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Herner Grüne erkunden grünes Nimwegen

Die Herner Grünen auf der Eisenbahnbrücke über den Waal mit dem Nimwegener Ratsmitglied Folkerts Vintges als Fremdenführer.

Wie erkundet man am besten eine Großstadt in den Niederlanden, die mit rund 170.000 Einwohnern auf 57 Quadratkilometern schon einmal die Auszeichnung „Grüne Hauptstadt Europas“ trug, und deren Einwohner bei Wegen bis drei Kilometer zur Hälfte und bei Entfernungen darüber immer noch zu einem Drittel das Fahrrad benutzen? Sieben Herner Grüne, die eine Anregung ihres Arbeitskreises Mobilität am Samstag (6. 4.2019) in Begleitung von halloherne-Redakteur Helge Kondring in die Tat umsetzten und mit dem Zug über Oberhausen und Arnheim nach Nijmegen (Nimwegen) fuhren, absolvierten die mehrstündige Stadtrundfahrt der Situation angepasst ebenfalls mit dem Fahrrad.

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Einkaufsstraße: Harmonisches Miteinander von Fußgängern und Fahrradfahrern.

Zwei von elf Stadtverordneten der in Nimwegen mitregierenden Grünen (Groenlinks), Quirijn Lokker und Volkerts Vintges, nahmen die Herner Gäste am Hauptbahnhof in Empfang und mieteten mit ihrer OV-Kaart (Openbaar vervoer), mit der man nicht nur sämtliche Tickets des öffentlichen Nahverkehrs lösen sondern an Bahnhöfen auch gleichzeitig Fahrräder mieten kann, die Fietsen für die Herner an. Das in einem Fahrradparkhaus unter der Erde, wo man, wie in Düsseldorfer Flughafen-Parkhäusern für Autos auch, in den Gängen ablesen kann, wo noch Fahrräder auf zwei Ebenen übereinander eingestellt werden können.

Grüner Ratsherr Lokker: Einbahnstraße darf in Gegenrichtung nur von Radlern benutzt werden.

Nicht das einzige Fahrrad-Parkhaus in einer Stadt, die von Größe und Einwohnerzahl mit Herne (156.000 Einwohner auf 52 qkm) in Relation vergleichbar ist. Wo allerdings das Fahrradfahren wie in Herne ab zehn Uhr verboten ist, tummeln sich auf vergleichbaren Einkaufsstraßen ohne Bordsteinkanten in der Universitätsstadt Fußgänger und Fahrradfahrer völlig entspannt im gemeinsamen Verkehr. Als die Herner Grünen Nicole und Sebastian Smith, Evelyn Rossbach, Pascal Krüger Bernd und Daniel Keller und Rolf Ahrens nach stundenlanger und hoch interessanter Führung durch die beiden niederländischen Kommunalpolitiker in einem an der Molenstraat am frühen Nachmittag sich stärkten, fiel ihr Blick auf ungefähr 500 Fahrräder in Reih und Glied auf der anderen Straßenseite. Von der Gastro-Szene getrennt durch eine ausreichend breite Straße nur für Fußgänger und Radverkehr, auf der höchstens mal ein elektrisch betriebenes kleines Müllfahrzeug für die Leerung der Papierkörbe sorgt.

Das Fahrrad-Parkhaus am Hauptbahnhof Nimwegen.

Unterwegs vorher Erlebnisse wie Autostraßen, deren Benutzer dem diese Straßen querenden Fahrradverkehr die Vorfahrt einräumen müssen und das auch ohne Murren tun; Straßen nur für Fahrräder und mit dem Keizer Karel Plein einer der größten niederländischen mehrspurigen Kreisverkehre für Autos mit begleitenden Radwegen neben den Fahrbahnen, in dessen Mitte sich ein Park befindet. Nähert man sich der Universität, grüßt ein Parkhaus für rund zweitausend Fahrräder, das schon wieder aus allen Nähten platzt. Und selbst für die monatelange Reparatur der den breiten Rheinarm Waal überspannenden Straßenbrücke fanden die Verantwortlichen durch die Einbeziehung des Fahrradverkehrs eine Lösung: Der Autoverkehr wird in beiden Richtungen außen über die vorhandenen und ausreichend breiten Radwege geführt, während die Radfahrer in der Mitte der Brücke auf provisorischen Radwegen durch die Großbaustelle geführt werden. Für diese Nutzung gibt es für Radler sogar Punkte bis zu einem Wert von 400 Euro pro Jahr, die in die Anmietung von Elektro-Bikes oder als Anzahlung beim Kauf von E-Bikes fließen können.

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Kaum Autoverkehr: Außer drei Erdgas-Linienbusssen neben einem breiten Radweg.

Einige hundert Meter stromabwärts begleitet auf der Brücke Snelbinder über den Waal noch ein breiter Radweg die Eisenbahnlinie. Zwischen beiden Brücken machen übrigens oft Fluss-Kreuzfahrtschiffe Station, deren Passagiere gern einen Bummel durch eine Stadt machen, deren strategische Bedeutung schon die alten Römer hier siedeln ließ. Die trugen übrigens noch Helme, wie ein Herner die beiden Gastgeber fragte, warum in den Niederlanden keine Helmpflicht für Radfahrer besteht. Das kann vielleicht am entspannteren Umgang zwischen Auto- und Radverkehr liegen, die ja in den Niederlanden meistens voneinander getrennte Fahrbahnen haben. Radsportler würden allerdings immer Helme tragen, ergänzten die beiden Mitglieder des Gemeinderats. Drei Herner hatten ihre Fahrradhelme aber mitgebracht und ernteten unterwegs den einen oder anderen erstaunten Blick. Auf dem Rückweg mit dem Zug über Arnheim und Oberhausen waren sich die Grünen aus Herne sich einig: Wenn nur einiges von dem, was sie an einem langen Tag in Nimwegen kennengelernt hatten, auch nur ansatzweise in Herne verwirklicht werden könnte, wäre man hier schon ein Stück weiter.

v.l. Die Herner Grünen Nicole Smith, Evelyn Rossbach, Daniel und Bernd Becker mit Quirijn Lokker und Volkerts Vintges (grüne Ratsitglieder in Nimwegen) sowie Sebastian Smith, Pasca Krüger und Rolf Ahrens.
| Autor: Helge Kondring
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