Neustart zum 125. Stadtjubiläum
Die Fidelen von der Horst
Singen und Theaterspielen, das war die Leidenschaft von sieben schwäbischen Junggesellen, als sie am 14. September 1919 den Gesellschaftsclub „Fidele Horst“ in der Gemarkung „op de Horst“ gründeten. Ihr Ziel: Die Geselligkeit pflegen und den Menschen Freude bringen - sie "Lachen machen". Der Vereinsgruß damals und heute: 'Immer fidel'.
Natürlich schien in den 103 Jahren, die das Amateurtheater nun schon besteht, nicht immer die Sonne. Wobei die dunkelste Zeit sicherlich die des Nationalsozialismus war: Der Vereinsname musste in „Volksspiel-Gruppe-Holsterhausen“ geändert werden und beim Vereinsgruß war die rechte Hand zu heben. Der Krieg erzwang eine längere Auftrittspause und anschließend musste aus den unterschiedlichsten Gründen mehrfach das Vereinslokal gewechselt werden.
Beliebtheit stetig gewachsen
Der Beliebtheit des Theaters tat dies alles aber keinen Abbruch. In den 70er Jahren wurden pro Jahr gleich zwei Stücke aufgeführt. Bis in die frühen Jahre des neuen Jahrtausend verbuchte der Verein jährlich einen Zuschauerrekord. Im Jahr 2005 gab es gleich sechs ausverkaufte Vorstellungen im Saalbau, gezeigt wurde das Lustspiel 'Einmal Bali und zurück'. „Hinzu kamen noch vier weitere beinahe ausverkaufte Veranstaltungen im Kulturzentrum“, ergänzte der erste Vorsitzende des Vereins, Tobias Weichert, „sodass wir über 5.000 Zuschauer begrüßen durften, und das war ein Rekord.“
Nachdem der Verein im Jahr 2012 an einem Tiefpunkt angelangt war und die Verantwortlichen sogar über eine Auflösung desselbigen nachdachten, gelang im Jahr 2013 ein fulminanter Neustart mit der 85-jährigen Martha Schuster in ihrer letzten Bühnenrolle.
Seitdem ging es mit der alten Dame „Fidele“ stetig aufwärts und Jahr um Jahr kamen neue und spielfreudige Mitglieder dazu. Bis Corona auch hier eine Zwangspause einforderte. Im Gespräch mit halloherne erzählen Tobias Weichert und der Spielleiter Olaf Weichert, wie es nach Corona weitergeht.
Aus der Corona-Pause zurück
Ein kleiner Teil des Ensembles wird zur 125-Jahr-Feier der Stadt Herne (halloherne berichtete) mit einem Kurzstück auf der Bühne stehen, dass aus der Gemeinschaftsfeder einiger Mitglieder entstanden ist. „Wir freuen uns natürlich riesig, dass wir wieder endlich wieder auf die Bühne können“, freut sich Tobias Weichert. Olaf Weichert erklärt: „Dass wir uns nach dieser langen Pause direkt zum Stadtjubiläum dem Publikum wieder zeigen dürfen, das freut uns ungemein und ist auch eine Ehre.“
„Wenn ich von Herne schwärme“
Das Stück sei eine Laudatio an die Stadt Herne und spielt in einer Londoner Bar, in der zwei Pärchen aufeinandertreffen - aus Berlin und aus Herne. Zwischen den beiden entsteht ein kleiner Wettstreit, welche denn die schönere Stadt sei. Da wird das Brandenburger mit dem Cranger Tor verglichen oder der Berliner Tierpark mit dem Streichelzoo am Gysenberg. Die Herren können kaum an sich halten, bezeichnen sich gar als Berliner Arsch und Herner Flitzpiepe, bis am Ende... Ja, das Ende, das wird hier natürlich nicht verraten.
Dies alles geschieht mit einem dicken Augenzwinkern. „Aber eines ist ganz klar, und das möchten wir auch deutlich machen“, sagt Olaf Weichert, „dass Herne eine schöne Stadt ist, die liebenswert ist.“ Der erste Vorsitzende pflichtet ihm bei: „Genau das zeigen wir mit dem Stück ja auch: Herne ist schön.“
Die weiteren Pläne
Der letzte Auftritt ist derweil lang her. „Unser letzte Premiere war 2019. Alle Vorbereitungen für die Vorstellung im Frühjahr 2020 waren im Prinzip fast abgeschlossen, als wir einen Monat vor der Premiere alles absagen mussten“, erklärt Tobias Weichert. Das bedeutete für den Amateurverein: Nicht mehr 'Lachen machen' aber auch, schon über zwei Jahre lang keine Einnahmen, bei laufenden Mietzahlungen für die Proberäume.
Wenn Corona es zulässt, da hoffen die Theatermacher ganz fest drauf, stehen sie Ende Oktober 2022 an vier Tagen endlich wieder auf der großen Bühne. In diesem Jahr wird es nicht die Bühne im ehemaligen Saalbau der Stadt an der Wilhelmstraße sein, sondern erstmalig die Bühne im Volkshaus Röhlinghausen. Mit dem Stück „Zu früh getraut“, eine Komödie von Klaus Mitschke in zwei Akten, melden sie sich voller Spielfreude bei ihrem Publikum auf der großen Bühne zurück.