Ehrhardt (Live-Musik) haben das darstellerisch wie sängerisch großartige sechsköpfige Ensemble alle Register ziehen lassen, vom schaurig-spannenden Auftakt bis zum schmelzend-schnulzigen Happy End. Nicht zu vergessen die Ausstatter Georg & Paul, die seit 2005 als Kollektiv für Theater, Film und Architektur arbeiten. Dahinter stehen Eva-Maria Henschkowski und Lolita Dolores Hindenberg, die nach ihrer gemeinsamen Assistenzzeit am Schauspielhaus Hamburg 2003/2004 das eigene Produktionsteam in Altona gründeten.

„Die Schöne und das Biest“ ist höchst unterhaltsames, opulent ausgestattetes Musiktheater für die ganze Familie. Das extra zu betonen ist notwendig angesichts einiger sog. Weihnachtsmärchen in unserer Region, die entweder nur die Kleinen bedienen – oder mit Blick auf die erwachsenen Begleiter die Kinder überfordern. Karten unter schauspielhausbochum.de oder Tel. 0234 – 33 33 55 55.

Die weiteren Vorstellungen: Sonntag, 4. Dezember 2022, 16 Uhr; Sonntag, 18. Dezember 2022, 16 Uhr; Sonntag, 25. Dezember 2022, 16 Uhr; Dienstag, 27. Dezember 2022, 16 Uhr; Mittwoch, 28. Dezember 2022, 16 Uhr.

Vergangene Termine (5) anzeigen...
  • Sonntag, 4. Dezember 2022, um 16 Uhr
  • Sonntag, 18. Dezember 2022, um 16 Uhr
  • Sonntag, 25. Dezember 2022, um 16 Uhr
  • Dienstag, 27. Dezember 2022, um 16 Uhr
  • Mittwoch, 28. Dezember 2022, um 16 Uhr
Donnerstag, 1. Dezember 2022 | Quelle: Pitt Herrmann