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Bei der Vorstellung neuer Familiengrundschulzentren: (v.li.) Holger Närrlich (Stabsstelle Kommunale Präventionsketten), Schuldezernent Andreas Merkendorf, Stephanie Jordan (Leiterin FB Kinder-Jugend-Familie), Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini, Tina Diebel (AWO Ruhr-Mitte), Katharina Langner (Fachkraft in einem FGZ) und Robert Faber (Schulleiter Josefschule).

Eltern sollen mehr in den Schulalltag integriert werden

Sieben neue Familiengrundschulzentren

Pünktlich zum gerade gestarteten neuen Schuljahr haben in Herne sieben sogenannte Familiengrundschulzentren (FGZ) ihre Arbeit aufgenommen (halloherne berichtete). Bei einem Pressetermin an der Josefschule am Donnerstag (27.8.2021) wurden Sinn und Zweck von den Verantwortlichen erläutert.

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„Wir wollen die Präventionsketten stärker in den Blick nehmen und haben uns dafür sieben Schulen in herausfordernder Lage ausgesucht. Die wichtige Erziehungs- und Bildungsarbeit in den Elternhäusern soll hier verstärkt werden, denn wenn wir starke Familien haben, haben wir auch starke Kinder“, sagte Schuldezernent Andreas Merkendorf. „Sowohl innerschulisch, als auch außerschulisch gilt es, die Aufholprozesse zu starten.“ Viele Eltern würden sich in Situationen befinden, die für sie herausfordernd wären.

Auch die Michaelschule ist eine der sieben FGZ.

Ausgewählt als Schulen wurden die Josefschule, Michaelschule, die Max-Wiethoff-Schule, die Grundschule Pantringshof, die Freiherr-vom-Stein-Schule, die Schule Kunterbunt und die Claudiusschule. Möglich wurde es durch die Landesförderung durch das Programm „Kinderstark - NRW schafft Chancen.“ Jeder Standort erhält 16.000 Euro für Sach- und Personalkosten, vorerst ist die Förderung jedoch auf die Jahre 2021 und 2022 beschränkt. „Wir freuen uns über jeden Fördercent, allerdings wäre es besser, das Geld in Summe bereitzustellen, anstatt mit jedem Fördertopf einzeln zu hantieren. Insgesamt ist das Bildungssystem in NRW seit Jahrzehnten chronisch unterfinanziert“, kritisierte Andreas Merkendorf.

Erfahrungen aus Kitas

Die Idee und die Erfahrungen der Familienzentren in Kitas wurden für die Grundschulen genutzt, sagte Stephanie Jordan, Leiterin des Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie. „Wir sind nah dran, so können wir auch etwas erreichen. Wir haben lange davon geträumt, dies in den Grundschulen umsetzen zu können“, erläuterte sie. „Nun erfolgt der Start, pünktlich um nach Corona wieder aufholen zu können.“ Die Hoffnung, gut zu starten, sei vorhanden, nun gelte es, das Beste für die Kids herauszuholen.

Auch Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini zeigte sich vom Projekt angetan: „Ich wusste, das ist das Richtige für uns. Wir gehen über den Freizeitbereich und die Jugendhilfe, so sind mehr Erfolge für die Bildung möglich.“ Insgesamt seien die Ziele, dass die Eltern aktiver am Schulleben teilnehmen würden, also mehr als am Schulfest oder am Elternabend. Das sei bisher selten der Fall gewesen, die Zusammenarbeit der Eltern mit der Schule war eher gering.

Anderer Blickwinkel

Als „Mann vor Ort“ war Robert Faber, Leiter der Josefschule, mit beim Gespräch dabei. Er berichtete, wie bereits vorher einige Dinge umgesetzt wurden. Beispielweise wurde ein Elterncafé mit einem Sprachmittler angeboten. Auch eine Elternschule sei geplant gewesen, bis Corona kam. Dazu sei erwähnt, dass an der Josefschule ein erheblicher Prozentsatz der Kinder aus Zuwandererfamilien stammen. „Wir haben daher einen anderen Blickwinkel“, sagt Faber und fügt erfreut an: „Das neue FGZ bündelt das, bei dem wir gesagt haben: Das ist das, was wir wollten. Wir müssen gemeinsam mit den Eltern ein System schaffen, in dem sie sich einbringen können.“

Die Josefschule - am Gebäude steht Joseph-Schule - an der Stöckstraße ist eine der Standorte der Familiengrundschulzentren.

Manche Eltern, vor allem aus dem südosteuropäischen Raum, würden das System Schule kaum kennen und wären überrascht, wenn ein zwölfjähriger Junge nicht mehr zur Grundschule gehen darf und wüssten nicht was ein Stundenplan ist - manche Kinder sprechen auch kein oder nur wenig Deutsch. Allein mit der Sprachmittlerin habe man viele Bedenken und Probleme erst richtig wahrgenommen, so Faber. Daher soll mit den Eltern zusammen gearbeitet, zusammen gegessen und zusammen überlegt werden, was in der Freizeit so möglich ist, anstatt sie alleine irgendwo hin zu schicken.

Verschiedene Partner

Aus diesem Grund soll mit verschiedenen Partnern, darunter Sportvereine oder das Kommunale Integrationszentrum, zusammengearbeitet werden. Stephanie Jordan: „Wie wollen Wege verkürzen und Netzwerke schaffen.“ Kurz gesagt: Die Eltern sollen an die Hand genommen werden.

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Katharina Langner, Fachkraft der AWO in einem FGZ, betonte: „Wir haben alle das Ziel, die Bildungschancen zu erhöhen. Wir haben vorher schon professionell miteinander gearbeitet, aber nun soll die Zusammenarbeit mit den Eltern verstärkt werden, weil sie die Experten für ihre Kinder sind.“ An fünf der sieben Standorte ist die AWO involviert, erläuterte Tina Diebel von der AWO.

| Autor: Marcel Gruteser
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