
Jürgen Grislawski auf Unser Fritz
Rotz und Wasser-Brunnen
„Hochdruck, Flachdruck, Tiefdruck“ ist der prosaische Titel einer Ausstellung mit über neunzig Arbeiten des Wanne-Eickeler Künstlers Jürgen Grislawski in der Künstlerzeche Unser Fritz, die am Samstag, 28. Juni 2025, um 17 Uhr eröffnet wird. In ihrem Mittelpunkt steht freilich das Bronze-Modell eines Wasserspeiers, der wohl leider keine Chance hat, im öffentlichen Raum realisiert zu werden.
Der „Rotz und Wasser-Brunnen“ entstand 2022 in der Corona-Zeit, als das Land Nordrhein-Westfalen Stipendien an freie Künstler vergab. Die Brunnenfigur steht ganz offenbar so unter Hochdruck, dass es aus allen nur möglichen Öffnungen aus ihr herausquillt: Eine deutliche Metapher auf die negativen Auswirkungen der Pandemie auf alle Menschen.
Corona-Pandemie
Die für den gebürtigen Wanne-Eickeler des Jahrgangs 1955 ein überraschend gutes Ende im idyllischen Kleinstädtchen Halver an der Grenze zwischen Sauerland und Bergischem Land fand: Eine ehemalige Studentin, Grislawski lehrte in den Nullerjahren als Dozent für Druckgrafik und Illustration an der Ruhrakademie Schwerte sowie an der Fachhochschule Münster, hatte ihn eingeladen, in der wunderschön in einem Park gelegenen Villa Wippermann auszustellen.
Doch als unmittelbar nach der Eröffnung der Ausstellung „Auf den zweiten Blick“ der Corona-Lockdown beschlossen wurde, war überhaupt kein Blick mehr möglich. Die Bilder hingen monatelang im ehemaligen Herrenhaus einer Fabrikantenfamilie hinter verschlossenen Türen. Bis die Kuratorin des Kulturzentrums auf die Idee kam, die Exponate nach und nach auf Instagram publik zu machen. Nach Beendigung des Lockdowns wurde die Finissage zu einem großen Erfolg für den Wanne-Eickeler – auch pekuniär.
Chinesische Tuschmalerei in L.A.

Grislawski und damit auch seine Arbeiten sind weit herumgekommen – von Kiel über Berlin und Paris bis nach Los Angeles, wo er beim Taiwanesen Dr. Chu in die Kunst der chinesischen Tuschmalerei eingeführt wurde. Zahlreiche seiner Werke befinden sich im öffentlichen Besitz, etwa im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz in Berlin oder im Deutschen Plakatmuseum Essen. Den Siebdruck „Maske“, der jetzt in der Künstlerzeche Unser Fritz gezeigt wird, hat der damalige Emschertalmuseums-Direktor Alexander von Knorre für die Stadt Herne erworben. Er schmückte jahrelang das Amtszimmer der Herner Kulturdezernentin und späteren Hattinger Bürgermeisterin Dagmar Goch.
Druckgrafisches Werk
Jürgen Grislawski hat in Holz und Ton modelliert, Keramiken und Bronzeskulpturen geschaffen, in Öl gemalt und Plakate speziell für die Wanne-Eickeler Musikszene und das Label AufRuhr Records gestaltet. Nun aber gibt er auf Unser Fritz gemäß dem Jahresthema „Grenzbereiche - Comic, Grafik und Illustration“ einen Einblick in sein vielschichtiges druckgrafisches Werk – mit Radierungen, Monotypien und Siebdrucken. Seine Arbeiten, dabei handelt es sich ausschließlich um eigenhändige Abzüge, zeichnen sich durch grobe Linienführung, reduzierte Formensprache und subversiven Humor aus – oft begleitet von prägnanten Textfragmenten.
Letzteres gilt besonders für seine 1982er Examensarbeit an der Essener Folkwangschule für Gestaltung bei Prof. Günter Reker, „Rauchen und Trinken“, die u.a. 1988 auf dem Grafiksalon Paris zu sehen war: Die 14 Doppelseiten dieser außergewöhnlichen, auch „Zeitung“ genannten Siebdruck-Mappe tragen den Untertitel „Magazin für Freunde des Tages – Blatt der Vernunft“. Der in die Bildmotive integrierte Text ist zum besseren Verständnis rechterhand angefügt.
Familiäre Bindungen
Mit der Zeche Unser Fritz 2/3 ist der Wanne-Eickeler über Generationen familiär verbunden: Sein Großvater malochte hier unter Tage als Hauer und verbot seinen Söhnen, darunter Jürgen Grislawskis Vater, jemals „ins Loch“ zu steigen. Dafür durften sie im Winter zum Duschen ins Kauengebäude kommen, im Sommer musste die Zinkwanne im Garten des Koloniehäuschens reichen. Nach 1976 ist es für den Enkel, der hier Ende der 1960er Jahre zu einer Fete erstmals das Atelier Horst Dieter „Oskar“ Gölzenleuchters betrat und später u.a. mit Peter Grzan Live-Musik genoss, erst die zweite Einzelausstellung auf Unser Fritz neben mehreren Gruppen-Beteiligungen.
Zur Eröffnung am Samstag, 28. Juni 2025, um 17 Uhr spricht der Vorsitzende des Fördervereins Unser Fritz 2/3, Jürgen Hausmann. Die Ausstellung kann anschließend bis zur Finissage am 20. Juli 2025 (ab 14 Uhr) mittwochs und samstags jeweils zwischen 15 und 18 Uhr sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden.
Vortrag und Konzert
Im Rahmen der Ausstellung hält der Herner Kunsthistoriker Dr. Falko Herlemann am Mittwoch, 2. Juli 2025, um 18 Uhr den Vortrag „Grafik als Mittel der politischen Auseinandersetzung“, der Eintritt ist frei. Schließlich gibt das Trio aus Georg Gräwe, Eckard Koltermann und Achim Krämer am Samstag, 5. Juli 2025, um 19 Uhr in der Fördermaschinenhalle ein Konzert, der Eintritt kostet 15 Euro. Vorbestellungen bitte unter

Weitere Termine (9) anzeigen...
- Mittwoch, 2. Juli 2025, von 15 bis 18 Uhr
- Samstag, 5. Juli 2025, von 15 bis 18 Uhr
- Sonntag, 6. Juli 2025, von 14 bis 17 Uhr
- Mittwoch, 9. Juli 2025, von 15 bis 18 Uhr
- Samstag, 12. Juli 2025, von 15 bis 18 Uhr
- Sonntag, 13. Juli 2025, von 14 bis 17 Uhr
- Mittwoch, 16. Juli 2025, von 15 bis 18 Uhr
- Samstag, 19. Juli 2025, von 15 bis 18 Uhr
- Sonntag, 20. Juli 2025, von 14 bis 17 Uhr
Vergangene Termine (1) anzeigen...
- Samstag, 28. Juni 2025, um 17 Uhr