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Steppenwolf beim Fotoshooting 1969 in München.

Eine Band namens Steppenwolf

Neu im Kino: 'Born to Be Wild'

Update, Donnerstag, 11. Juli

Läuft weiterhin im Casablanca und im Metropolis Bochum, im Sweetsixteen Dortmund und in der Schauburg Gelsenkirchen.

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„Steppenwolf“ ist eine der legendärsten und zugleich rätselhaftesten Bands in der Geschichte der Rockmusik. Wer weiß schon, dass zwei Deutsche maßgeblich an ihrer Gründung und ihrem Erfolg beteiligt waren. An der Grenze zwischen Mainstream und psychedelischem Underground eröffnete ihr Song „Born to Be Wild“ den 1969er Kultfilm „Easy Rider“ und wurde zur Hymne einer ganzen Generation. Der neue, harte und bald unter „Heavy Metal“ firmierende Sound von Steppenwolf löste den kalifornischen „Summer of Love“ (Scott McKenzie „San Francisco“) ab und beendete das Hippie-Zeitalter.

Von Ostpreußen an die West Coast

Zwei deutsche Auswandererkinder trafen sich zunächst im kanadischen Toronto, bevor sie gemeinsam nach Kalifornien weiterzogen: Der Gründer und Sänger John Kay, geboren als Joachim-Fritz Krauledat, war ein mit seiner Mutter in Arnstadt gelandeter Kriegsflüchtling aus dem ostpreußischen Tilsit. Zu den anrührenden Momenten des Dokumentarfilms von Oliver Schwehm gehört ein Solokonzert Kays mit deutschen Kunstliedern in der Bachkirche.

Der Bassist Nick St. Nicholas, geboren als Karl Klaus Kassbaum, stammt aus einer angesehenen hanseatischen Familie. Sein Großonkel war mit Thomas Mann befreundet, der die Kassbaums in seinem Roman „Buddenbrooks“ verewigte. Nicks Vater war Flottenkommandant in der Kriegsmarine des Dritten Reichs.

Unterschiedliche Voraussetzungen

Kern der 107-minütigen Geschichte ist, wie diese beiden Jungen, die mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen ins Leben gestartet sind, über die Musik ihren Weg gefunden haben. John trotzt seiner starken Sehbehinderung, die ihn zum ständigen Tragen einer Sonnenbrille nötigt, und Nick gelingt es, sich aus dem Schatten seines autoritären Vaters zu befreien. Es ist ein Film, der Familien-, Musik-, Band- und Zeitgeschichte miteinander verknüpft und daher keineswegs nur für Steppenwolf-Fans interessant ist.

John Kay bei den Dreharbeiten in Toronto.

In längeren intensiven Interviews erzählen John und Nick erstmals über ihre Herkunft. „Born to Be Wild – Eine Band namens Steppenwolf“ führt uns - auch mittels recht spekulativer Reenactment-Szenen - vom kriegszerstörten Deutschland in die Arbeiterviertel Torontos und nach Los Angeles, wo die Band zu Ruhm aufsteigt und dann jäh abstürzt. Weitere Bandmitglieder wie Michael Monarch und der geheimnisumwitterte Songwriter Mars Bonfire, der einst „Born to Be Wild“ schrieb, ergänzen John und Nick.

Von Hermann Hesse zu Harley-Davidson

In den 1950er- und frühen 1960er-Jahren war der deutsche Schriftsteller Hermann Hesse vor allem in Europa abgeschrieben. Es waren die amerikanischen Hippies, die ihn Mitte der 1960er Jahre wiederentdeckten und zu einem der wichtigsten Inspirationskräfte der Counterculture machten. Vor allem sein antibürgerlicher Roman „Der Steppenwolf“ aus dem Jahr 1927 avancierte dabei zum Kultbuch, dem die Faszination des Verbotenen anhaftete. Denn in einigen US-Bundesstaaten interpretierte man das Werk als Aufruf zu Drogenmissbrauch und sexuellen Perversionen – und entfernte es daraufhin aus den öffentlichen Bibliotheken.

Die Band um John Kay wusste also ziemlich genau, was sie tat, als sie 1968 beschloss, sich nach diesem Werk zu benennen. Was wiederum den Hesse-Boom weiter befeuerte, denn plötzlich gab es viele Leser, die etwas über den Autor erfahren wollten, nach dem sich diese angesagte Band benannt hatte.

Alice Cooper, Taj Mahal, Cameron Crowe („Almost Famous“), Klaus Meine (Scorpions), Jello Biafra (Dead Kennedys), Dale Crover (Melvins) und Bob Ezrin (Produzent von u. a. Kiss, Pink Floyd, Taylor Swift) vervollständigen die Kommentare dieser Doku, die mit einer Vielzahl an nie gesehenen Filmen aus dem Privatarchiv von Nick St. Nicholas aufwarten kann, darunter das erste, noch nie veröffentlichte Demo-Band des Titelsongs. Zudem offenbart Oliver Schwehms am Dienstag (2.7.2024) beim Filmfest München uraufgeführter Film, dass Steppenwolf verschiedene Stile adaptiert und so immer wieder musikalisches Neuland erschlossen hat.

Special Screening in Bochum

Zum Kinostart am Donnerstag, 4. Juli 2024 ist „Born to Be Wild“ im Metropolis Bochum, Roxy Dortmund, Filmstudio Glückauf Essen, Metropolis Düsseldorf sowie in der Schauburg Gelsenkirchen zu sehen. Ein Special Screening mit dem Bassisten Nick St. Nicholas und dem Regisseur Oliver Schwehm kündigt das Bochumer Hauptbahnhofs-Kino Metropolis am Sonntag, 7. Juli 2024, um 18 und 20.30 Uhr an.

Vergangene Termine (2) anzeigen...
  • Donnerstag, 4. Juli 2024
  • Sonntag, 7. Juli 2024, um 18 Uhr
Mittwoch, 3. Juli 2024 | Autor: Pitt Herrmann
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