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Voller Stolz präsentiert Birgit Köhlmeier (Lina Beckmann) ihrer Mutter ihren neuen Freund: Hajo Siewers (Bastian Pastewka).

Turbulente Komödie 'Alles gelogen' im ZDF und in der Mediathek

Lina Beckmann kann auch anders

Die gebürtige Herner Schauspielerin Lina Beckmann ist gerade in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ für ihr „fulminantes Solo“ in „Laios“, dem zweiten Teil des fünfteiligen Antiken-Zyklus „Anthropolis“ von Roland Schimmelpfennig, zur „Schauspielerin des Jahres“ gekürt worden. Und die Regisseurin Karin Beier gleich mit für die „Inszenierung des Jahres“ am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, dem „Theater des Jahres“.

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Nun beweist sie in „Alles gelogen“ an der Seite von Bastian Pastewka, dass sie auch anders kann: Komödie pur. Gemischt mit einem Hauch Melancholie: Als sehr empathische, aber immer noch ledige Buchhalterin eines Autohauses zieht sie kurz vor ihrem 40. Geburtstag eine ernüchternde Bilanz. „Mein Leben ist schon halb ‘rum – und ich war noch nie glücklich“, weshalb sie schon recht verzweifelt auf einer Dating-App unterwegs ist.

Cabrio statt Kombi

Lügen haben kurze Beine? Über solche Küchenweisheiten kann Hajo Siewers (ganz in seinem Element: Bastian Pastewka) nur lachen. Etwa wenn er mit seinem pubertierenden Sohn Marvin (Arthur Gropp) Karten spielt – und dieser auf Papas angebliches „Jahrhundertblatt“ hereinfällt. Oder wenn er als eloquenter Top-Verkäufer des Autohauses Ludwig einem frisch verheirateten Kunden (Laurens Walter) ein flottes BMW-Cabrio einredet, obwohl dessen Familienplanung eher für einen Kombi spräche.

„Zu Goethe kann man schon mal zu spät kommen, der ist schon tot“ beruhigt Hajo seinen wieder einmal viel zu späten Sprössling, um dann doch im Eltern-Taxi zum Gymnasium zu rasen: eine Mathearbeit steht an, kein Deutsch-Unterricht. Mit der Wahrheit hat es auch Marvin nicht so richtig, der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm. In der Tempo-30-Zone stoppt die Kelle eines Polizisten (Mathias Harrebye-Brandt) die wilde Fahrt, aber Papa Hajo kann sich einmal mehr aus der Bredouille quatschen: „Die Wahrheit ist biegsamer als ‘ne Banane.“

Gespräch mit der Schuldirektorin

Weil Hajo durch den Umweg zur Schule einmal mehr zu spät zur Arbeit kommt, will die Chefin Kirsten Ludwig (Pina Kühr) einen Schlussstrich ziehen, was ihr Gatte, Hajos bester Kumpel Alex alias Alexander Ludwig (Holger Stockhaus), noch gerade abwenden kann. Er will schließlich sein bestes Pferd im Stall nicht verlieren. Neues Ungemach droht freilich schon am nächsten Tag: Hajo und seine bessere Hälfte Vera Siewers (Katrin Wichmann) werden zur Schuldirektorin gebeten, weil ihr Sohn Schulcomputer geklaut haben soll, um diese zu Geld zu machen.

Das Team des Autohauses: Alexander Ludwig (Holger Stockhaus, l.), Mike Hölter (Niels Bruno Schmidt, 2. v. l.), Hajo Siewers (Bastian Pastewka, 2. v. r.) und Birgit Köhlmeier (Lina Beckmann, r.).

Vera, die in einer Rechtsanwaltskanzlei arbeitet, ist schwer geschockt – und Hajo kommt schon wieder zu spät zur Arbeit. Obwohl er dem Polizisten in der Tempo-30-Zone diesmal das Märchen aufgetischt hat, Gattin Vera sei einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen. Was sogleich auch im Autohaus die Runde macht – und weite Kreise zieht. Nur einer von diesen hat mit der Buchhalterin Birgit Köhlmeier (Lina Beckmann) zu tun, die zur Feier ihres 40. Geburtstages so verzweifelt wie vergeblich männliche Begleitung sucht, um dem Kaffeekränzchen ihrer Mutter Roswitha Köhlmeier (Birgit Berthold) den Wind aus den Segeln zu nehmen.

'Ich brauch jetzt einen Mann!'

„Ich brauch‘ jetzt einen Mann!“: Weil Hajo einmal, um Birgit zu trösten, von ihr als „aufgehende Sonne dieses untergehenden Ladens“ gesülzt hat, soll er am Geburtstag als ihr Künftiger auftreten, was sogleich mit einem Handy-Selfie bekräftigt wird und die Gerüchteküche im Autohaus weiter befördert.

Und dann auch noch das: Kommissar Friedländer (Tim Seyfi), der schon den Fall der Schulcomputer bearbeitet, taucht plötzlich in der Firma auf, nachdem ein auf das Autohaus Ludwig zugelassenes Fahrzeug bei einem Banküberfall benutzt wurde. Was die Spirale der Lügengeschichten erneut befeuert, denn Hajo soll den Deal mit Damir (Božidar Kocevski) auf seine Kappe nehmen – und damit Alex „den Arsch retten“.

Als Marvin in der Computer-Angelegenheit reinen Tisch machen will und zur Polizei geht, nachdem seine Mutter originalverpackte Geräte in der Garage gefunden und ihm ein Ultimatum gestellt hat, setzt es Prügel im Fitnessstudio von Ferhat (Wael Alkhatib), dem Bruder eines ebenfalls zur Gewalt neigenden Klassenkameraden Marvins. Am Ende, das zur Beruhigung, steht ein „ehrlicher Neuanfang“ auf der Agenda der Familie Siewers…

In Berlin gedreht

Die turbulente 89-minütige Komödie „Alles gelogen“ von Ralf Husmann (Buch) und Erik Haffner (Regie) ist vom 10. Oktober bis 7. November 2023 in Berlin gedreht worden und steht noch bis zum 5. Juli 2025 in der ZDF-Mediathek zur Verfügung, die Erstausstrahlung ist am Donnerstag, 5. September 2024, um 20.15 Uhr im „Zweiten“.

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Sie lebt vom großartigen Cast rund um den unvergleichlichen Bastian Pastewka, übrigens einem gebürtigen Bochumer des Jahrgangs 1972, der viel mehr ist als „nur“ der mehrfache Träger des Deutschen Comedypreises: ein Komiker („Die Wochenshow“) und Drehbuchautor, ein Hörspiel- und Synchronsprecher und nicht zuletzt ein toller Schauspieler.

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  • Donnerstag, 5. September 2024, um 20:15 Uhr
Dienstag, 3. September 2024 | Autor: Pitt Herrmann