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Orks ind Herne - im Heimatmuseum Unser-Fritz.

Fotoausstellung im Heimatmuseum

Tach auch!

In Kooperation mit der Stadt Herne und der Fachhochschule (FH) Dortmund eröffnete am Donnerstag (1.2. 2018) im Heimatmuseum Unser-Fritz die Ausstellung Tach auch!. Die Ausstellung ist Teil des fotografischen Wettbewerbs des Seminars -Zusammenleben in den Stadtteilen. Dafür waren 14 Studierende der FH in einzelnen Stadtteilen Hernes unterwegs. Ihr Auftrag: Ihren ganz eigenen Blick über Herne schweifen zu lassen und unverbrauchte, frische Fotos mitzubringen. Was sie auf keinen Fall mitbringen sollten, waren die altbekannten Klischees aus der Emscherstadt: Das Rathaus, das Kettenkarussell der Cranger Kirmes, die Akademie oder der Taubenvatter im grauen Kittel sollten nicht zum Xten Mal abgelichtet werden.

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v.l. Dr. Oliver Doetzer-Berweger, Prof. Kai Jünemann, Thomas Schmidt.

Konzipiert wurde das Projekt von den beiden Studienfreunden Thomas Schmidt, Fotograf des Herner Pressebüros, und Professor Kai Jünemann, der an der FH Dortmund Design Fotografie lehrt. Thomas Schmidt „brannte die Idee - die Stadtteile noch einmal anders fotografisch aufzuschließen - schon länger unter den Nägeln. Als Kai und ich uns nach 24 Jahren bei einem Bier wieder trafen, erzählte ich ihm davon und Kai sagte sofort: Super Idee.“

Jünemann ist beim Pressegespräch am Mittwoch (31.1.2018) immer noch von der Motivation der Jung-Fotografen begeistert: „Wir haben den Studierenden gesagt: Leute geht raus und sucht euch eure Arbeiten selbst aus. Daraus ist ein extrem intensives Arbeiten geworden. Alle 14, mit denen wir gestartet sind, haben durchgehalten. Die waren so motiviert, dass sie sogar über das Semester hinaus dabeigeblieben sind.“ Zum Konzept gehörte, dass die 6. Semestler die Ausstellung in kompletter „Eigenregie auf die Beine stellen sollten.“ So haben sie - zum Teil in ihrer Freizeit - Fotos, Plakate, Einladungskarten erstellt, Ausstellungswände gebaut und beschriftet. Dazu die Wandpräsentation und einen Ausstellungs-Katalog gestaltet.

Ausstellung - Tach auch! - im Heimatmuseum Unser-Fritz.

Im Sommersemester 2017 zogen also 14 Studierende aus - in Stadtteile die ihnen fremd waren. Einer von ihnen ist zum Beispiel Wilko Meiborg, der nicht aus dem Ruhrgebiet kommt und es „interessant fand, sich so mit dem Umfeld auseinander setzen zu müssen". Dafür radelte Meiborg mehrere Tage durch Herne, "um mich so der Stadt zu nähern.“ Bei einer Kanal-Tour blieb sein Blick an einem Silo für Taubenfutter hängen. So fand er den Zugang zum Taubensport. Seine Arbeit - Gut Flug - widmet sich der Taubenzucht-Tradition.

Ausstellung - Tach auch! - im Heimatmuseum Unser-Fritz.

Bei Tim Brederecke lief die Annäherung an sein Thema etwas anders - er musste es nicht suchen. „Gedanklich hatte ich mich schon länger mit der Imkerei beschäftigt. Obwohl ich zu Semesterbeginn scheinfrei war, wollte ich trotzdem bei diesem Projekt dabei sein.“ Ihn reizte, dass „man nicht ein fertiges Thema vor die Nase gesetzt bekam, wir mussten selbst recherchieren und uns etwas ausdenken.“ Seine Arbeit - Honig Herne.

Leonie Scheufler fand ihr Thema erst nach längerer Recherche, als sie den Verein für Videospielkultur -Insert Coins - entdeckte. Hier hauchen Spielbegeisterte den Arcadeautomaten und alten Konsolen wieder Leben ein. Scheufler, die ihre Arbeit dokumentarisch begann, wechselte im Laufe der Zeit ins Abstrakte. Ihre Protagonisten spiegeln sich in den Glasscheiben der Spielgeräte fast bis zur Unkenntlichkeit wieder. Mit zusätzlichen Überlagerungen verschmelzen Spieler, Betrachter und Videohelden so zu einem Gesamtkunstwerk.

Ausstellung - Tach auch! - im Heimatmuseum Unser-Fritz.

Für Eva-Maria Escosa-Jung kam hingegen nur die Portrait-Fotografie in Frage. Bei ihrer Arbeit - Sofia - begleitete sie die 79-jährige Griechin Sofia, die seit 42 Jahren Tag für Tag im Alex-Grill ihre Frau steht. Escosa-Jung: „Im Laufe meiner Arbeit ist mir Sofia wichtig geworden - sie ist so etwas wie meine Ersatz-Oma geworden. Ich bewundere sie. Eigentlich könnte sie schon längst ihre Rente genießen - kann sie aber nicht - da das Geld nicht reicht. Trotzdem strahlt sie eine große Lebensfreude aus.“

Ausstellung - Tach auch! - im Heimatmuseum Unser-Fritz.

Jennifer Nowak suchte ihr Thema per Flugblatt auf dem stand: „Ich suche dich - bitte melde dich.“ Sie suchte außergewöhnliche Menschen mit außergewöhnlichen Geschichten. Die sollten sich bei ihr melden. Das taten sie auch. Nowak bekam einen Anruf mit den Worten: „Du hast gerade ein Rudel Orks geweckt.“ Ihre Arbeit - Orks in Herne - beschäftigt sich mit den Hernern Live-Rollenspielern.

Kai Jünemann: „Viele Studierende haben über ihre Arbeit hinaus noch Kontakt zu den Protagonisten.“ Alle Studierenden sind sich im Nachhinein einig: „Die Menschen hier waren alle sehr offen.“ Und obwohl die Fotos anders waren, als es sich die Protagonisten vorgestellt hatten, waren doch fast alle von den Arbeiten der Fotografie-Studenten angetan.

Ausstellung - Tach auch! - im Heimatmuseum Unser-Fritz.

Das Ergebnis ihrer fotografischen Arbeiten mit und über die Stadt, ihren Bewohnern und deren Geschichten sind 14 unterschiedlichste Positionen. „Dabei entstanden Blickwinkel, wie sie so noch nie wahrgenommen wurden. Der Kurs hat sich an vielen kleinen Aspekten abgearbeitet“, sagte Jünemann. Thomas Schmidt: „Die sind rein in die Stadtteile, mit einem unverfälschten Blick. Entstanden ist dabei eine Ausstellung die sich mit dem Thema Heimat. auseinandersetzt“ Da die Ausstellung nur einen kleinen Teil der sehenswerten Fotografien zeigt, haben viele Studenten zudem auch Bücher gestaltet, die in der Ausstellung beiliegen.

v.l. Thomas Schmidt, Reiner Doppel von der Kulturinitiative, Student Wilko Meiborg.

Für Museumsdirektor Dr. Oliver Doetzer-Berweger „passt die Ausstellung super in unser Heimatmuseum. Ist es doch ein Museum für Alltagskultur. Der künstlerische Blick auf die Menschen unserer Stadt positioniert es nochmal ganz anders in den Stadtteil.“

Gesponsert wurde das Projekt mit 5.000 Euro von der Herner Kulturinitiative. Eine Jury wird sich Ende März die Arbeiten anschauen und Preise vergeben.

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An der Ausstellung, die bis zum 8. April 2018, zu sehen ist, sind beteiligt: Lukas Zander, Janna Knieriemen, Leonie Scheufler, Christian Huhn: Aleksandra Vidyakina, Oskar Schlechter, Cornelius Mühlbach, Karim Happel, Tim Bredderecke, Jana Zünkeler, Eva-Maria Escosa-Jung, Wilko Meiborg, Nina Brinkmann, Jennifer Nowak.

| Autor: Carola Quickels