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Sandra Apostel-Schröder und Horst Schröder bereiten alles für einen Neustart vor.

Verhaltene Öffnungen der Gaststätten

Am Montag (11.5.2020) startete die stufenweise Lockerung der Maßnahmen, die zum Schutz gegen das Corona-Virus getroffen wurden. Schrittweise durften, unter bestimmten und strengen Schutzbestimmung, unter anderem die Restaurants wieder öffnen. Die Gastronomen in unserer Stadt atmen auf, nachdem sie eine siebenwöchige Zwangspause einlegen mussten. Wie sie von der Möglichkeit einer sofortigen Öffnung Gebrauch machten, das haben einige Betroffen im Gespräch mit halloherne erzählt.

Gleiscafè Fritz

Fritz das Gleiscafé am Heimatmuseum - noch ist alles still.

So waren sich zum Beispiel Sandra Apostel-Schröder und ihr Gatte Horst am Montag noch unschlüssig, wann sie ihr kleines Café im Hof des Heimatmuseums wieder öffnen. Schröder: „Selbstverständlich machen wir wieder auf, wir haben aber ein wenig Sorge, dass die Zahlen der Infizierten ansteigen und einen erneuten Lockdown nach sich ziehen.“ Außerdem hoffen die beiden, dass eine Wiedereröffnung still und leise über die Bühne geht, da ihr Cafè bei den geforderten Auflagen, große Massen nicht verkraftet. „Die geforderten Maßnahmen können wir umsetzen, wenn der Ansturm nicht zu groß wird. Es wird die Möglichkeit geschaffen, dass die Leute sich die Hände desinfizieren können. Die Sitzreihen werden den Abstandsregeln entsprechend auseinander gezogen und Listen zum Eintragen unserer Gäste sind vorbereitet.“

Wanner Hof

Der Wanner Hof an der Kolpingstraße - bereit für einen Neustart. Jeder Zweite Tisch wurde von der Familie Kosic entfernt.

Auch im Wanner Hof hat sich die Familie um Antonio Kosic auf den Neustart vorbereitet. Seit Dienstag (12.5.2020) haben sie geöffnet: täglich von 16-21 Uhr. Vesna Kosic sagt im halloherne-Gespräch: „Unser Lokal ist groß genug und somit können wir den geforderten Mindestabstand von 1,50 Metern einhalten.“ Einige Tische hat die Familie komplett entfernt und kann so mit einem Abstand von 2 Metern punkten. An der Eingangstür steht Desinfektionsmittel für die Gäste bereit und ein Schild weist auf die Hygiene- und Schutzbestimmungen hin. Bedient wird im Wanner Hof nur mit Schutzmasken und Handschuhen. Auch hier muss sich jeder Gast in eine Liste eintragen.

In der siebenwöchigen Schließungszeit hat die Familie auf den Abhol-und Lieferservice gesetzt. Vesna: „Es ist für uns alle eine schwierige Situation. Geholfen hat uns, dass wir schon seit 15 Jahren vor Ort sind und auf einen großen Kreis an Stammkunden blicken können, die uns in dieser Zeit treu geblieben sind.“ Treu geblieben ist die Familie Kosic ihrer Speisekarte: „Wir bieten unseren Kunden keine verkürzte Karte an, wir behalten alle Gerichte bei und bieten im Augenblick dazu noch frischen Spargel an.“

Elsässer Stuben

Elsässer Stuben öffnen nach nach langer Schließungszeit wieder.

Inhaberin Gudrun Kroll freut sich, dass sie nun endlich öffnen durften. Auch wenn es letztendlich noch ein Kraftakt war, bis alle Vorschriften umgesetzt und alle Vorbereitungen erledigt waren. Tische mussten gerückt, verschoben oder ganz rausgetragen werden, Abstände mussten ausgemessen, eine Raumskizze und Besucherlisten erstellt werden. Gudrun Kroll schätzt, dass sie so maximal 40-50 Prozent belegen können und das sei schon hart. Hart ist es auch für ihre Beschäftigten, von denen sie nur die Festangestellten aus Kurzarbeit rausholen konnten. „Wir haben 15 Aushilfen und die stehen seit Wochen ohne Geld da“, bedauert die Chefin.

Elsässer Stuben öffnen nach nach langer Schließungszeit wieder.

Seit Dienstag (12.5.2020) können die Gäste also wieder in den Elsässer Stuben Platz nehmen, und das haben am ersten Abend auch viele Stammgäste wahrgenommen. „Wir waren bis auf drei Tische ausgebucht“, freut sich Gudrun Kroll. Dass die Gäste beim Betreten des Lokals und beim Gang zur Toilette Masken tragen müssen, das hätten alle akzeptiert. Obwohl einige Gäste schon sagten, dass sie es merkwürdig fänden, vom Personal mit Schutz-Masken bedient zu werden.

Die Öffnungszeiten wurden ein wenig verändert, um in zwei Personal-Schichten fahren zu können. „Wir haben den Freitag und den Samstag verlängert. Die erste Schicht ist von 17-20 Uhr und die zweite von 20 Uhr bis Ende und sonntags haben wir jetzt durchgehend bis 21 Uhr geöffnet.“

Zum Krummen Hund

Die Gaststätte Zum Krummen Hund öffnet unter Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen.

Ivan Kupreskic vom Restaurant Zum Krummen Hund hat direkt den Montag (11.5.2020) genutzt und sein Restaurant wieder geöffnet. Die entsprechenden Infos, wie und was alles beachtet werden muss, darüber hat er sich auf der Landesseite informiert. Im halloherne-Gespräch sagt er: „Wir hatten seit dem 15.3.2020 geschlossen und ich habe gleich den ersten Tag nutzt, für uns steht die Existenz auf dem Spiel.“ Er ist insgesamt skeptisch, wie es laufen wird. „Ich glaube, die Menschen haben sich es abgewöhnt ins Restaurant zu gehen, dazu sind viele auch noch ängstlich und finden die Lockerung zu früh. Das wird dauern, bis sich alles wieder eingespielt hat.“

Jeder zweite Tisch kann nicht besetzt werden.

Kupreskic hat im Krummen Hund alles vorbereitet: Spender mit Desinfektionsmittel hängen an den unterschiedlichsten Stellen, Schilder über die Hygienevorschriften sind angebracht, die Abstände sind ausgemessen, Listen für die Gäste liegen bereit und die Tische sind abgeräumt: „Auf den Tischen der Gäste darf nichts stehen, keine Kerzen, keine Blumen, keine Gewürze.“ Auch er findet die Maskenpflicht im Restaurantbetrieb extrem hinderlich, weil der Gast die Mimik der Servicekraft nicht mitbekommt. Darum hat er für seinen Betrieb jetzt Visiere bestellt und hofft, dass das Ordnungsamt sie akzeptiert.

Die Gäste werden an der Tür abgeholt.

Kupreskic ist froh, dass er bisher noch keinen seiner zwölf Angestellten entlassen musste, betont aber das „noch nicht". Zwei Wochen gibt er sich und seinen Leuten, um sich den neuen laufenden Betrieb anzuschauen, dann wird er neu überlegen müssen. „Bei diesen Verhältnissen, kann es sein, dass ich mit der Hälfte an Personal auskommen werden.“ Im Biergarten können von den insgesamt 25 Tischen nur 12 genutzt werden. Im Restaurant können rund 60 Prozent der Tische weniger belegen. Kupreskic gibt zu bedenken: „Wir reden hier von 4er Tischen, die aber in Corona-Zeiten nicht immer mit vier Leuten belegt sind. Hast du nur zwei oder nur einen Menschen daran, ist dein Minus noch größer.“

Überall Hinweise auf die Vorschriften.

Er geht von Umsatzeinbußen von über 50 Prozent aus: Familienfeiern, Geschäftsessen, Belegschaftsfeiern und ganze vorne weg nennt er den Ausfall der Cranger Kirmes und auch die Kirmes -Aufbauphase. „Die Krimesarbeiter, die kommen mit dicken Taschen hier rein, wenn die den ganzen Tag geschuftet haben, dann wollen die abends was auf die Gabel haben und volle Gläser.“

„Unsere große Aufgabe ist es nun, den Menschen die Illusion zu geben, dass alles so ist wie vorher - obwohl sich alles geändert hat.“

Öffnungszeiten: mo-sa 16-22 Uhr; so und feiertags 12-22 Uhr. Eine Reservierung ist sinnvoll Tel 02325 / 662 639 4.

Kulturbrauerei Hülsmann

Sabedin Houssein Oglou 'Sabby' wartet auf seine Gäste.

Auch Sabedin Houssein Oglou „Sabby“ hat sein Lokal in der Hülsmann Brauerei gleich am Montag wieder geöffnet und sagt: „Ich dachte das wäre ein guter Plan, war es aber nicht. Ich sitze sowohl morgens wie abends alleine hier.“ Am Donnerstag bediente er morgens zwei Gäste, „die haben jeder einen Kaffee getrunken.“ Das hatte er sich anders vorgestellt, zumal er in der Zeit, in der er eine Zwangspause einlegen musste, nicht untätig war. „Ich habe noch einmal Geld ins Lokal gesteckt“, sagt er. Wände und Böden hat er gestrichen, alle Holztische richtig abgeschrubbt und Galerie-Schienen für die Bilder an die Wände gebracht. Auch bietet er jetzt eine kleine Karte an: Rinderhack-Bällchen, Oliven, Peperonie, Falafel und Tzatziki - aber keiner kommt.

Auch wenn Sabby enttäuscht ist, hat er Verständnis für die Leute: „Die haben keine Geld, viele sind in Kurzarbeit und überhaupt haben viele Leute noch Angst.“ Er setzt nun ein wenig auf besseres Wetter, und hofft, dass dann die Gäste in den Biergarten kommen. Und eigentlich ist für Samstag, 16. Mai 2020, ein kleines Draußen-Konzert geplant, aber ob das stattfindet, das steht noch in den Sternen. „Ja,“ sagt Sabby, „es ist keine schöne Zeit.“

Bissmarck92

Die angesagte Burger-Adresse in Herne - das Bissmarck92 - setzt auf Lieferung.

Anders ist die Situation an der Bismarckstraße, in dem angesagten Hamburger-Lokal - Bissmarck92 - von Herne. Hier hat Chef Naseem Arif beschlossen, das Restaurant nicht sofort zu öffnen. Und das, obwohl sein Lokal in den letzten Wochen vor der Corona-Schließung richtig gut lief „unsere Reservierungs-Bücher waren voll, besonders für Aktionen wie zum Beispiel das Bier-Tasting.“ Seit der Schließungs-Zeit läuft der Lieferdienst so gut, dass seine Autos ständig unterwegs sind. „Wir haben den großen Vorteil, dass unser Lieferdienst schon vor Corona gut organisiert war und das hat uns über die Zeit getragen.“

Auf die Frage warum er das Lokal noch nicht öffnet, antwortet er: „Es sind die ganzen Vorschriften und Bestimmungen, die mich davon abgehalten haben.“ Das Lokal ist nicht so groß und wenn er dann noch jeden zweiten Tisch nicht besetzen dürfte um den Abstand zu wahren, würde es sich kaum rechnen. Darum will er die weiteren Entwicklungen abwarten. Sowohl was die Corona-Bestimmungen angeht, als auch die Wünsche der Gäste.

Freitag, 15. Mai 2020 | Autor: Carola Quickels