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Der neue Film

Kulinarischer Kino-Tipp: Previews im Revier

'Die Küchenbrigade'

Seit ihrer Kindheit träumt die elternlos in einem Heim aufgewachsene Cathy Marie (Audrey Lamy) davon, ein eigenes Restaurant zu leiten. Die Enddreißigerin arbeitet in Paris als Sous-Chefin unter der fernsehbekannten Sterneköchin Lyna Deletto (Chloé Astor) und streut schon ‘mal eigene Kreativität ins festgelegte Menü von Hummer und Lamm: die aufgrund ihrer kunstvollen Drapierung „Rübenorgel“ genannte gestiftelte Gemüsebeilage mit Honig statt mit Aceto Balsamico. Den Gästen hats geschmeckt, wie sie wesentlich später erfährt, was ihrer prominenten Chefin aber völlig egal ist: Sie duldet keine Götter neben sich und so nimmt Cathy Marie mit Aplomb die Kochmütze.

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Arbeit gibt’s für Könner am Herd schließlich genug. Freilich nicht in ihrer Preislage, weshalb ihre Freundin Fatou (Fatou Kaba), die dreißigjährige Schauspielerin steckt selbst in einer prekären Auftragslage, dazu rät, auf ein Inserat eines gewissen Lorenzo Cluzet (François Cluzet) zu reagieren. Der hat, wie er selbst eingesteht, „etwas dick aufgetragen“, stellt sich das „charmante Restaurant“ doch als rechte Bruchbude heraus: Er leitet das Kommunale Heim für unbegleitete minderjährige Migranten in Wazemmes, einem Multikulti-Ortsteil von Lille.

Kantinenleiterin gesucht

Er sucht eine Kantinenleiterin, die für siebzig hungrige Mäuler, die bisher mit Dosenravioli abgespeist wurden, kocht – mit einem Etat von acht Euro pro Person und Tag. Fatou beharrt mangels Alternative auf die Zusage ihrer Freundin: 1450 Euro netto, Kost und Logis frei, das sei schließlich fürs erste kein schlechtes Angebot. Als Sabine (Chantal Neuwirth), Mädchen für alles im Heim, ihr die Koffer aufs Zimmer trägt, packt Cathy Marie das nackte Grausen: Jugendherberge ist komfortabler. Und um 22 Uhr ist Stromsperre, damit die Heranwachsenden nicht rund um die Uhr in Social Media Kanälen daddeln.

Der kleine, aufgeweckte und stets neugierige GusGus (Yannick Kalombo) zeigt ihr am anderen Morgen die Küche, Fatou besorgt auf dem Mark frische Ware. Die Dosen-Kost hat ein Ende, aber mit der Pünktlichkeit klappts noch nicht: Als das erste Menü auf dem Tisch steht, ist die halbe Belegschaft bereits wieder unterwegs, um bürokratische Hürden zu nehmen. Welche die empathische Anne-Marie (Charlotte Léo) beim besten Willen nicht aus dem Weg räumen kann: Berufsausbildungsplätze nicht nur für die Heimkinder sind rar. Lorenzos größtes Problem: Hat er sie bis zur Volljährigkeit nicht irgendwie schulisch untergebracht, droht die Abschiebung ins zumeist afrikanische Heimatland.

Kochen unter widrigen Umständen: Cathy Marie (Audrey Lamy) nimmt die Herausforderung an.

„Das wird super“: Sabine hat die Idee, die rein männlichen Heranwachsenden zu Köchen oder zumindest Küchengehilfen ausbilden zu lassen. Was etwa bei Mamadou Bah (Amadou Bah) auf fruchtbaren Boden stößt, beim begeisterten Fußballer Djibril (Mamadou Koita) eher nicht: der denkt nur an eine Profikarriere und bewegt sich auf kleinkriminellen Pfaden. Vom Heimleiter geschickt eingefädelt, kommen sich Cathy Marie und ihre künftigen Lehrlinge bei einer Fußballübertragung afrikanischer Nationalmannschaften näher.

Teilnahme an TV-Live-Kochshow

Vom Jüngsten, GusGus, befeuert, wächst die Gemeinschaft zu einer starken „Brigade“ an, die auch Gerichte aus der jeweiligen Heimat der Jugendlichen zubereitet und zur Belohnung von Lorenzo Cluzet in Lyna Delettos Sternerestaurant ausgeführt wird. Die wahre Bewährungsprobe aber folgt, als Cathy Marie in der TV-Live-Kochshow „The Cook“ um 50.000 Euro Startkapital für ihr eigenes Restaurant antritt…

Nach „Der Glanz der Unsichtbaren“ ist „Die Küchenbrigade“ eine weitere höchst unterhaltsame sozialkritische Komödie des französischen Regisseurs Louis-Julien Petit, in der mit Audrey Lamy und François Cluzet in den Hauptrollen zwei großartige Schauspieler glänzen. An ihrer Seite eine bemerkenswerte Gruppe junger Geflüchteter aus Afrika, die vor David Chambilles Kamera ihre eigene Lebenssituation darstellen.

Komik und Optimismus

Louis-Julien Petit: „Ich wollte eine Sozialkomödie drehen, ein Genre, dass ich für eines der besten halte, um schwierige gesellschaftliche Themen anzusprechen. Die Herausforderung bestand darin, die Problematik der minderjährigen Migranten realistisch zu behandeln und gleichzeitig einen Teil Komik und Optimismus zu bewahren.“

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„La Brigade“, so der Originaltitel des 97-minütigen bewegenden und dabei immer wieder herrlich komischen Plädoyers für Menschlichkeit und Optimismus in noch so aussichtsloser Lage, ist am 20. Januar 2022 beim L’Alpe d’Huez Filmfestival uraufgeführt worden und kommt am Donnerstag, 15. September 2022, in unsere Kinos. Zuvor gibt’s in unserer Region zwei Previews: Am Samstag, 10. September 2022, um 20.15 Uhr im Casablanca Bochum in der Reihe „Kino kulinarisch“ und am Sonntag, 11. September 2022, um 15 Uhr im Essener Eulenspiegel.

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  • Samstag, 10. September 2022, um 20:15 Uhr
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  • Sonntag, 11. September 2022, um 15 Uhr
| Quelle: Pitt Herrmann