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Stille Trauer ist üblich, in Corona-Zeiten fällt sie noch stiller aus.

Bestatter klären über Regelungen auf

Beerdigungen in Corona-Zeiten

Gestorben wird immer - ob mit oder ohne Corona. Allerdings verschärft sich die Situation durch das Corona-Virus seit mehreren Wochen, wie eine Bestattung noch stattfinden darf. Der Wanner Bestatter Klaus Grafe: „Wir bekommen regelmäßig Mitteilungen, in denen Beschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen aufgezeigt werden.“

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Davon spricht auch Hans-Werner Ikemann, Bestatter aus Herne und Vorsitzender des hiesigen Bestatterverbandes: „Wir sind in ständigem Kontakt mit dem Friedhofsamt, um die Vorgaben der Landesregierung umsetzen. Dazu kann jede Stadt noch einzelne Dinge selbst entscheiden.“

So bereiten den Bestattern, aber vor allem auch den Angehörigen von Verstorbenen, das erlassene Kontaktverbot von vor rund vier Wochen, die Abstandsregelungen und die seit Montag (27.4.2020) gültige Maskenpflicht einiges an Arbeit. Obwohl Zusammenkünfte von mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit verboten sind, sind Bestattungen im engsten Familien- und Freundeskreis davon zum Teil befreit.

Weiterhin geschlossen: Die Trauerhallen auf den Friedhöfen.

Engster Familien- und Freundeskreis, was bedeutet das für einen Menschen weit in den 80ern, der in seinem Wohnumfeld und in seiner Gemeinde fest und lange verwurzelt war, der Mitglied in den unterschiedlichsten kirchlichen Vereinen war? Das heißt, dass weder Trauergottesdienste in Kirchen und Kapellen stattfinden, es gibt keine Aussegnung und auch der anschließende Leichenschmaus fällt aus. „Kirchen und Trauerhallen sind in den jetzigen Zeiten tabu. Der Treffpunkt auf dem Friedhof ist dabei in jedem Fall vor der Trauerhalle, also unter freiem Himmel“, erläutert Grafe.

Von dort geht es dann weiter zur Grabstelle. Aber bevor es so weit ist, müssen sich alle Teilnehmende in Listen eintragen, damit im Fall einer Infektion der Weg nachgehalten werden kann. Ikemann ergänzt: „Nach Landesrecht könnte man die Trauerhallen wieder öffnen, aber nur mit einer Person auf zehn Quadratmetern. Das ist zu wenig und macht keinen Sinn. Zudem müssten wir vor den Friedhofshallen Tische mit Desinfektionsmittel und weiteren Hygieneartikeln aufstellen.“

In Zeiten von Corona fallen die Gottesdienste aus.

Zuletzt sei die Personenanzahl etwas gelockert worden, sagt Ikemann. „Selbst der engste Familienkreis kann mit Kindern und Verwandten schnell etwas größer werden. Natürlich sollte es im Rahmen von ungefähr 20 Personen bleiben, aber das ist individuell zu klären. Wichtig ist, dass genug Abstand gehalten wird.“ Ferner biete er den Angehörigen an, eine Trauermesse später nachzuholen.

Das Land NRW habe zudem die Frist einer Urnenbeisetzung, die bei sechs Wochen liege, vorerst verlängert. So gäbe es Hoffnung, in beispielsweise zwei Monaten, noch eine größere Urnenbestattung durchzuführen. Die Frist für eine Erdbestattung von Toten liegt weiter bei zehn Tagen.

Beisetzungen dürfen stattfinden, aber nur im kleinen Rahmen.

In seinem Geschäft hat Ikemann zudem die üblichen Abstandsbarrieren aufgestellt und lässt maximal zwei Personen herein. „Wir sitzen an einem langen Tisch am jeweils anderen Ende gegenüber und sprechen somit aus der Distanz zueinander“, sagt der Bestatter. Häufig erfolge der Kontakt aber über Telefon und Internet. Weiter sind keine Hausbesuche erlaubt, es darf den Toten keine andere persönliche Kleidung angezogen werden und offene Aufbahrungen sind verboten. „Dass die Verstorbenen aber zwingend eingeäschert werden müssen, stimmt nicht“, betont Ikemann. „Dieses Gerücht, welches umhergeht, ist falsch.“

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Seine Mitarbeiter hätten auch schon vor der Einführung der Maskenpflicht im Leichenwagen Schutzmasken getragen, da sie den Mindestabstand zueinander und zur toten Person nicht einhalten können. Auch Sargträger hätten schon öfter Masken genutzt, berichtet Ikemann. Nach dem Herablassen des Sarges sei auch das Kondolieren verboten, sagt der Herner Bestatter. Das übliche Kaffee trinken fällt auch aus. „Das ist einfach nicht schön, dass man sein Leid in der derzeitigen Lage nicht teilen kann“, beschreibt Hans-Werner Ikemann die derzeitige Lage. Doch auch wenn das Corona-Virus glücklicherweise nur bei einem geringen Prozentsatz von Infizierten zum Tode führt: Gestorben wird immer.

Montag, 27. April 2020 | Autor: Carola Quickels / Marcel Gruteser