
Chemie-Industrie startet in Tarifrunde 2019
Mit dem Forderungsbeschluss der Gewerkschaft IG BCE vom Donnerstag (19.9.2019) ist die Tarifrunde der chemischen Industrie gestartet. Die Verhandlungen beginnen auf regionaler Ebene erst am Montag, 30. September 2019, und für Westfalen am Mittwoch, 9. Oktober 2019, in Bochum. Dazu nimmt der Hauptgeschäftsführer des Westfälischen Arbeitgeberverbandes Chemie e.V., Dirk W. Erlhöfer, Stellung:
„Mit uns kann es kein Lohnplus in der Rezession geben. Die Gewerkschaft fordert ein reales Lohnplus, ein Zukunftskonto in Höhe von 1.000 Euro pro Jahr sowie eine arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung für jeden Tarifbeschäftigten, außerdem mehr Engagement in der Qualifizierung. Die Industrie steckt mitten in der Rezession – aber die IG BCE fordert munter weiter, als sei nichts passiert. Die Gewerkschaft muss endlich den Schalter umlegen und ihre Ansprüche herunterschrauben. In der letzten Konjunkturumfrage des Verbandes im Juni und in vielen weiteren Unternehmensbefragungen bundesweit wird deutlich: Die Nachfrage sinkt in vielen Bereichen sehr deutlich.
Ungelöste Handelskonflikte und verstärkte Brexit- Sorgen belasten die Märkte. Für 2019 erwartet die Chemiebranche Verluste bei Produktion und Umsatz von 5 bis 6 Prozent. Das ist der größte Rückgang seit der Krise 2008/2009. Wenn die Branche schrumpft, können die Löhne nicht steigen. Die gesamte Industrie befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Digitalisierung, Klimaschutz, E-Mobilität und Kreislaufwirtschaft: Die Unternehmen benötigen erhebliche finanzielle Ressourcen für Investitionen, die Standorte und Arbeitsplätze zukunftsfähig machen. Diese wirtschaftlichen Realitäten und Erfordernisse müssen auch das Ergebnis der Chemie-Tarifrunde bestimmen.
Dem Zukunftskonto von 1.000 Euro je Tarifmitarbeiter, den Vorstellungen der IG BCE zufolge nutzbar für zusätzliche freie Tage oder zum Ansparen von längerer Auszeit, erteile ich in der geforderten Form eine Absage. Denn das bedeutet im Umkehrschluss 4,2 zusätzliche freie Tage für jeden Tarifbeschäftigten pro Jahr. Wie sollen Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels die fehlende Arbeitszeit kompensieren? Für uns bedeutet mehr Flexibilität nicht mehr Freizeit. Die Forderung der IG BCE nach einer arbeitgeberfinanzierten tariflichen Pflegeversicherung halte ich grundsätzlich für sinnvoll, aber sie kostet Geld. Und in der aktuellen wirtschaftlichen Situation dürfen die Arbeitskosten nicht steigen.“