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Aus der Konjunkturumfrage der HWK Dortmund geht hervor, dass sich die Corona-Pandemie negativ auf das Handwerk auswirkt.

Konjunkturumfrage im Handwerk

Das Geschäftsklima ist abgeschwächt

Die Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf die Stimmungslage in der der Kreishandwerkerschaft Herne. Das geht aus der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer (HWK) Dortmund, die am Mittwoch (12.5.2021) veröffentlicht wurde, hervor. Nur noch 53 Prozent der Befragten gaben laut Handwerkskammer Dortmund an, mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden zu sein. Im Frühjahr 2020 waren es noch 65 Prozent. Ebenso würden nur 13 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass sich die Geschäftslage verbessere. 16 Prozent gingen sogar davon aus, dass sich die Lage verschlechtern werde.

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76 Prozent der Befragten gaben an, dass die Anzahl der Beschäftigten im Frühjahr 2021 gleichgeblieben sei. Bei 18 Prozent sei die Anzahl gestiegen und bei fünf Prozent gesunken. Laut HWK Dortmund glauben nur noch 13 Prozent, dass die Anzahl steigen werde. Im Frühjahr 2020 lagen die Erwartungen auf eine steigende Zahl der Beschäftigten noch bei 38 Prozent.

Auftragslage im Vergleich zum 2020 schlechter

Ebenso sei die Auftragslage im Vergleich zum Frühjahr 2020 um 20 Prozent gesunken. Nur noch 30 Prozent der Unternehmen konnten einen Anstieg verzeichnen und nur noch 35 Prozent gehen von einer Verbesserung der Auftragslage aus. Im Frühjahr 2020 erwarteten noch 48 Prozent, dass sich die Lage verbessern würde.

Im Frühjahr 2021 gaben 50 Prozent an, dass die Verkaufspreise gestiegen sind, dies war auch 2020 der Fall. Während 40 Prozent im Frühjahr 2020 noch angaben, dass der Umsatz gestiegen sei, sind es zur gleichen Zeit 2021 nur noch 24 Prozent. Bei 45 Prozent sei der Umsatz sogar gesunken.

Situation im gesamten Kammerbezirk

Im ganzen Gebiet der HWK Dortmund gaben nur noch 81 Prozent an, mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden zu sein (Herbst 2020: 84 Prozent / Frühjahr 2020, unmittelbar vor dem ersten Lockdown: 93 Prozent). Vergleichbare Einschätzungen habe es zuletzt vor acht Jahren gegeben.

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gewerksgruppen seien groß. Während das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe (beide über 90 Prozent) weiterhin vergleichsweise gut durch die Pandemie kommen, ist die aktuelle Geschäftslage im KFZ-Handwerk (76 Prozent) oder im Gesundheitsgewerbe (77 Prozent) eher angespannt.

Dramatisch sehe es bei den personenbezogenen Dienstleistungen aus: Gerade einmal 48 Prozent der Betriebe sind noch mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Ein noch nie dagewesener Tiefstwert.

Umsätze, Aufträge (aktuelle Reichweite über alle Gewerke hinweg: 7,5 Wochen) oder auch Investitionen waren im vorigen halben Jahr bei der Mehrzahl der Unternehmen rückläufig. Nur die Verkaufspreise seien per Saldo gestiegen - allerdings zumeist wegen der gestiegenen Kosten durch höhere Hygieneanforderungen. Gleichwohl blicken die Handwerksbetriebe in der Region etwas zuversichtlicher nach vorn: Für das kommende halbe Jahr rechnen 85 Prozent mit einer guten Geschäftsentwicklung.

„Den Bau- und Ausbauhandwerken ging es seit dem Herbst 2020 gut. Doch das ändert sich gerade, denn das akute Problem des Baustoffmangels und steigender Materialpreise wächst sich weiter aus. Das wird für den Verlauf des nächsten halben Jahres ganz entscheidend sein. Angesichts der massiven Verknappung von Materialien rechnen immer mehr Betriebe in der Region damit, Aufträge nicht wie geplant abarbeiten zu können und deshalb möglicherweise sogar Kurzarbeit anmelden zu müssen. Das würde die Konjunktur im Bausektor massiv ausbremsen", sagt Kammer-Präsident Berthold Schröder.

Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund.

Der Kammer-Präsident weiter: „Die personenbezogenen Dienstleistungen, zu denen neben den Friseuren und Kosmetikern ja auch die Fotografen und Maßschneider gehören, hat es wegen pandemiebedingter Einschränkungen und wochenlangen Schließungen besonders hart getroffen. Hier sind viele Unternehmen, die ja zumeist eher klein sind, in ihrer wirtschaftlichen Existenz massiv gefährdet. Aber auch das KFZ-Handwerk leidet stark. Die Nachfrage nach Autos und Reparaturen ist wegen der Lockdowns anhaltend rückläufig. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verkaufsräume weiterhin geschlossen bleiben müssen – dabei sind sie in der Regel sehr groß und bieten gute Voraussetzungen zur Einhaltung der Abstandsregeln. Für mich ist das, ehrlich gesagt, nur schwer nachvollziehbar.“

Die Stimmung im Bauhauptgewerbe

Die Stimmung im Bauhauptgewerbe sei anhaltend gut. 94 Prozent sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden - genauso viele wie vor einem Jahr. Bei fast einem Viertel der Unternehmen hat sich die Auftragslage seit Herbst 2020 verbessert. Die Auftragsreichweite beträgt derzeit 10,2 Wochen (Frühjahr 2020: 10 Wochen). Dank gleichzeitig hoher Auslastung (durchschnittlich 90 Prozent) sei die Zahl der Beschäftigten bei 21 Prozent der Betriebe gestiegen. Auffällig sei die überdurchschnittlich hohe Anzahl an Betrieben (45 Prozent), die ihre Verkaufspreise im letzten halben Jahr erhöht haben.

Insgesamt 91 Prozent der Betriebe im Ausbaugewerbe seien mit ihrer aktuellen Situation zufrieden. Bei einem Drittel der Unternehmen hat sich die Auftragslage verbessert, 18 Prozent haben neue Mitarbeiter eingestellt und 35 Prozent ihre Verkaufspreise erhöht. Beim Gesamtumsatz verzeichneten 26 Prozent einen Anstieg, 27 Prozent Rückläufe.

Lage der weiteren Handwerksbetriebe

Bei den Personenbezogene Dienstleistungen habe die Pandemie mit Abstand die deutlichsten Spuren hinterlassen: Nur noch 48 Prozent der Betriebe geben an, mit ihrer derzeitigen Geschäftslage zufrieden zu sein. Ein Tiefstwert, den es bislang noch nicht gegeben habe.

Im Herbst 2020 waren es noch 72 Prozent. Auftragsbestände sind bei 78 Prozent der Betriebe rückläufig gewesen, Umsätze bei 89 Prozent. Zusätzliche Investitionen, vor allem wegen besonderer Hygieneanforderungen, mussten 30 Prozent der Unternehmen durchführen. Preiserhöhungen gab es bei 38 Prozent. Ein kleiner Lichtblick ist die Erwartungshaltung: 67 Prozent rechnen mit einer guten Entwicklung bis zum Herbst.

Personenbezogenen Dienstleistungen, zu denen unter anderem die Friseure und Kosmetiker gehören, waren von den wochenlangen Schließungen besonders hart betroffen.

Beim Handwerke für den Gewerblichen Bedarf gebe es eine deutliche Verbesserung bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage: 84 Prozent der Unternehmen seien derzeit zufrieden - im Herbst 2020 waren es nur 72 Prozent. Die Auftragsreichweite liegt wieder bei branchentypischen 10,4 Wochen, 17 Prozent der Betriebe haben neue Mitarbeiter eingestellt. Allerdings sind bei 40 Prozent die Umsätze gesunken und 13 Prozent der Betriebe haben die Zahl der Beschäftigten reduziert. Positive Erwartungen haben 88 Prozent.

76 Prozent des Kfz-Handwerk beurteilen ihre derzeitige Situation mit gut oder zufriedenstellend (Frühjahr 2020: 87 Prozent). Die Konjunkturindikatoren werden von diesem Handwerk besonders negativ beurteilt: Der Auftragsbestand ist bei 56 Prozent gesunken (übriges Handwerk: 39 Prozent), der Gesamtumsatz in gleicher Höhe (übriges Handwerk: 44 Prozent). Die Verkaufspreise sind bei 32 Prozent gestiegen (übriges Handwerk: 36 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten ist bei 76 Prozent der Betriebe gleichgeblieben, bei 3 Prozent stieg sie und bei 21 Prozent gab es Anpassungen. Die Auftragsreichweite liegt bei nur noch 1,7 Wochen. Die Erwartung der Betriebe: 85 Prozent rechnen damit, dass das kommende halbe Jahr für sie gut verläuft.

Die Gruppe der Gesundheitshandwerke bewertet ihre aktuelle Situation mit 77 Prozent deutlich schlechter als im Herbst 2020 (84 Prozent). Sinkende Aufträge melden 63 Prozent der Betriebe, bei den Umsatzrückgängen sind es 61 Prozent, weniger investiert haben 30 Prozent. Die Auftragsreichweite ist mit 1,8 Wochen pro Betrieb die zweitgeringste von allen Gewerksgruppen. Der Blick aufs kommende halbe Jahr ist mehrheitlich negativ: 81 Prozent der Betriebe erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage.

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Zu den Nahrungsmittelhandwerken: 94 Prozent der befragten Betriebe sind derzeit zufrieden mit ihrer Geschäftssituation (Herbst 2020: 82 Prozent, Frühjahr 2020: 89 Prozent). Gleichwohl gab es bei 47 Prozent der Unternehmen rückläufige Auftragsbestände, bei 53 Prozent sind die Umsätze gesunken. Stärker investiert haben 24 Prozent der Betriebe, was teilweise auf stärkere Hygieneanforderungen zurückgeht. Von höheren Verkaufspreisen berichteten 65 Prozent. Für die nächsten sechs Monate rechnen 94 Prozent mit einer guten Entwicklung. Insgesamt spiegele sich die gedrückte Stimmung aber im gesamten Kammerbezirk wieder.

| Autor: Handwerkskammer Dortmund/ Julia Blesgen